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Vom Glück des Schenkens und des Beschenkt-Werdens

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"Glück ist das einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt"


Ich schenke sehr gern. Nicht nur zu Weihnachten - ich schenke einfach insgesamt wirklich gern.

Es macht mich glücklich, anderen Menschen durch ein wenig Aufmerksamkeit meinerseits Freude zu bringen. Das war schon immer so, doch seit ich Kinder habe, hat sich das noch einmal vervielfacht. Mit der Geburt meiner Töchter vor fünf Jahren öffnete sich mein Herz weit und seitdem spüre ich irgendwie, was mein Gegenüber gerade braucht.

Manchmal ist es nur ein Ohr - als ich mich neben eine ältere Dame auf die Parkbank setzte und ihr eine halbe Stunde freundlich zuhörte, bevor ich meine Kinder aus dem Kindergarten abholte. Manchmal ist es nur eine Briefmarke - als ich ein wichtiges Dokument auf dem dreckigen Gehweg fand und es zuhause gesäubert in einen großen Briefumschlag steckte und an den Besitzer schickte.

Dankesbrief

Manchmal ist es ein eiskalter Kaffee - als an einem heißen Sommertag eine Bäckereifachverkäuferin meinen gerade gekauften Iced Vanilla Latte bewunderte und augenzwinkernd meinte, so einen hätte sie jetzt auch gern, ging ich noch einmal zurück in mein Lieblingscafé und kaufte und brachte ihr einen.

Manchmal ist es ein Spielzeug - als einmal in meinem Lieblingsforum eine mir bis dahin eher unbekannte, aber durchaus sympathische Userin fragte, welche Puppe wir für ihren Sohn empfehlen würden, schickte ich ihr ein Paket mit einer wunderschönen Babypuppe. Ich hatte sie ein paar Monate vorher auf dem Flohmarkt für wenig Geld gefunden und mich spontan verliebt. Meine Töchter hatten aber schon Babypuppen, also wollte ich sie eigentlich nicht kaufen. Irgendetwas in mir sagte mir aber, dass ich sie noch brauchen werde - ich nahm sie also und legte sie beiseite, für einen besonderen Anlass. Als nun diese Userin nach einer Puppe fragte, wusste ich sofort - das ist die Familie, in die der kleine Puppen-"Peter" ziehen wird.

Manchmal ist es ein Brief. Als mir vor vielen Jahren eine Kollegin erzählte, dass ihr zehnjähriger Sohn einen Brief für Professor Dumbledore auf dem Fensterbrett hinterlassen hatte, in der Hoffnung, auch in die Zauberschule Hogwarts aufgenommen zu werden, kaufte ich grüne Tinte und schrieb ihm als "Dumbledore" einen liebevollen Antwort-Brief. Zusammen mit einer rot-goldenen Phoenixfeder legte seine Mama meinen Brief in der Nacht auf das Fensterbrett. Ihr hättet seine erstaunten Augen sehen sollen!

Manchmal ist es eine kleine Notlüge, mit der ich helfe. Als ich einmal in meinem Lieblingscafé saß, bemerkte ich, dass eine hübsche Postfrau auf dem Fahrrad von einem alten Mann freundlich angesprochen wurde. Ich kannte den Mann. Er wohnt über dem Café und ist einsam. Er kommt jeden Tag herunter und schafft es mühelos, fremde Menschen in ein Gespräch zu verwickeln. Auch ich hatte schon mehrmals mit ihm geredet - er ist eloquent und unterhaltsam. Der Haken an der Sache ist, dass er kein Ende findet. Irgendwie schafft er es, Gespräche so zu gestalten, dass sein Gegenüber keinen Ausstieg findet, ohne unhöflich und abrupt zu wirken. Wirklich nicht. Ich habe es versucht. Man bleibt entweder mehrere Stunden bei ihm kleben, oder man muss sich rüde losreißen.

Jedenfalls beobachtete ich aus dem Fenster heraus, wie er die junge Postfrau anquatschte und diese freundlich antwortete. Sie war schon halb auf ihrem Rad, da fragte er sie noch etwas. Sie stieg also ab, um seine Frage zu beantworten. Ich überlegte, ob sie nicht eigentlich schnell weiter müsste, weil sie doch Briefe austragen musste, aber dann wurde ich abgelenkt und beachtete die beiden nicht mehr.

Nach einer halben Stunde schaute ich wieder aus dem Fenster - und beide standen immer noch da. Ich versuchte, anhand ihrer Körpersprache herauszufinden, ob ihr das Gespräch noch angenehm war, wurde aber nicht aus ihr schlau. Zwar lehnte sie sich mehrmals zurück und schaute auch über seine Schulter hinweg zu ihren noch bevorstehenden Arbeitsweg, dann aber beugte sie sich ihm wieder offen entgegen und schaute ihm beim Reden in die Augen. Sollte ich einschreiten, oder nicht? Ich wartete noch eine  Viertelstunde und war immer noch unsicher. Dann aber lehnte sie sich eindeutig von ihm weg und verschränkte, während er sprach, die Arme vor der Brust - das war mein Zeichen, denn diese unbewusste Geste drückt den Wunsch nach Distanz aus.

Ich ging also schnell aus dem Café heraus und auf die beiden zu. Sie sahen mich nicht kommen, weil sie ins Gespräch vertieft waren, deshalb begann schon von weitem mit der Postfrau zu zetern: "Hier bist du! Mensch! Wir warten alle schon auf dich! Weißt du wie sauer der Chef mit dir ist?! Willst du gefeuert werden, oder was? Deine Runde hättest du schon vor 30 Minuten beenden müssen!"

Wohlgemerkt, ich kannte die Postfrau gar nicht, sie war mir völlig fremd. Dementsprechend entgeistert schaute sie mich an. Ihr Blick war voller Fragezeichen. Ich neigte meinen Kopf leicht in Richtung ihres Gesprächspartners, guckte ihr bedeutungsvoll in die Augen und fragte eindringlich: "Oder willst du dieses Gespräch hier noch weiter führen?" Da fiel bei ihr der Groschen. Ich war ihr Ausweg! Schnell sagte sie zu mir "Nein, nein, ich will das Gespräch nicht beenden." und entschuldigend zu ihm: "Ich muss jetzt wirklich los, sie hören ja..." Wir verabschiedeten uns gemeinsam von ihm und liefen zusammen los. Sie bedankte sich grinsend, ich zwinkerte ihr zu, dann fuhr sie los und ich ging zurück ins Cafè. Meine kleine Intervention hatte ihr geholfen, sich freundlich von ihm loszueisen, und ihr vielleicht tatsächlich den Job gerettet. Wer weiß?

Manchmal gebe ich Geld, um zu helfen. Vor meinem Café auf einer Bank sitzen das ganze Jahr lang eine Gruppe Obdachloser, trinken und unterhalten sich. Sie sind dabei ausgesucht höflich mit ihren Mitmenschen. Ab und zu kommen sie ins Café und gehen auf die Toilette.

Nach einer Weile fingen wir an, uns zu grüßen, weil ich auch jeden Tag dort bin, an meinem Fensterplatz stehe und schreibe. Einer der Männer hatte nur einen Schuh. Das war im Sommer kein Problem, aber als es erst Herbst und dann Winter wurde, machte ich mir Sorgen um ihn. Er wickelte den schuhlosen Fuß in Zeitungspapier und saß auf der Bank und trotzte der Kälte. Ich kaufte eine Runde heißen Kaffee und brachte ihn zur Gruppe raus. Dabei kamen wir ins Gespräch, ich hörte mir die Lebensgeschichten der Männer an. Irgendwann zeigte ich auf den schuhlosen Fuß und sagte, das könne nicht so bleiben. Er zuckte mit den Schultern. Das geht schon. Danke für den heißen Kaffee! Die anderen Männer spielten verzückt mit meinem Sohn, der sich quietschend an ihrer Bank festhielt. Mir wurde kalt, ich nahm den Kleinen wieder mit hinein ins warme Café, doch der fehlende Schuh lies mir keine Ruhe. Dann fasste ich einen Entschluss- ich würde dem Mann da draußen ein Weihnachtsgeschenk machen. Nicht einmal 10 Minuten später steckte ich ihm ein Bündel Geld zu. "Kauf dir Winterstiefel!", sagte ich eindringlich.

Diese Geschichte könnte hier zu Ende sein, doch sie hielt für mich noch eine Lernaufgabe bereit. Als ich "meinem" Obdachlosen das viele Geld gab, war ich zunächst glücklich, weil ich es schön fand, sein ungläubiges Gesicht zu sehen. Dann zweifelte ich an meiner Entscheidung. Würde er das Geld wirklich für Schuhe und nicht für Alkohol ausgeben? Ich wartete jeden Tag im Café auf ihn, aber er kam für zwei Wochen nicht mehr. Ich ärgerte mich. Bestimmt hatte er das Geld versoffen und traute sich mir nicht mehr unter die Augen. Ich wurde immer wütender, dann machte es plötzlich klick. Moment mal! Was er mit dem Geld machte, war doch seine Sache! In dem Moment, in dem ich die Scheine in seine Hand drückte, hatte ich die Verantwortung dafür auf ihn übertragen. Es war jetzt sein Geld, nicht mehr meins, und was er damit machte, ging mich gar nichts mehr an. Er hatte seine Dankbarkeit schon ausgedrückt, als er mir mit Tränen  in den Augen die Hand gedrückt und "das werde ich dir nie vergessen" gemurmelt hatte.

Endlich ließ ich von meinem Besitzanspruch los. Ich entspannte wieder, stand weiter an meinen Fensterplatz und schaute ab und zu hinüber zur Bank, von der aus mir die anderen Obdachlosen zuwinkten. Am nächsten Tag war er wieder da - mit einem dicken paar Stiefel an den Füßen und sechs Dönern für seine Freunde. Er nickte mir im Vorbeigehen zu, ich zwinkerte zurück und schrieb weiter an meinem Artikel.

Wie man in den Wald hineinruft, so....


Ich schenke wirklich sehr, sehr gern. Es drückt für mich Liebe aus. Liebe für alle Menschen, egal, ob sie mir nah stehen oder ob sie mir fremd sind. Manchmal werden aus Fremden dann auch Freunde. Die Userin, deren Sohn ich die Puppe schickte, ist nun eine meiner besten Freundinnen. Der Mann, dessen Dokument ich fand und zurückschickte, schickte mir einen lieben Dankesbrief, der mir den Tag versüßte. Der Sohn, mit dem ich als Professor Dumbledore eine rege Brieffreundschaft pflegte, ist mittlerweile 25. Ich erinnere mich gern an den Zauber der Zeit, als wir uns Briefe schrieben - für mich war das ebenso beglückend, wie für ihn.

Die Bäckereifachangestellte nahm sich, als meine Töchter 3 Jahre alt waren und unbedingt allein Brötchen einkaufen gehen wollten, die Zeit, die sie brauchten, um die Bestellung aufzugeben und das Geld zu sortieren. Sie war so liebevoll bei der Sache, dass meine Kinder heute, mit 5, total gern allein einkaufen gehen und mit allen Kassiererinnen und Kassierern einen freundlichen Schwatz halten. Das ist für mich wie ein Wunder, denn ich hätte in diesem Alter vor lauter Schüchternheit einem fremden Erwachsenen nicht einmal in die Augen geschaut, geschweige denn etwas von ihm gekauft.

Die obdachlosen Männer vor meinem Lieblingscafé wiederum haben es sich zur Aufgabe gemacht, mich und meine Familie zu schützen. Sie haben immer ein Auge auf uns und wenn mal ein fremder Betrunkener uns anpöbelt, oder sich uns in den Weg stellt (das kommt öfter vor, als man sich wünscht), sind sie immer gleich deeskalierend da und übernehmen den Fall. "Mein" Obdachloser war übrigens in den zwei Wochen im Krankenhaus, wo er einen Menschen traf, der ihn an die Hand nahm und mit ihm Behördenformulare ausfüllte. Seitdem hat er eine kleine Sozialwohnung. Er sitzt immer noch tagsüber auf der Bank und er trinkt immer noch zu viel Alkohol, aber in diesem Winter hat er einen warmen Platz zum Schlafen - und seine Freunde auch.

Ich bekomme so viel Liebe zurück von den Menschen um mich herum, dass ich gar nicht anders kann, als glücklich zu sein. Es gibt natürlich auch Momente, in denen ich angenervt bin oder mich über jemanden ärgere, aber meist wird das schnell wieder ausgeglichen durch ein Lächeln oder eine freundliche Geste eines anderen. Seit ich blogge, haben sich diese freundlichen Gesten vervielfacht durch die liebevollen Kommentare, die unsere Leser|innen uns tagtäglich hinterlassen. Jeden Morgen, bevor ich mit dem Schreiben beginne, lese ich zunächst, was ihr uns am Tag zuvor sagen wolltet und lächle dabei. Wie viel Wertschätzung ihr meiner und Danielles Arbeit entgegenbringt! Ich möchte euch vor Freude umarmen und knutschen, ihr tollen, tollen Frauen und Männer!

Doch euer Dankeschön für unsere Arbeit endet nicht bei den Kommentaren. Ihr habt gefragt, wie ihr uns unterstützen könnt und seitdem tröpfelt regelmäßig eure Liebe in unsere Wohnungen. Ihr schickt Bücher und Geld, so dass wir unsere Arbeit fortführen können, obwohl wir doch eigentlich völlige Fremde für euch sind und ihr ganz sicher nicht zu viel Geld zuhause rumliegen habt. Wir danken euch von Herzen für jede eurer Spenden! Danke, dass es euch gibt. Danke, dass ihr uns lest. Danke, dass ihr uns so viel zurück gebt.

Und wenn die Spende nicht anonym kommt, können wir sogar persönlich Danke sagen:

Wir danken also ganz besonders...

Nicole Sch., Svenja L., Christine B., Fanny K., Katharina S., Frauke R., TaoTao, Thomas G., Anja K., Petra B., Miriam R., Alexandra Z., Anna R., Olga Sch., Luzie L., Monika K., Bianca H., Beatrice A. Wolfgang T., Kirsten C, Katharina S., Sarah V., Nadine G., Stephanie D., Katrin P., Alexander K., Monika F. Thomas S., Carsten N., Julia C., Julia H., Julia B., Tobias D., Merle L, Olaf H., Wiebke M., Catherina D., Gerald S., Fabian S., Silke V., Anja R., Verena G., Petra H., Renate V., Claudia Z., Chiara D., Bärbel R., Miriam K., Frauke L., Berit K., Marina R., Jana B., Corinna H.-E., Katarina S., Anke B., Kerstin V., Christina Sch., Maren T., Svenja W., Rita M., Stefanie B., Astrid Sch., Ursula M.-V., Heidi T., Katrin N., Stephanie K., Marina E., Karin D., Manuela P., Liljana P.  und diejenigen, die wir möglicherweise versehendlich an dieser Stelle vergessen haben sollten.

Jahresendpause


Dieses Jahr haben wir viel gearbeitet und gönnen uns nun unsere wohlverdiente, vierwöchige Weihnachtspause. Auf unserer Facebook-Seite werden wir in den nächsten Wochen ein paar Highlights aus den letzen Jahren posten - vielleicht habt Ihr ja Lust, vorbei zu schauen.

Wir wünschen euch wundervolle, stressfreie Weihnachten, einen Guten Rutsch ins Jahr 2016 und jeden Tag jemanden, der euch mit einem Lächeln, einer netten Geste oder einem freundlichen Wort ein bisschen Liebe schenkt und euch glücklich macht.

Eure Snowqueen und Danielle


Zehn Dinge, die Dein Familienleben nachhaltig entspannen

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Hab Vertrauen in Dein Kind


Spätestens in der Krabbelgruppe geht das Vergleichen los - ob man es will oder nicht, man beginnt zu grübeln, wenn die Entwicklung des eigenen Kindes von der (vermeintlichen) Norm abweicht. Es gibt viele Bereiche, in denen die Streubreite der normalen kindlichen Entwicklung so groß ist, dass eigentlich jedes Kind irgendwann bei irgendetwas "nicht in der Norm" ist. Sei es das Schlafen, die Motorik, die Größe, das Essen, das Trotzen, das Gewicht, das Sauberwerden...

Bei den meisten Müttern beginnt dann unwillkürlich das Gedankenkarussell: Ist das normal? Was ist normal? Soll ich zum Arzt? Er isst so wenig! Er isst so viel! Sie schläft so schlecht! Er schläft so viel! Er hört gar nicht! Mein Kind beißt! Das ist doch nicht normal! Warum will sie nicht teilen? Sie lügt! Schon so früh! Warum braucht er für das große Geschäft noch eine Windel? Warum mag sie kein Gemüse? Wenn er doch endlich allein schlafen würde! Jede Nacht wird er wach, das kann doch nicht normal sein...

Es steigert die Lebensqualität enorm, wenn man diese Gedanken rigoros abschaltet. Man sollte sich bewusst machen: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Kind vollkommen normal entwickelt, liegt bei über 99 %. Und selbst wenn es sich nicht "normal" - also außerhalb der üblichen Entwicklungspanne - entwickelt: dann wird man das ganz sicher früher oder später merken. Wirklich! Daher sollte man sein Kind einfach so annehmen, wie es ist. Jedes Kind ist anders, jedes Kind entwickelt sich anders.

Und wenn man sich wirklich Gedanken macht, die einen zermürben, dann sollte man immer den Kinderarzt oder andere Spezialisten befragen, Grübeln bringt einen nicht weiter!

Vertraue darauf, dass alles gut ist und quäle Dich nicht mit Mutmaßungen.
 

Unterstütze Dein Kind... wenn es das fordert

 
Es ist für Kinder unglaublich frustrierend zu erleben, was sie alles nicht können. Noch viel frustrierender ist es, wenn wir ihnen sagen: "Das kannst du noch nicht!" Kinder haben ein natürliches Autonomiebestreben - sie werden von sich aus Dinge immer und immer wieder ausprobieren, bis sie endlich gelingen. Je jünger das Kind ist, desto mehr Zeit braucht es, für "Selber machen!" Bemühe Dich, vor allem im Alter zwischen einem und drei Jahren immer Extrazeit dafür einzuplanen. Du wirst sie so oder so brauchen - denn ein Kind, das gegen seinen "Selbermachenwollen!" angezogen wird, wird die gesparte Zeit in vielen Fällen hinterher durch Wüten ausfüllen. 

Es kommt recht häufig vor, dass Kinder - wenn sie dann bestimmte Dinge endlich können - plötzlich verstärkt wieder Hilfe dabei einfordern. Die Angst vor dem Verwöhnen oder davor, dass die Kinder dadurch wieder unselbständiger werden könnten, hält viele Erwachsene davon ab, ihnen zu helfen. Häufig endet die Situation dann in einem Machtkampf - der viel länger dauert und viel mehr Nerven kostet, als wenn man einfach schnell geholfen hätte.

Für Kinder ist Hilfe aktive Zuwendung und Aufmerksamkeit - für einige ist sie sogar die wichtigste Form davon. Wenn wir die Hilfe ablehnen, fühlen sie sich als Person abgelehnt - das macht sie traurig und wütend. Sie haben Angst, die elterliche Liebe zu verlieren und fordern immer wieder noch vehementer Unterstützung. Das führt nicht selten dazu, dass Eltern das Gefühl bekommen: das Kind kann ja gar nichts mehr! Um die vermeintlich vollständig schwindende Selbständigkeit zu retten, fordern sie noch stärker das Selbermachen, das Kind kämpft noch verzweifelter um Unterstützung - so eskaliert die Situation zunehmend.

Sieh den Wunsch nach Unterstützung als Bedürfnis nach Zuwendung, nicht als Machtkampf. Dein Kind wird ganz sicher trotzdem selbständig.
 

Lass Dein Kind wütend sein! 

 
Kinder trotzen nicht aus Berechnung oder um uns zu ärgern - sie sind vollkommen überflutet von Emotionen, die sie noch nicht allein regulieren können. Es ist für uns Eltern enorm schwierig, Wutanfälle unserer Kinder auszuhalten. Einerseits weil wir uns so hilflos fühlen, andererseits stresst uns das Umfeld mit seinen Blicken und Kommentaren. Viele Eltern fürchten, dass das Trotzen ein Zeichen ihres Erziehungsversagens sein könnte. Sie denken, dass normal entwickelte Kinder ein solches Verhalten nicht zeigen und geben sich die Schuld daran, dass ihr Kind so emotional überreagiert.

Dabei ist dieses Verhalten vollkommen normal und sollte von uns auch als genau das betrachtet werden. Wenn wir uns von dem Wunsch lösen, Trotzanfälle möglichst schnell beenden zu wollen und sie stattdessen als wichtigen Entwicklungsschritt betrachten, den wir mit liebevollem Zuspruch und durch unsere Zuwendung unterstützen, wird uns das deutlich weniger stressen. Wie man Kinder erreicht, wie wirklich wütend sind, kannst Du bei uns in einem ausführlichen Artikel über die Autonomiephase lesen.
 
Wichtig ist es, den Kindern nicht das Gefühl zu geben, dass ihr Verhalten falsch ist, sondern sie und ihre Wut anzunehmen - nicht selten verursacht nämlich die Bestrebung, das Wüten um jeden Preis zu beenden, noch intensivere Gefühlsausbrüche. Kinder dürfen wütend sein - unsere Aufgabe ist es, ihnen altersgerecht Wutbewältigungsstrategien beizubringen.

Wenn wir uns bewusst machen, dass Wutanfälle ein vollkommen normaler Schritt der kindlichen Entwicklung sind und im Grunde jedes Kind in diesem Alter dieses Verhalten zeigt, fällt es uns leichter, Gelassenheit zu bewahren.
 

Hör auf, ständig zu ermahnen

 
"Pass auf!", "Achtung!" oder "Vorsicht!" sind Wörter, die Kinder unglaublich oft hören - und die in den wenigsten Fällen wirklich sinnvoll sind. Natürlich sollte man ein Kind immer warnen, wenn es sich ganz offensichtlich in eine Gefahrensituation begibt - "STOOOOP!! Da kommt ein Auto!" ist am Straßenrand lebenswichtig. Nur - wie erreicht man am ehesten, dass das Kind in solchen Fällen auch tatsächlich stehen bleibt? Die Signalwirkung von Warnungen bleibt vor allem dann erhalten, wenn sie nur dann ausgesprochen werden, wenn erkennbar eine Gefahr besteht.

Wenn das Kind hingegen den ganzen Tag hört "Kletter nicht so hoch!", "Vorsicht, gleich verkippt die Milch!" oder "Pass auf, stoß dich nicht!", dann verknüpft es Warnungen einfach nicht mit wirklich gefährlichen Situationen. Da in 80 % der Fälle nichts passiert und in nahezu allen Fällen, in denen dann doch mal was passiert, vorher nicht gewarnt wurde, nimmt das Kind Warnungen bald nicht mehr ernst. Außerdem: Ständige Ermahnungen enthalten für das Kind die unterschwellige Botschaft: "Ich traue dir nicht zu, auf Dich selbst achtzugeben" - das erzeugt langfristig großen Verdruss und wirkt sich auf das Selbstbewusstsein aus.

Am Wochenende erst sagte ich zu meinem Kind: "Vorsicht, die Herdplatte ist heiß!" (wie schon gefühlt hundertmal zuvor) - als ich ihr den Rücken zudrehte, legte sie absichtlich die den Handrücken auf den Herd und verbrannte sich die Finger. Ich fragte sie ganz entgeistert, warum sie das trotz meiner ausdrücklichen Warnung getan hätte. Ihre Antwort war: "Ich wollte mal wissen, wie heiß die Herdplatten denn wirklich ist". Herrje! Jetzt weiß sie es - und was haben meine Ermahnungen genutzt? Künftig wird sie nun auch ohne meine ständigen Warnung achtgeben.

Man kann sich ohne weiteres darauf beschränken, vor lebensgefährlichen Gefahren zu warnen, das spart viel Zeit, Nerven und Frustration.

Überdenke Eure Grenzen  


Wir alle kennen Kinder, die sich schlecht benehmen. Sie hören nicht darauf, was ihre Eltern sagen, sie tun, was sie wollen, sie ärgern andere Kinder und tun ihnen weh. Häufig wirken die Eltern solcher Kinder desinteressiert - sie lassen die Kinder gewähren, ohne groß einzugreifen. "Diese Kinder bräuchten viel mehr Grenzen!" wird dann schnell gerufen.

Leider ziehen viele Eltern für sich den Schluss: "Meinem Kind muss ich unbedingt feste Grenzen setzen, damit es sich nicht auch so schlecht benimmt". Dabei sind die meisten "ungezogenen" Kinder nicht so geworden, weil die Eltern sie grenzenlos gewähren ließen - das Desinteresse ist vielmehr ein Ausdruck der Resignation - sie haben den Kontakt zum Kind fast vollständig verloren. Sie haben vermutlich durchaus versucht, ihre Kinder "richtig" zu erziehen und starre Grenzen. Ständige Konsequenz und prompte Konsequenzen haben diese Kinder irgendwann so frustriert, dass sie sich zunehmend machtlos, erpresst und hilflos fühlten. Das schlechte Benehmen ist ein Schrei nach Aufmerksamkeit, der - wenn das Bedürfnis nicht erfüllt wird - in einer immer weiter eskalierenden Spirale enden kann.

Kinder brauchen keine (künstlichen) Grenzen - sie brauchen Menschen, die authentisch mit ihnen in Beziehung treten, sie ernst nehmen und die versuchen, alle Bedürfnisse miteinander in Einklang zu bringen.
 

Sag "Ja!" satt "Nein!"


"Nein!" ist das Wort, das Kinder vermutlich am häufigsten in ihrer Kindheit hören - wir signalisieren damit Grenzen. Zähle mal bewusst mit, wie oft Du am Tag "Nein!" sagst. Achte dabei darauf, wie häufig Dein Kind überhaupt sofort auf das "Nein!" hört. Das Ergebnis ist in den meisten Fällen frustrierend. Durch die häufige Verwendung hat sich das Wort abgenutzt und seine Signalwirkung verloren - eine gewisse Muttertaubheit hat sich eingestellt.

Wenn Du Deine Grenzen überdenkst, versuch es doch einfach mal für ein paar Tage mit ganz vielen "Ja!"s - und schau, was passiert. Frag Dich dabei immer, ob Du etwas tatsächlich verbieten musst oder ob es nur Deiner Bequemlichkeit dient (weil Du bspw. keine Lust hast, möglicherweise verschüttetes Wasser aufzuwischen) oder nur aus Prinzip gesagt wird, weil "man das eben so macht". Meistens dauert es viel länger, ein "Nein" zu diskutieren und die nachfolgend Frustration zu verarbeiten, als einfach "Ja!" zu sagen, wenn eigentlich nichts dagegen spricht. Und Du wirst feststellen, dass Du die Frage "Warum eigentlich nicht?" häufig nur schwer beantworten kannst.

Du brauchst dabei keine Angst zu haben, Dein Kind zu verziehen - es lernt dadurch zu kooperieren und wird wahrscheinlich auch zu Dir künftig öfter "Ja!" statt "Nein!" sagen.

Das Überdenken von Grenzen wird nicht das Benehmen verschlechtern, sondern die Kooperationsbereitschaft erhöhen.
 

Lass Euch Zeit


Lienhard Valentin (der das wunderbare Buch "Mit Kindern neue Wege gehen" geschrieben hat), sagte einmal, dass das, was wir für die Erziehung brauchen, drei Dinge seien: "eine Tasse voll Wissen, ein Fass voll Liebe und ein Ozean voll Geduld".  Kinder leben im Hier und Jetzt - nichts ist spannender, als die Blume am Wegesrand oder die Pfütze auf dem Weg zur Kita. Das Konstrukt von Zeit und die daraus resultierende Eile sind ihnen völlig unbekannt, sie leben einfach in den Tag hinein. Das Bedürfnis nach freier Zeiteinteilung kollidiert häufig mit dem unsrigen, pünktlich auf Arbeit zu sei, das Abendbrot auf den Tisch zu stellen oder beim Arzt zu erscheinen.

Ganz viele Konflikte haben ihren Ursprung darin, dass Kinder aus dem, was sie gerade tun, regelrecht heraus gerissen werden. Wenn wir Kinder bei dem, was sie tun, unterbrechen müssen, dann sollten wir das immer ankündigen - möglichst in mehreren Stufen. "Noch fünf Minuten, noch drei, noch eine Minute" sorgt dafür, dass sie sich innerlich für den Abbruch wappnen können. Sie werden manchmal auch noch eine Minute nachverhandeln - wenn das möglich ist, sollten wir ihnen diese -  wenn es geht - geben.

Wenn Kinder merken, dass wir uns bemühen, sie so oft wie möglich gewähren zu lassen, werden sie das in den meisten Fällen honorieren, indem sie nicht trödeln, wenn wir es wirklich eilig haben. Stress und Hektik sind ansteckend und frustrieren alle Beteiligten. Es gibt Weniges, das wirklich so wichtig ist, dass es nicht auch ein paar Minuten warten könnte.

Sowohl zur Entschleunigung des Alltags als auch zur Konfliktminimierung sollte man möglichst immer so viel Zeit planen, dass man einen ausreichenden Puffer hat und sich immer wieder kritisch fragen: Ist es wirklich notwendig, dass ich so drängele?

 

Warte ab


Nicht nur das Zeit lassen, sondern auch das Abwarten führt häufig zu einem deutlich entspannteren Familienleben. Wir Eltern neigen dazu, zu schnell regulierend einzugreifen. Ich erzähle dazu immer gerne folgende Geschichte von meinem damals 2-jährigen Sohn:

Wir planten, mit dem Auto wegzufahren. Mein Kind wartete schon draußen und spielte ganz vertieft mit einen Stock im Garten vor dem Haus. Als wir los wollten, sagte ich zu ihm: "So Schatz, wir wollen los. Leg den Stock bitte hin!" Er lachte mich an und rannte weg in den hinteren Garten. Ich rief ihm hinterher: "Leg den Stock bitte weg, Du kannst ja weiter damit spielen, wenn wir wieder kommen!" Er rannte einfach weiter. Mein Mann meinte: "Ach schnapp ihn dir einfach, er macht sich doch ganz offensichtlich einen Spaß draus!" Ich sagte: "Warte mal noch eine Minute ab, mal sehen, was er tut". Und was tat er? Er brachte den Stock zur hintersten Grundstücksgrenze und warf ihn über den Zaun. Er hatte oft beobachtet, wie ich Gartenschnittabfälle hinüber warf (es ist ein leerstehendes Grundstück, das ich zu kaufen beabsichtige ;-) und er hatte mir dabei schon oft begeistert geholfen. Danach kam er zurück und freute sich: "Hab ich den Stock weggelegt!" Er stieg ohne jede weitere Diskussion glücklich ins Auto ein. 

Hätte ich gedroht: "Wenn du nicht sofort kommst, dann setze ich dich ins Auto!" oder wenn ich ihn einfach geschnappt hätte, dann hätte er die Welt nicht mehr verstanden  - schließlich wollte er genau das tun, was ich gesagt hatte - nämlich den Stock "weglegen"! Er wäre vermutlich (zurecht) ärgerlich geworden und hätte ein großes Drama gemacht.
 
Wir greifen oft zu vorschnell ein - wenn wir öfter einfach mal abwarten, entstehen einige Konflikte erst gar nicht.

Unterstelle stets gute Absicht


Die eben erzählte Begebenheit zeigt auch, wie wir oft die Absichten unserer Kinder falsch einschätzen. Als mein Sohn lachend wegrannte, war unser erster Gedanke, dass er uns ärgern oder provozieren will (ein typisches Relikt der Erziehung unserer Eltern). Die Vorstellung, dass ihr Kind ihnen "auf der Nase herumtanzt", beunruhigt viele Eltern.

Kognitiv sind kleine Kinder jedoch noch gar nicht in der Lage, bewusst zu provozieren. Denn um das zu tun, müssten sie über die Fähigkeit verfügen, sich in die Gedankenwelt des anderen hineinzuversetzen. Denn nur, wenn sie tatsächlich nachfühlen könnten, was der andere empfindet, wenn sie etwas Bestimmtes tun, dann wäre eine zielgerichtete Provokation möglich. Der Gedankengang: "Wenn ich wegrenne, dann löst das bei Papa Ärger aus" ist erst etwa im Alter von drei bis fünf Jahren möglich.

Unabhängig davon sollte man sich bewusst machen, dass das absichtliche Herbeiführen von Konflikten für Kinder nicht sinnvoll ist. Sie sind von ihren Bindungspersonen vollkommen abhängig und von Natur aus eher kooperativ angelegt, als konfliktfreudig. Sie wollen uns nicht ärgern - meist geht einfach beim Entdecken der Welt irgendwas schief. Lachen uns Kinder dann auch noch frech an, ist das eine Geste, die uns eigentlich eher beschwichtigen als ärgerlich machen soll ("Schau - ich lache - ich bin ganz harmlos!").

Gehe grundsätzlich davon aus, dass hinter dem Verhalten Deines Kindes keine böse Absicht steckt!
 

Formuliere Deine Wünsche konkret und in der Ich-Form

 
Wenn wir möchten, dass unsere Kinder etwas tun, dann sollten wir es ihnen auch sagen. Das klingt zunächst recht simpel, aber der Teufel steckt im Detail, denn Sender und Empfänger kommunizieren oft auf unterschiedlichen Ebenen. Deutlich wird das bspw. bei der Frage "Kannst du das bitte wegräumen?" Erwachsenen ist klar, dass damit nicht die grundsätzliche Fähigkeit zum Wegräumen in Erfahrung gebracht werden soll, sondern diese (rhetorische) Frage mit einer impliziten Aufforderung verbunden ist. Wenn ein Kind also "Ja!" antwortet und dann nichts weiter tut, dann hat es einfach die Frage beantwortet - natürlich kann es das wegräumen - dass es das auch tun soll, hat das Kind gar nicht verstanden. Und wir ärgern uns: "Aber er hat doch ausdrücklich mit "ja" geantwortet, warum macht er nichts?" Wir müssen immer berücksichtigen: Kinder wissen nichts von Rhetorik und Implikation.

Wenn man Kinder um etwas bittet oder zu etwas auffordert, sollte man unbedingt Blickkontakt aufbauen (am besten auf Augenhöhe) - aber nicht erzwingen (z. B. mit "Sieh mich gefälligst an!") Aufforderungen sind am wirksamsten in der Ich-Form. "Ich möchte, dass" ist eine klare Botschaft, verbunden mit einer eindeutigen Handlungsanweisung. Das heißt natürlich nicht, dass unsere Kinder dadurch immer tun werden, was wir ihnen sagen - aber ihnen ist zumindest klar, was wir konkret erwarten.

Auch hier ist Geduld essentiell - ganz viele Kinder reagieren auf Forderungen fast immer mit einem sofortigen "Nein!" - sie meinen damit aber in der Regel nicht "auf keinen Fall", sondern "jetzt gerade nicht". Wenn wir ihnen die Wahl lassen, wann sie etwas tun, werden sie sich deutlich weniger gegängelt fühlen und das Gefühl, frei entscheiden zu dürfen, erhöht ihre Bereitschaft zu Kooperation. Statt "Kannst Du das bitte wegräumen", ist ein "Ich möchte gerne, dass Du das bis zum Abendbrot wegräumst" viel erfolgversprechender. Unter Umständen muss man das Kind zwar noch mal erinnern, aber es wird unserer Aufforderung dennoch bereitwilliger Folge leisten, als wenn wir uns auf einen Machtkampf einlassen.
 
Ich-Botschaften vermitteln Kindern klar, was von ihnen gewünscht oder erwartet wird, ohne ihre Integrität anzugreifen.
 

Versuch macht klug 

 
Es kann enorm bereichernd sein, sich immer mal wieder abseits der eingetretenen Pfade umzuschauen und Alternativen auszuprobieren.  Man vergibt sich dadurch rein gar nichts. In vielen, vielen Fällen überrascht das Ergebnis, weil die gehegten Befürchtungen nicht eintreten. Kinder werden nicht wie erwartet frecher, fordernder, fauler oder anstrengender - stattdessen stellt sich in vielen Fällen eine gewisse Grundzufriedenheit ein, die alle Beteiligten viel weniger Nerven, Zeit und Anstrengung kostet. Daher gilt: Versuch macht klug - eine Rückkehr auf die alten Pfade ist ja jederzeit möglich.

© Danielle
 

"Familie - Eine Gebrauchsanweisung" Reinhard Winter und Claudia Stahl

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Heute möchten wir Euch mal wieder ein schönes Buch über Kinder vorstellen: "Familie - Eine Gebrauchsanweisung - Was Eltern und Kinder zusammenhält" von Reinhard Winter und Claudia Stahl.

Die Autoren sind Familienberater und wollen mit ihrem Buch zeigen, wie wichtig die Beziehungen der Familienmitglieder untereinander sind und wie man sie respektvoll und verlässlich gestaltet, so dass die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt werden können. Das Buch möchte eine "Gebrauchsanweisung" für einen liebevollen Umgang miteinander sein, die Lust auf das Familiesein macht. Es besteht aus zwei Teilen - im ersten Teil geht es darum, was Familien heute ausmacht und was sie zusammenhält. Im zweiten Teil wird sich praxisnah mit den Faktoren befasst, die unser Familienleben verbessern können.

Teil 1 - Hauptsache Liebe


Familien waren lange Zeit Wirtschaftsgemeinschaften. Kinder bekam man, um seinen Lebensabend abzusichern. Man bekam viele Kinder, die zunächst ein Kostenfaktor, später eine billige Arbeitskraft waren. Der Zusammenhalt war oft wirtschaftlich bedingt und war patriarchalischdominiert. Das hat sich mittlerweile gewandelt - Familien leben nicht mehr zusammen, weil sie es müssen, sondern weil sie es wollen - entsprechend kann man einen langsamen Wandel von Macht zu Kooperation beobachten.

Gründe für die Veränderungen des familiären Umfeldes sind die neue Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern, die deutlich geänderten Arbeitsbedingungen und die fehlende Unterstützung aus der eigenen Familie. Die Familienzeit wird immer knapper und wertvoller und entsprechend steigt unser Anspruch an das Zusammensein. Wir wünschen uns einen Ort des Rückzuges und der Geborgenheit und empfinden Konflikte als außerordentlich belastend.

Die Liebe ist die größte Kraft in Familien - sie sorgt dafür, dass wir uns emotional miteinander verbinden. Fehlt die Liebe, verkümmern Kinder. Sie haben daher ein außerordentlich hohes Bindungsbedürfnis, das dafür sorgt, dass sie ihren Eltern in den ersten Jahren kaum von der Seite weichen. Neben Liebe ist aber auch Zeit ein wesentlicher Faktor. Gemeinsam verbrachte Zeit ist das Kostbarste, was wir Kindern geben können.

Die Liebe sollte nicht romantisiert werden - auch Konflikte und Grenzen sind ein Bestandteil davon. Die Liebe auf Positives zu reduzieren würde unseren Kindern signalisieren, dass wir sie nur dann lieben, wenn sie sich so verhalten, wie wir uns das wünschen. Stattdessen sollten wir Kinder annehmen, wie sie sind. Es geht außerdem um die Frage, ob es ein Zuviel an Liebe gibt und wo die Grenze zur Überbehütung ist. Es wird außerdem deutlich gemacht, dass die Liebe zum Kind selbstlos sein muss, da andernfalls eine nicht erfüllte Erwartungshaltung zu Enttäuschungen führt.

Auch das Thema "Nein!" aus Liebe wird eingehend betrachtet, denn etwas nicht zuzulassen ist für manche schwieriger, als keine Grenzen zu setzen. Es geht dabei nicht um Härte, Macht und Prinzipien, sondern Bedürfnisse von anderen, Schutz und das Aushalten von negativen Gefühlen.

In einem Kapitel wird beleuchtet, wie unterschiedlich die Familienmitglieder lieben und warum das auch gut so ist. Interessant fand ich vor allem den Gedanken, dass wir viele Liebesbekundungen unserer Kinder nicht als solche wahrnehmen - bspw. wenn sie in der Kita weinen, weil sie sich nicht von uns trennen wollen oder sich in Gesellschaft gut benehmen und dann schlechte Laune bekommen, wenn sie mit uns alleine sind (weil die Anspannung abfällt).

Auch die Liebe zu uns selbst und zu unserem Partner ist von hoher Bedeutung - wenn diese fehlt, dann ist es relativ schwer, ein authentisch liebendes Umfeld zu schaffen. Wichtig ist außerdem, die Ansprüche an sich selbst so zu gestalten, dass sie erfüllbar bleiben und dem Erwartungsdruck des Umfeldes keine allzu große Beachtung zu schenken.
Kristallkugel mit Händen umgeben

Ein weiteres Kapitel behandelt speziell die Liebe von Vätern. Unter anderem wird thematisiert, worin sich diese von der mütterlichen Liebe unterscheidet, warum gerade sie für Kinder auch außerordentlich wichtig ist und warum sich Väter besonders unter Druck setzen, zu lieben. Auch über unterschiedlich ausgeprägte Liebe zu Geschwistern wird kurz geschrieben.

Die elterliche Liebe wandelt sich im Laufe der Zeit - dass man Neugeborene noch nicht verwöhnen kann, wenn man sie mit Zuwendungsbekundungen quasi überschüttet, ist nachvollziehbar. Das Bedürfnis wahrgenommen und gesehen zu werden, wandelt sich jedoch im Laufe der Zeit, zunehmend spielen Rückhalt, Mitfühlen und Aufmerksamkeit immer differenziertere Rollen.

Ein Kapitel widmet sich am Ende des Theorieteils abschließend den Besonderheiten verschiedener Familienmodelle - von der klassischen Mutter-Vater-Kind(er)-Familie über gleichgeschlechtliche Regenbogenfamilien, Patchworkfamilien hin zur Alleinerzieher-Familie. 

Teil 2 - Zusammen Halt schaffen: zwölf Familienanker


Im zweiten Teil des Buches gibt konkrete Gebrauchsanweisungen, um die Familienliebe zu stärken.

Das erste Kapitel beschäftigt sich damit, wie man die Beziehungen untereinander nicht aus den Augen verliert. Dazu kann man immer wieder neu und aktiv entschließen, dass man sich gegenseitig Liebe zeigt. Es geht außerdem darum, wie sich kindliche Ängste überwinden lassen.

Vertrauen ist eine Bindungskraft, die für Kinder essentiell ist. Die Autoren regen an, Kinder durch Vertrauen, Achtung und Anerkennung wertzuschätzen. Thematisiert wird außerdem, wie man mit Vertrauensbrüchen umgeht und wie Eltern das Vertrauen ihrer Kinder in sie stärken. Passend dazu wird die Technik des Tonglen erklärt, welche in schwierigen Situationen die Grundstimmung entspannen kann.

In einem weiteren Kapitel geht es um familiäre Werte und Leitideen, in einem anderen um Wahrheit und Wahrhaftigkeit und darum, wie man Kritik respektvoll formulieren kann.Für Kinder ist bedingungslose Liebe von großer Bedeutung - sie spüren die elterliche Enttäuschung sehr feinfühlig. Daher ist es wichtig, sich intensiv damit auseinander zu setzen, wenn sich das Kind anders entwickelt, als man sich das gewünscht oder es erwartet hat.
Familie mit drei Kindern 
Das Kapitel "Kinder haben Bedürfnisse - Eltern auch" greift auf, dass auch die elterlichen Bedürfnisse nicht vernachlässigt werden dürfen. Außerdem beschäftigt es sich mit der Konsum- und Wohlstandsfalle und zeigt, wie die Werbung uns manipuliert. Es wird angeregt, den eigenen Konsum zu überdenken, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und das materielle Übermaß zu kürzen.

Anschließend geht es um Regeln im Familienleben und die Freiheit der Einzelnen. Um möglichst hohe Selbstbestimmung zu erreichen, ist es erforderlich, Vereinbarungen zu treffen und Regeln aufzustellen, welche Halt geben. Freiheit kann nur in einem stabilen Rahmen gelebt werden - diesen benötigen Kinder zudem zur Orientierung. In diesem Kapitel werden auch die Themen Liebesentzug und Konsequenzen beleuchtet.

Wie man eine möglichst friedliche Umgebung schafft und Konflikte so löst, dass alle Beteiligten zufrieden sind, das ist Thema des Kapitels "Familie als Friedensort". Das nachfolgende Kapitel beschäftigt sich mit Spiritualität und Zweckfreiheit. Was etwas esotherisch klingt ist jedoch die Beschäftigung mit der Frage, welche Ziele wir für unsere Kinder haben und ob diese Zweckorientierung sinnvoll ist.

Auch die Wichtigkeit von Gelasseheit wird thematisiert. Diese erlangt man, wenn man Perfektionismus die rote Karte zeigt und die eigene Familie möglichst nicht mit anderen vergleicht. Im Vordergrund sollte vielmehr stehen, im Hier und Jetzt die Zeit zu genießen.

Ebenso wichtig ist Unvollkommenheit - aus Fehlern lernt man und Kinder können beobachten, wie Eltern mit ihren Fehlern umgehen. Das erweitert den Horizont und macht deutlich, dass es in Ordnung ist, wenn mal etwas schief geht. Das bringt Entspannung und Gelassenheit und mindert den Erwartungsdruck.

Das letzte Kapitel heißt "Familie macht Spaß" und ermutigt uns, es unseren Kindern gleich zu tun, in dem wir einfach Spaß haben bei dem was wir tun. Abschließend gibt es ein paar Anregungen, wie man wieder häufiger gemeinsam lachen kann.

Das Buch ist wirklich rundum gelungen und führt dem Leser vor Augen, was im Zusammenleben mit Kindern wirklich wichtig ist. Es enthält jede Menge Anregungen, wie man im Alltag die Familienliebe immer wieder stärken kann.  

Verlosung


Der BELTZ-Verlag hat uns freundlicherweise ein Rezensionsexemplar des Buches zur Verfügung gestellt. Dieses möchten wir an Euch verlosen - wer gewinnen möchte, schreibt einen Kommentar mit seiner E-Mail-Adresse unter diesen Artikel (bitte ersetzt das @-Zeichen durch ein anderes Sonderzeichen, damit ihr nicht zugespammt werdet). Die Verlosung erfolgt am 09.02.2016. Viel Glück!

Wer das Buch kaufen möchte, unterstützt unseren Blog, wenn er es über diesen Link tut :-).

© Danielle

"Leitwölfe sein - Liebevolle Führung in der Familie" - Jesper Juul

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Heute erscheint das neue Buch von Jesper Juul: "Leitwölfe sein - Liebevolle Führung in der Familie". Dank des BELTZ-Verlages, der uns freundlicherweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte, können wir es Euch heute schon vorstellen.

Das Buch


In der Einleitung fasst Juul den Inhalt des Buches wie folgt zusammen:

"Es geht darum, seine Kinder kennenzulernen, ihre persönlichen Grenzen kennenzulernen, sich diesen gegenüber respektvoll zu verhalten und mit seinen Kindern so authentisch wie möglich umzugehen".

1 Kinder wollen Erwachsene, die die Führung übernehmen


Kinder benötigen Führung, um fruchtbare und tragfähige Beziehungen aufzubauen. Führung heißt jedoch nicht, dass man ihnen sagt, was sie tun sollen, sondern dass man sie begleitet und ihren Mangel an eigenen Erfahrungen ausgleicht. Damit alle Familienmitglieder möglichst viel von dem bekommen, was sie für die bestmögliche Qualität ihres Lebens benötigen, ist es notwendig, ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der einzelnen zu schaffen.

Dazu brauchen Eltern persönliche Autorität und müssen persönliche Verantwortung übernehmen (sich also nicht von Mutter oder Nachbarn beirren lassen, die vermeintlich alles besser wissen). Damit sind sie in der Lage, ihren Kindern klar zu signalisieren, was sie wollen und was sie nicht mögen. Wenn sie sich außerdem bemühen, herauszufinden, was ihre Kinder wollen und mögen, wird das ihr eigenes Selbstwertgefühl und das der Kinder steigern. So ist ein gewinnbringendes Lernen voneinander möglich.

Zu Machtkämpfen kommt es immer dann, wenn Kinder sich in ihrer persönlichen Integrität verletzt fühlen und versuchen, ihre Würde zu schützen. Mit einer zugewandten Führung schafft man es, dass Kinder darauf vertrauen, dass Eltern wissen, was sie tun und dass sie es zum Wohl der Gemeinschaft tun.


2 Sie können ihrem Kind vertrauen


Anders, als früher angenommen, sind Kinder keine primitiven, unkooperativen, unsozialenund unempathischen Wesen. Sie sind vielmehr darum bemüht, mit ihren Eltern zu kooperieren. Leider tun sie das nicht immer in der Form, die Eltern sich wünschen und oft wird das Kooperationsbemühen als solches auch nicht erkannt. Ein Dreijähriger, der seiner kleinen Schwester ständig an den Haaren zieht, versucht auf die für ihn am besten möglichen Weise zu zeigen, dass er ein Problem hat, weil er sich nicht mehr ausreichend gesehen und wertgeschätzt fühlt.

Selbst Lügen ist eine Form der Kooperation - Kinder versuchen häufig damit, Eltern vor negativen Empfindungen zu schützen. Für Kinder ist es wichtig, dass ihre Eltern ihnen achtsam begegnen und darauf vertrauen, dass sie stets in guter Absicht handeln.

3 Der Leitwolf und das innere Kind


Im dritten Kapitel des Buches stellt Jesper Juul die These auf, dass die meisten von uns noch keine ausgereiften Persönlichkeiten sind, wenn sie Kinder bekommen. Problematisch ist vor allem, dass wir selbst häufig in einem Umfeld aufwuchsen, das weniger liebevoll war, als wir es uns gewünscht hätten. Wenig Interesse und Aufmerksamkeit der Eltern, Gewalt, Strafen, Alkoholismus - wir sind daran nicht zerbrochen, weil wir uns irgendwie angepasst haben.

Wenn wir heute mit bestimmten Verhaltensweisen unserer Kinder konfrontiert werden, dann fällt es uns schwer, darauf liebevoll zu reagieren, wenn wir selbst früher in solchen Situationen hörten: "Nun stell dich nicht so an!" Es ist die größte Herausforderung der Elternschaft, die eigene Kindheit so aufzuarbeiten, dass man in der Lage ist, für sein Kind das zu tun, wozu die eigenen Eltern nicht in der Lage waren.

4 Weibliche und männliche Führung


Anders als früher, spielt der Vater in Familien eine große Rolle. Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder - wenn sie gleichermaßen Zugang zu Mutter und Vater haben - keinen der beiden bevorzugen. Die Geschlechter haben verschiedene Arten zu führen - doch das verwirrt Kinder nicht, sondern bereichert sie. Vätern fällt es zudem oft leichter, ein Nein fest und bestimmt auszusprechen.



5. Frau und Mutter sein


Frauen tun sich generell schwerer damit, die Position des Leitwolfes zu übernehmen - auch in Unternehmen ist die Frauenquote in den Führungspositionen sehr niedrig. Durch die noch immer weit verbreitete Abwesenheit der Väter in den Familien, entsteht eine sehr enge Beziehung zwischen Müttern und Kindern. Das führt häufig dazu, dass sie ihre Bedürfnisse als Frau zurückstecken (müssen).

Wegen der Angst, als egozentrisch betrachtet zu werden, gelingt vielen Frauen die Loslösung von der vollkommenen Aufopferung, die sie üblicherweise bei der Betreuung der Kinder in den ersten 18 Monaten zeigen, nicht. Dadurch vereinsamen sie zunehmend, was auch zu Unzufriedenheit in der Partnerschaft führt.

Juul stellt fest, dass viele Frauen stark davon beeinflusst sind, zu braven, angenehmen, funktionierenden Wesen erzogen worden zu sein und daher Schwierigkeiten haben, ihre persönlichen Grenzen deutlich zu machen. Er ermutigt Frauen dazu, das Bedürfnis nach Bewertung abzulegen und das Selbstwertgefühl dadurch zu stärken, indem sie Verbindung zu sich selbst aufnehmen. Ziel sollte es sein, sich selbst zu mögen und zufrieden zu sein- nur so ist es möglich, eine erfolgreiche Führung zu übernehmen.

6. Wo sind die Männer und Väter?


Väter hatten in den letzten Jahrhunderten als Familienoberhaupt die Aufgabe, die Familie zu versorgen. Etwa 90 % der wachen Zeit der Kinder waren sie dabei abwesend. Das ändert sich zwar nach und nach, aber die meisten Frauen haben noch immer das Gefühl, dass sie quasi allein erziehend sind, weil ihnen letztendlich fast alle Entscheidungen obliegen und sie damit die komplette Verantwortung tragen. Das zu ändern lohnt sich jedoch.

7. Wollen wir wirklich starke und gesunde Kinder?


In den letzten Jahrzehnten ist es uns gelungen, das Leben von Kindern in vielen Belangen zu verbessern. Sie leben hierzulande größtenteils nicht mehr in Angst und Sorge und sie werden mehr und mehr gehört. Körperliche Bestrafungen gehören weitestgehend der Vergangenheit an. Die Eltern von heute wollen anders sein, als ihre eigenen Eltern.

Dennoch möchte ein Großteil der Eltern, Erzieher und Lehrer noch immer das selbe, wie ihre Eltern - nette, wohlerzogene und gehorsame Kinder, die sich anpassen und fügen. Sie versuchen zwar, das auf einem freundlichen, weniger gewaltvollen Weg zu erreichen, aber es ist dennoch das Hauptziel der meisten und es wird immer noch versucht, mit Macht zu erreichen.

8. Was hat Macht mit Führung zu tun?  


Der Gebrauch von Macht und Gewalt ist in den letzten 50 Jahren deutlich zurück gegangen. Dennoch findet man sie nach Juul noch immer in etwa 50 % aller Familien. Eltern, die sich als Kinder nicht geliebt und wertvoll gefühlt haben, fällt es schwer, andere Verhaltensweisen als die ihnen gegenüber vorgelebten, zu zeigen. Kinder kommen zur Welt und lieben ihre Eltern vollkommen bedingungslos. Doch bald schon beginnen diese, mit Macht und Manipulation das Verhalten der Kinder zu beeinflussen. Das Selbstwertgefühl - einer der wesentlichen Faktoren, im Leben wirklich glücklich zu sein - leidet sehr darunter. Daher sollten wir genau überlegen, wie wir unsere Führung ausüben. Kinder müssen nicht herumkommandiert werden - sie lernen ganz allein durch Ausprobieren und Nachahmen.

9. Die Zukunft Ihres Kindes ist jetzt


Wir wünschen uns für unsere Kinder physisches Wohlbefinden und dass sie über gute psychosoziale Kompetenzen verfügen. Sie sollen in ihrem Leben mit sich und anderen gut zurechtkommen. Man sollte meinen, dass das heute leichter zu erreichen ist, als jemals zuvor, doch die Gesellschaft leidet unter zunehmenden psychischen Erkrankungen, Missbrauch und Abhängigkeit - mit weiter steigender Tendenz. Dem können wir entgegensteuern, indem wir das Selbstwertgefühl unserer Kinder stärken und sie sich frei entfalten lassen.

Zu hohe Ansprüche an die Kinder und eine hohe Erwartungshaltung führen dazu, dass Kinder sich nicht okay fühlen, so wie sie sind. Sich nicht dafür zu interessieren, was Kinder denken und fühlen, führt dazu, dass diese oppositionelles Verhalten zeigen. Als Lösungen schlägt Juul vor, mehr Zeit mit Kindern zu verbringen, ohne sie zu belehren oder erziehen zu wollen und Langeweile zuzulassen, ohne sich genötigt zu fühlen, Unterhaltung anzubieten. Beim Ins-Bett-Bringen kann man Kindern von seinem Tag erzählen - sie werden es einem gleichtun. Beim Spielen sollte die Initiative stets vom Kind ausgehen und Pausen können einfach angenommen werden, ohne das Bedürfnis zu haben, sie füllen zu müssen. All das führt dazu, mit dem Kind stärker in Beziehung zu sein. 

10. Werte, die Führung schaffen


In diesem Kapitel wird angeregt, sich klar zu machen, welche Werte in der Familie wichtig sind. Für Kinder und die persönliche Autorität ist es wichtig, diese Werte konsequent zu vertreten.Einen Wandel unserer Werte nehmen wir oft nicht wahr - erst begegnen wir unserem Kind auf Augenhöhe - wenn es dann jedoch nicht tut, was wir sagen, reagieren wir häufig im Rahmen eines ganz anderen Wertesystems und drohen, erpressen oder werden unfreundlich.

Juul hält (mindestens) vier Werte für eine "gesunde" Familie erforderlich: Gleichwürdigkeit, Authentizität, Integrität und Verantwortung, auf die auch kurz eingegangen wird (ganz ausführlich dazu hat er in seinem Buch "4 Werte die Kinder ein Leben lang tragen" geschrieben). Da es keine allgemeingültigen Erziehungstipps gibt, die für jedes Kind und jede Situation passen, helfen die Werte einem dabei, Entscheidungen zu treffen. 


11. Erfolg durch Anpassung: unsere kollektive Illusion 


Kinder wollen kooperieren und sie passen sich an - das ist von unserer Elterngeneration dafür genutzt worden, Kinder gefügig zu machen. Das Selbstwertgefühl blieb dabei jedoch auf der Stelle. Das hat dazu geführt, dass die psychosoziale Gesundheit der Gesellschaft in einem erbärmlichen Zustand ist. 

In den letzten Jahren begegnet man zunehmend Kindern mit einem aufgeblähtem Ego das durch Verwöhnen (im Sinne von ausnahmslos jeden Wunsch erfüllen) oderüberflüssiges Lob entstanden ist. Die Gesellschaft fördert zudem egiostisches Verhalten. Diese Kinder sind Egozentriker ohne Selbstwertgefühl. Geliebte und wertgeschätzte Kinder missachten andere nicht und fühlen sich weder minderwertig noch überlegen. 

12. Fallgruben für Leitwölfe


AlleErziehungsmethoden haben negative Auswirkungen auf die Qualität der Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, weil sie das Kind formen wollen. Es ist sinnvoller, möglichst viel über das eigene Kind und das eigene innere Kind herauszufinden. Authentizität ist dabei der Schlüssel - denn damit ist man in der Lage, durch das eigene Auftreten dem anderen zu zeigen, wer man ist und was man möchte. Die meisten Eltern - so Juul - spielen hingegen eine Rolle. Sie versuchen nett und vernünftig zu sein - doch die Kinder sind auf der Suche danach, wer ihre Eltern wirklich hinter der Fassade sind. Das häufig "Grenzen testen" genannte Verhalten, ist Zeichen dieser Suche.

Abschließend geht es um fünf Fallstricke, die das Familienleben heutzutage erschweren: Harmoniedrang ohne negative Gefühle zuzulassen, Curling-Elternschaft, bei der die Eltern alle negativen Gefühle vor dem Kind wegwischen, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, das ständige Kontrollieren und Überwachen (Helikopter-Eltern) oder das Kind zu einem Projekt zu machen.

13. Führung light: Teenagerzeit und das Kind als Erwachsener


In den letzten Jahrzehnten hat sich die Beziehung zwischen Eltern und Teenagern deutlich verbessert - es wird mehr denn je gewinnbringend miteinander geredet. Manche Eltern neigen jedoch dazu, bei den ersten pubertätsbedingten Problemen einen "Turbo" bei der Erziehung einzulegen, um kurz vor Schluss noch das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Als Folge davon, entfremden sich die Beteiligten - es kommt zu Machtkämpfen, Regelbrüchen und unangemessenem Verhalten.

Als Teenager brauchen Kinder jedoch niemanden, der ihnen weiter vorschreibt, was sie zu tun haben - sie brauchen  nur eins: Vertrauen. Und dass Eltern erkennen, dass sie nicht mehr an vorderster Front gebraucht werden, sondern als Sicherheitsnetz im Hintergrund.

Meine Meinung zum Buch


Eltern sollen Kinder also "führen" - das heißt: klare Signale aussenden und klar sagen, was sie wollen (und was nicht). Es ist für mich etwas schwierig nachzuvollziehen, dass es diesbezüglich weit verbreitete Defizite geben soll. Ich sehe vielmehr täglich Eltern, die sehr genau wissen, was sie wollen (viele davon vor allem ihre Ruhe) und das auch deutlich (in meinen Augen oft zu deutlich) kommunizieren. 

Etwas verwirrt haben mich die immer wieder an den Kapitelenden eingetreuten "Frag Jesper Juul"-Blöcke, weil sie nicht auf den ersten Blick erkennbar etwas mit dem vorherigen Text zu tun hatten. Das hat meinen Gedankenfluss etwas gestört - ebenso wie immer wieder sehr schwurbelige Ausdrucksweisen.

Dennoch enthält das Buch viele Gedankenanstöße und interessante Informationen - es ist schon sehr tröstlich, wenn Juul schreibt, dass die allerbesten Eltern, die er kennt, etwa 20 Fehler am Tag machen. Es macht auch nachdenklich zu lesen, dass statistisch nur 30 % dessen, was wir als Eltern tun oder sagen, tatsächlich dem Kindeswohl dient.

Das Buch ist kurzweilig und interessant zu lesen, konzentriert sich jedoch auf Eltern (bzw. vornehmlich Mütter), die ihre Führungsrolle, mangels Selbstwertgefühl, nicht ausreichend wahrnehmen. Ich entspreche nicht unbedingt der Zielgruppe, finde mich jedoch in den Schilderungen zum "inneren Kind", das sich für seine Kinder eine andere Beziehung als damals zu den eigenen Eltern wünscht. Auch der kurze Abschnitt zu den Teenagern hat mich außerordentlich hell erleuchtet.


Alles in allem kann ich eine durchaus eine Leseempfehlung aussprechen - wer Juul mag, wird dieses Buchsehr wahrscheinlich mögen und wer noch nichts von ihm gelesen hat, wird mit zahlreichen neuen Gedanken in Berührung kommen, die das Familienleben bereichern werden

Wenn Ihr das Buch kaufen möchtet, dann unterstützt Ihr unseren Blog, wenn ihr das über diesen Link tut.

© Danielle

Drei Jahre "Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten" - wir feiern Geburtstag

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Snowqueen: Heute vor drei Jahren haben wir unseren ersten Beitrag veröffentlicht und wir sind jedes Mal wieder erstaunt, wie schnell so ein Jahr vergeht. Wir haben doch gerade erst unseren zweiten Geburtstag gefeiert! 

Danielle: Das erste, was unseren Lesern heute auffallen wird, ist, dass wir unser Blogdesign geändert haben. 

Snowqueen: Es ist wirklich schön geworden, oder? Da haben wir uns selbst ein hübsches Geburtstagsgeschenk gemacht.

Danielle: Ja, es sieht wirkich viel schöner aus. Im Moment kämpfe ich noch etwas mit den Feinheiten - wundert Euch also bitte nicht, wenn es hier und da noch hakt. Ich bedanke mich sehr für die bisherige Unterstützung von so vielen Seiten! Wer Fehler findet oder mir gerne ein paar Tipps geben möchte: SEHR gerne! Meine HTML-Kenntnisse beschränken sich leider auf sehr langsames Learning by Trying...

Eigentlich hatten wir ja vor nicht allzu langer Zeit schon einen Designwechsel. Unser Logo-Mädchen mit der Zwille war unser erster Versuch, unseren Blog ein bisschen zu professionalisieren.


Snowqueen: Leider kam das Design bei den Lesern überhaupt nicht gut an!

Danielle: *lach* Nee. Ich glaube, "langweilig" war noch die netteste Formulierung. Vor allem die Farbe fanden die meisten doof. Glücklicherweise wurden wir trotzdem fleißig weiter gelesen.

Snowqueen: Das alte Logo war von einem wirklich tollen Künstler - Roberto von GrafGrafik - entworfen worden. Ich sag dir, der hatte vielleicht mit mir zu tun! Ich hatte ganz genaue Vorstellungen, aber dann auch wieder nicht. Ich wäre an seiner Stelle an mir verzweifelt, aber er blieb ganz cool und unterbreitete einen Vorschlag nach dem anderen.

Danielle: Du wolltest im Logo unbedingt den Gegensatz zwischen "gewünschtestes Wunschkind" und "treibt die Eltern in den Wahnsinn" heraus zu stellen. Das ist ja auch eine ziemliche Herausforderung.

Snowqueen: Genau, das war gar nicht so leicht. Aber Roberto hatte echt immer wieder neue Ideen und letzten Endes sind wir eben bei dem Mädchen mit der Zwille gelandet.

Danielle: Das Mädchen ist geblieben, nur ist es ein bisschen erwachsener geworden.

Snowqueen: Stimmt. Das Logo an sich finde ich immer noch genial. Aber es sprach ja, wie gesagt, die Leser nicht so an. Und dann lief mir bei Twitter diese Künstlerin über den Weg. Denise alias Nezzysaur. Ich war gleich in ihre Bilder verliebt. Ich schrieb sie an und fragte sie, ob sie unser Logo in ihren Stil umarbeiten will. Obwohl sie eigentlich viel zu tun hatte und unseren Blog gar nicht kannte, sagte sie spontan zu. Und weil sie ein unglaubliches Gespür für Farben und Formen hat, half sie uns gleich auch noch bei der Auswahl des neuen Blogdesigns. Ich bin so froh, dass wir sie gefunden haben! Mir gefällt der neue Look nämlich ausgesprochen gut. Ich hoffe, den Lesern auch.

Danielle: Richtig cool finde ich ja, dass aus dem Sprung in der Fensterscheibe aus unserem alten Logo nun kaputtgeschossene Buchstaben geworden sind.

Snowqueen: Das liebe ich auch. Sie sind allerdings sehr zart. Ob das den LeserInnen überhaupt auffällt? Wenn man ganz genau hinguckt, sieht man, dass unser Mädchen drei Mal auf den zweiten Satz geschossen hat. "treibt", "mich" und "Wahnsinn" sind kaputt.


Danielle: Ach, manchmal sieht man ja als Außenstehender auch nicht wirklich, dass ein Elternteil gerade am Rande des Wahnsinns steht.  Es ist eben einen vielschichtige Aussage, die da hinter unserem Logo steckt.

Snowqueen: Sag mal, hatten wir nicht an unserem zweiten Geburtstag angekündigt, ein Kinderbuch schreiben zu wollen?

Danielle: Ja - und das haben wir tatsächlich auch getan. Wir fanden, dass in der Wieso Weshalb Warum-Reihe von Ravensburger das Buch "Tod" fehlt. Nicht nur wir finden das, wir sind schon sehr oft von Müttern von 4-6-Jährigen angesprochen worden, warum es dazu innerhalb der Serie kein Buch gäbe. Denn die Kinder interessieren sich ja nun einmal in diesem Altern für das Thema. Die brauchen dann auch kein Trauerbuch, sondern wirklich eins, das ganz neutral erklärt, wie das mit dem Tod, mit Beerdigungen usw. so ist.Leider ist unser Manuskript vom Verlag abgelehnt worden.

Snowqueen: Ja - Ravensburger war das Thema zu heikel. Sie schrieben uns als Begründung für die Ablehnung, dass sie das Thema Tod nicht geeignet für ein Sachbuch für 4-7 Jährige Kinder halten. Es solle lieber feinfühliger im Fließtext verarbeitet werden.

Danielle: Ach, das ist wirklich schade. Ich glaube,der Verlag weiß gar nicht, dass sich durchaus ganz viele Eltern ein neutrales Buch dazu wünschen... hier könnte man übrigens ganz unkompliziertdiesen Wunsch äußern :-).

Snowqueen: Na, vielleicht ist die Zeit dafür ja doch irgendwann mal reif. Sag mal, wir hatten damals auch angekündigt, ein Buch über die Autonomiephase schreiben zu wollen...

Danielle: Ja - und auch das haben wir auch getan. Und wir freuen uns riesig darüber,  dass wir Euch heute verraten dürfen, dass der großartige Beltz-Verlagdieses Buch verlegen wird!
 
Snowqueen: Ich sehe gerade einige unserer LeserInnen vor Freude die Arme hochreißen und "Jaaaa!" rufen, du auch? Wollen wir eine  La-Ola-Welle starten? Wartet. Achtung: 3-2-1

La OLa!La OLa! La OLa!

Danielle: Hihi, das hat Spaß gemacht.

Snowqueen: Kicher, ja. Puh, jetzt ist mir heiß.

Danielle: Ja, also unser Buch. Es wird tatsächlich erscheinen. Im April müssen wir das Manuskript fertig haben, im Oktober steht es frisch gedruckt in den Buchläden. Du bist gerade eifrig am Schreiben, richtig, Snowqueen?

Snowqueen: Oh ja, ich schreibe jeden Tag dran. Ich bin ganz aufgeregt, weil ich das Gefühl habe, es wird etwas ganz, ganz Besonderes. Es gibt zwar schon viele Bücher über die Trotzphase, aber keins davon ist wie unseres. So ein spezielles Buch über die Autonomiephase gibt es wirklich noch nicht. Es wird, hoffentlich, vielen Eltern helfen, die Perspektive zu wechseln.

Danielle: Kannst du schon verraten, was genau daran so besonderes ist? Es gibt ja, wie du selbst sagst, etliche Ratgeber zur Trotzphase. Der schrecklichste ist und bleibt der von Frau Kast-Zahn.

Snowqueen: Nun, ich will nicht die Überraschung verderben. Sagen wir es so: Es geht in dem Buch gar nicht so vorrangig um trotzende Kinder. Wir beleuchten sehr stark auch die trotzenden Eltern.

Danielle: Die meisten gehen vermutlich davon aus, dass wir schon vorhandene Texte aus dem Blog nehmen und als Buch zusammenbinden...

Snowqueen: Oh, das machen wir auch teilweise. Es wird etliche Blog-Texte im Buch geben. Viele haben wir nochmal überarbeitet, aber unsere Leser werden sie sicherlich wiedererkennen. Die Kooperationsserie ist zum Beispiel mit drin. Damit es sich aber eben auch für unsere treuesten Fans lohnt, das Buch zu kaufen, haben wir auch eine Menge Neues geschrieben. 

Danielle: Was passierte denn sonst noch im vergangenen Jahr? Da war doch dieser eine Moment.....

Snowqueen: ...  in dem wir herausfanden, dass es um unsere Leserzahlen ganz anders steht, als wir das eigentlich dachten. Bei einer Diskussion
über die Absprungrate auf Twitter vor ein paar Wochen warf Sarah von Mamaskind ein, dass unser Wert nicht stimmen könne. Er stammt aus Google Analytics - einer Software, die eigentlich recht zuverlässig aufzeichnet, wann wie viele Besucher auf unserer Seite vorbei schauen. Ich kenne mich mit den ganzen Zahlen ja gar nicht aus, weil es mich so gar nicht interessiert...

Danielle: Also, manche Dinge ändern sich einfach nie. Dabei ist das wirklich spannend! Im Rahmen der Diskussion über die Absprungrate stellte sich heraus, dass der Zählcode von Google Analytics bei uns doppelt integriert war (für die jetzige und unsere allererste Blogspot-Domain). Nachdem ich den veralteten Zähler raus geworfen hatte, wurde dann auch tatsächlich ein realistischer Wert für die Absprungrate angezeigt.

Snowqueen: Aber nicht nur das - plötzlich wurden auch 60 % weniger Zugriffe angezeigt. Uff - ich sehe uns noch ganz bedröppelt in meiner Küche sitzen. Irgendwie erschien das durchaus logisch - wenn der Zähler doppelt drin war, hat er möglicherweise auch jeden Zugriff falsch doppelt gezählt? Bis dahin waren wir davon ausgegangen, dass zwischen 200.000 und 250.000 Mal im Monat auf unsere Seite geklickt wird. Und darüber haben wir uns riesig gefreut, weil es uns so irrsinig viel erschien.

Danielle: Natürlich wären auch 100.000 Klicks pro Monat wirklich toll, nur der Gedanke, dass auf unserer Über-uns-Seite seit Monaten völlig falsche Klickzahlen standen, war mir wirklich unangenehm. Mir hat das keine Ruhe gelassen - vor allem, weil der Zähler unserer Blogger-Software eigentlich immer sogar doppelt so hohe Zahlen, wie Google ursprünglich anzeigte. Während der Blogger-Zähler an dem Tag, als wir in der Küche saßen, 21.019 Zugriffe registrierte, zeigte mir Analytics an, dass gerade mal 6.200 mal auf unsere Seite geklickt wurde. Da  konnte doch was nicht stimmen! Also habe ich alles rausgeworfen und neu installiert. Der Code sah plötzlich ganz anders aus. Und auch die Empfehlungen, wo genau auf der Seite er platziert werden soll, hatte sich in den letzten Jahren geändert.
Snowqueen: Am nächsten Morgen hast Du mir dann eine WhatsApp-Nachricht geschickt, in der stand, dass unsere Zahlen bisher wirklich völlig falsch gezählt wurden. Unser Blog war jedoch noch viel erfolgreicher, als wir bisher gedacht hatten!

Danielle: Plötzlich wurden uns tatsächlich doppelt so hohe Zahlen angezeigt - ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus. Das würde ja bedeuten, dass wir im Monat nicht 200.000 bis 250.000 mal auf unsere Seite geklickt wird, sondern etwa 450.000 mal. Im letzten Jahr hatten wir insgesamt 3,85 Mio Zugriffe auf unsere Seite - eine für uns wirklich schwindelerregende Zahl!

Snowqueen: Das ist schon ein tolles Gefühl! Na, komm, du willst doch sicherlich noch resümieren, welche die am meisten gelesenen Artikel im vergangenen Jahr waren. Schieß los, ich höre einfach weg und trinke in der Zwischenzeit meinen Kaffee.

Danielle: Ts - Du und Deine Statistik-Phobie! Ich lass mich davon überhaupt nicht beirren. Auf Facebook teilen wir jeden Freitag ältere Artikel und viele Leser schreiben uns, dass sie diese teilweise noch gar nicht kannten. Daher stelle ich unsere meistgelesenen Artikel immer wieder gerne vor. 

Im letzten Jahr war der Artikel darüber, warum man Kinder immer trösten sollte, mit etwa 190.000 Zugriffen der erfolgreichste. Aber auch unser Text zum Thema warum man Babys nicht schreien lassen sollte ist immer noch ein absoluter Dauerbrenner - er wurde im letzten Jahr wieder 100.000 angeklickt. Noch  etwas erfolgreicher war mit 120.000 Klicks unser Beitrag über alles, was für Kinder lebensgefährlich, gesundheitsgefährdend und ungesund ist.

Über Google kommen auch viele Leser auf etwas unspektakulärere Artikel zu uns - wie man Knete, Salzteig, Zaubersand und Fingerfarben selber macht, wollten 120.000 Leser wissen und Ideen für Kindergeburtstage für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren suchten weitere 100.000 Nutzer. Glücklicherweise stehen wir aber auch bei ernsten Themen offenbar ganz oben auf den Trefferlisten - 130.000 Eltern lasen Snowqueens Artikel zu den Aggressionen bei den Drei- bis Sechsjährigen. 

Snowqueen: Im vergangenen Jahr haben wir uns auch viel in den sozialen Netzwerken herumgetrieben. Danielle, du bist ja hauptsächlich auf Facebook unterwegs. Wir freuen uns riesig darüber, die Zahl unserer Follower bei Facebook innerhalb eines Jahres mehr als verdoppelt zu haben. Jede Woche kommen etwa 100 neue Leser dazu - Ihr empfehlt uns offenbar durch Euer Teilen und Liken fleißig weiter! 

Meine Leidenschaft ist ja eher Twitter - dort haben wir unsere Follower-Zahl sogar Vervierfachen können. Twitter ist toll, weil ich da sehr hautnah mitbekomme, was die anderen Bloggerinnen so beschäftigt und ich dort auch 1:1 direkt mit unseren Leserinnen ins Gespräch komme.

Danielle: Im letzten Jahr haben wir übrigens auch unsere aller-, allererste Beschimpfungsmail bekommen.

Snowqueen: Ja, man mag es kaum glauben, aber wir haben in den vergangenen drei Jahren nur Dankesmails erhalten. Selbst von Trollen sind wir verschont geblieben. Diese Mail war jetzt auch nicht unbedingt unterste Schublade. Es gab einfach eine Erzieherin in Berlin, die einen unserer Artikel in den falschen Hals bekommen hat und sich und ihre Arbeit herabgewürdigt sah und ihrer Wut darüber doch recht unhöflich Luft machte. Ich habe ihr sehr liebenswürdig geantwortet, und deutlich gesagt, dass wir große Fans von guten Erzieherinnen sind und wir keineswegs gegen frühe Fremdbetreuuung sind. Sie hatte mir sogar ein Praktikum in ihrem Kindergarten angeboten, damit ich sehen  kann, was für herausragende Arbeit sie leistet, und ich habe dieses Angebot angenommen. Leider hat sie sich daraufhin nie wieder gemeldet. Ich nehme an, so dringend wollte sie von mir dann doch nicht begutachtet werden.

Danielle: Wir können nur vermuten, was die Dame so auf die Palme brachte - möglicherweise war es Dein Artikel über mögliche Probleme in der Kita.

Snowqueen: Ja, das ist auch meine Vermutung. Man kann diesen Artikel natürlich kritisch lesen, das stimmt schon. Aber er soll eben eine Hilfestellung für die Eltern darstellen, die sich vielleicht nicht sicher sind, ob es an ihrer Kita gut läuft.

Danielle: Glücklicherweise bekommen wir aber sonst nur ganz, ganz viele Mails und Kommentare mit positivem Feedback - wir freuen uns wirklich über jede einzelnene Rückmeldung.

Liebe Leserinnen, liebe Leser - wir bedanken uns wirklich ganz herzlich bei Euch, dass Ihr immer wieder bei uns vorbei schaut, uns so fleißig empfehlt, liked und teilt. Euch ist es zu verdanken, dass wir mittlerweile eine solche hohe Reichweite haben und wir es so schaffen, dass Eltern ihren Kinder durch mehr Verständnis etwas näher kommen.

Snowqueen: Wir freuen uns schon riesig auf ein viertes Jahr gemeinsam mit Euch!

Warum Kinder auch rückwärts im Buggy fahren sollten

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Warum Kinder im Buggy rückwärtsgerichtet fahren sollten


In den ersten Monaten ist es selbstverständlich, dass Eltern ständigen Blickkontakt mit ihrem Kind haben, wenn sie es im Kinderwagen umher fahren. Sobald das Kind frei sitzen kann, wechseln viele Eltern auf den Buggy, weil diese kleiner und leichter sind. Die meisten Buggys sind so konzipiert, dass die Kinder darin grundsätzlich nach vorne schauen. Nur wenige Modelle bieten die Möglichkeit, die Sitz- oder die Schieberrichtung zu variieren.

Viele Eltern sind der Überzeugung, dass es vorteilhaft ist, die Kinder mit dem Blick nach vorne zu schieben, weil sie ein großes Interesse daran haben, ihre Umgebung intensiv und neugierig zu betrachten. Der nachfolgende zeigt sehr eindrucksvoll eine Buggy-Fahrt aus der Perspektive eines Kindes. Ohne es beeinflussen zu können, wird das Kind hin- und hergeschoben, Wendungen oder Richtungswechsel sind oft unvorhersehbar. Unvermittelt tauchen Autos, Hunde, Werbung und Menschen auf. Von letzteren hat das Kind häufig den Po oder die Geschlechtsteile im Gesichtsfeld. Unbekannte Geräuschquellen verwirren zusätzlich.

 
 Norland College buggy ride from National Literacy Trust on Vimeo.

Durch diesen Film bekommt man einen recht guten Eindruck davon, wie diese vielen ungefilterten und abrupt wechselnden Sinneseindrücke Kinder überfordern können. Wir Erwachsenen haben uns an dichten Verkehr, laute Baustellen und viele Menschen gewöhnt - für unsere Kinder ist diese hektische Welt jedoch noch weitestgehend unbekannt - vor allem, wenn sie in den letzten Monaten hauptsächlich liegend im Kinderwagen transportiert wurden. Viele Dinge, die sie sehen und hören sind ihnen unbekannt und machen ihnen Angst - je jünger ein Kind ist, um so empfindlicher ist es bezüglich einer Reizüberflutung. Es gibt auch Kinder, denen fällt es ganz besonders schwer, Reize zu verarbeiten. Sie schreien schon als Neugeborene in den ersten Wochen oft stundenlang in den Abendstunden, weil sie sehr müde sind, aber nicht abschalten können.


Stressabbau durch Blickkontakt 


Wenn Kinder Angst haben oder verunsichert sind, brauchen sie die Rückversicherung ihrer die Eltern. Diese können sie mit Worten oder einem Lächeln beruhigen und signalisieren: "Es ist alles in Ordnung - du musst dich nicht sorgen". Dieser beruhigende Blickkontakt ist in einem nach vorne gerichteten Buggy nicht möglich. Die fehlende Rückversicherung kann dazu führen, dass Kinder sich in sich zurückziehen und beginnen, der Welt grundsätzlich gegenüber zu treten.

Kind vorwärtsgerichtet im Buggy
Entgegen der Blickrichtung geschoben ist kein intensiver Blickkontakt möglich

Vor allem in der Fremdelphase, die um den achten Monat (manchmal früher, manchmal auch etwas später beginnt), haben Kinder üblicherweise stärkere Ängste. Diese Ängste sollen dafür sorgen, dass sie sich nicht allzu weit weg von ihren Bezugspersonen entfernen. Manche Kinder wollen in dieser Phase am liebsten 24 Stunden am Tag an Mama oder Papa festgeklebt sein - jeder Annäherungsversuch oft auch vertrauter Personen wird überaus skeptisch beäugt. In dieser Phase reagieren Kinder also überaus empfindlich auf fremde Menschen. Sitzen sie vorwärts in einem Buggy, blicken sie unentwegt in fremde Gesichter, die sie ängstigen.Experten empfehlen daher, erst gegen Ende des zweiten Lebensjahres die Blickrichtig zu wechseln, vor allem vor dem Hintergrund, dass Kleinkinder teilweise bis zu zwei Stunden am Tag im Buggy verbringen. 

Natürlich gilt auch hier wieder: jedes Kind ist anders. Manche Kinder verlangen schon relativ früh, dass sie mit Blick nach vorne fahren können. Sie meckern und versuchen sich so zu positionieren, dass sie sehen, was in Fahrtrichtung passiert. In diesem Fall spricht natürlich nichts dagegen, dem Verlangen des Kindes zu entsprechen. Man sollte jedoch im Hinterkopf behalten, welche Verhaltensweisen auf Stress hindeuten können. Denn dann kann man durch eine genaue Beobachtung des Kindes schnell herausfinden, ob es tatsächlich interessiert die Umgebung betrachtet oder mit einer Reizüberflutung kämpft.

Wissenschaftliche Untersuchung zur Blickrichtung im Kinderwagen


Die Entwicklungspsychologin Dr. ­Suzanne Zeedyk von der Universität von Dundee in Schottland untersuchte und analysierte in einer Studie das Verhalten von über 2.700 Eltern-Kind-Paaren während diese mit dem Kinderwagen unterwegs waren. Sie fand heraus, dass Kinder, die rückwärts gerichtet fuhren, öfter lachten und seltener weinten. Sie schliefen auch häufiger ein, weil sie offenbar leichter entspannen konnten. Fuhren die Kinder mit Blickrichtung nach vorne, hatten sie eine erhöhte Herzfrequenz, was auf Stress hindeutet. Ein dauerhaft erhöhter Stresslevel kann sich auf die langfristige Entwicklung des Kindes auswirken. 

Insgesamt wurden bei dieser Untersuchung etwa 62% der Kinder mit dem Blick nach vorne geschoben - bei den ein- bis zweijährigen waren es sogar 86 %. Nur etwa 11 % dieser Kinder wurden während der Fahr angesprochen. Bei denjenigen, die Blickkontakt mit den Eltern hatten, waren es 25 %. Noch deutlicher war der Unterschied beim Lachen - 50 % der Kinder, die ihre  Eltern sahen, lachten - bei denen, die keinen Blickkontakt hatten, war es nur ein einziges Kind.

Anzeichen für gestresste Kinder


Kleine Kinder verfügen bereits über Selbstschutztechniken. Gerät ein Baby bspw. in Panik, weil auf sein Weinen niemand reagiert, kann es passieren, dass der Körper das Notfallprogramm "Abschalten" aktiviert und das Kind auf der Stelle ruhig wird oder sogar einschläft. Dieses Programm hat Babys jahrtausendelang geschützt - sollte ein Kind tatsächlich einmal schutzlos irgendwo herum gelegen haben, war sein Überleben wahrscheinlicher, wenn es nicht durch anhaltendes Schreien auf sich aufmerksam gemacht hat. Einfach einzuschlafen erhöhte die Überlebenswahrscheinlichkeit in solchen Fällen sehr. Aber auch ältere Kinder nutzen das Abschalten, wenn sie Gefühle wie Panik, Angst oder Schmerzen nicht mehr selbst regulieren können.

Stress äußern Kinder durch verschiedene Symptome: sie saugen ausdauernd und heftig an ihren Schnullern oder Trinkflaschen. Manche Kinder beginnen zu quengeln oder zu weinen - andere werden auffallend ruhig, was häufig als Faszination oder großes Interesse an der Umwelt fehlgedeutet wird. Durch den fehlenden Blickontakt finden auch der übliche Informationsausstausch über das Befinden des Kindes nicht statt. Normalerweise reagieren Eltern sehr feinfühlig auf kleinste Signale des Kindes. Wenn dieses jedoch mit dem Rücken zu ihnen im Kinderwagen sitzt, ist diese nonverbale Kommunikation unterbrochen. Das Kind ist auch bspw. durch das Angeschnalltsein nicht oder nur schwer in der Lage, einen Blickkontakt herzustellen.


Bei welchen Buggys kann man die Blickrichtung variieren?


Leider kann man bei den meisten Buggys und Sportwagen auf dem Markt weder die Richtung der Sitzeinheit noch des Schiebers wechseln. Daher ist es meist sinnvoll und vor allem nachhaltig, weiterhin den Kombikinderwagen zu nutzen, auch wenn sie sperriger und schwerer sind. Denn bei Kombimodellen ist es bei fast allen Modellen möglich, die Kinder rückwärts gerichtet zu transportieren.

Will man einen bezüglich der Blickrichtung variablen Buggy kaufen, ist das schwierig. Schon im Jahr 2013 gab es einen offenen Brief der Stiftungsinitiative "Für Kinder" an die Kinderwagenhersteller. Darin heißt es:
"Zunehmend sind Kinderwagen bzw. Buggys, die heute ja oft auch für den Transport von Säuglingen verwendet werden, nach vorn ausgerichtet. Immer öfter werden damit schon Babys weg von den Eltern oder Betreuungspersonen hinein in die Welt geschoben – und damit überfordert. Die Eltern glauben, damit ihrem kleinen Kind möglichst viel zu bieten - viel Anregung, viel Stoff für das schnell wachsende Gehirn und dieIntelligenzentwicklung.

Vergessen wird dabei das Grundbedürfnis von Babys nach „Rückversicherung“ mit der vertrauten, den Wagen schiebenden Bezugsperson. Ohne diesen direkten Augenkontakt und das so immer wieder gesuchte und versicherte Grundvertrauen können Kinder in denprägenden ersten beiden Lebensjahren die Eindrücke aus der Umwelt jedoch nicht angemessen aufnehmen und verarbeiten. Sie sind überfordert, verunsichert und unnötigangestrengt. Nicht „Erweiterung“ wird gefördert, sondern ängstliches Zurückweichen.


Wir wenden uns daher an alle Hersteller von Kinderwagen und Buggys mit der Aufforderung, ihre technisch so ausgereiften Produkte nun auch kindgerecht zu optimieren und die Blickrichtung des Kindes auf seine vertraute Bindungsperson möglich zu machen".
Leider hat sich in den letzten Jahren dennoch nicht sehr viel getan. Wir haben für Euch recherchiert, welche Buggymodelle aktuell einen Richtungswechsel ermöglichen - hier ist die Liste der Buggys mit schwenkbarer Sitzeinheit oder Schwenkschieber:





Wenn ihr noch weitere Buggys kennt, bei denen die Sitzrichtung variiert werden kann, freuen wir uns über einen Kommentar!

© Danielle  

Quellen




"Schnall Dich an, sonst stirbt ein Einhorn" - Hayers und Achterwinter

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Neulich schlenderte ich durch Rossmann und im Bestseller-Regal fiel mir das Buch ins Auge "Schnall Dich an, sonst stirbt ein Einhorn" mit dem Untertitel "100 nicht ganz legale Erziehungstipps". Der Titel allein ließ zwar schon ahnen, in welche Richtung es gehen wird - aber um das Buch nicht vorschnell zu verurteilen, bat ich den rororo-Verlag um ein Rezensionsexemplar, welches mir dieser freundlicherweise zur Verfügung stellte (vermutlich bekommen ich nach dieser Rezension nie wieder eins ;-) - ich bedanke mich dennoch sehr herzlich dafür!

Das Buch


Der Inhalt ist relativ schnell erklärt - insgesamt 100 Erziehungstricks werden vorgestellt. Dabei wird zunächst eine Ausgangssituation beschrieben und dann erklärt, wie man das Problem (vermeintlich) effektiv löst. Die Tipps sind in insgesamt fünf Themengebiete unterteilt: 

  • Gesund und munter
  • Saubär hingekriegt
  • Erwachsen werden, wozu?
  • Zusammen leben und lernen
  • Reden ist Gold, Ruhe auch

Im ersten Teil geht es rund um die Gesundheit - vom Kampf wegen der Kleidung über Süßigkeiten hin zum gesunden Essen. Der zweite Teil beschäftigt sich mit Konflikten rund um Sauberkeit und Hygiene, beim dritten und vierten habe ich keinen wirklichen Zusammenhang erkannt - es sind auf jeden Fall recht viele Pubertier-Themen dabei. Im letzten Teil geht es abschließend im weitesten Sinne um Kommunikation (auch im Sinne von Türen schmeißen).

Beim Verfassen der Situationsbeschreibungen lag der Hauptfokus darauf, es irgendwie lustig zu machen - manchmal kann man tatsächlich schmunzeln, meist wirkt der Humor jedoch sehr erzwungen und plakativ. Mich persönlich strengt so etwas ziemlich an, zudem die vermeintliche Lustigkeit oft gar nicht zur eigentlichen Dramatik der Situation passt.

Meine Meinung zum Buch


Als ich das Buch las, wurde ich von Minute zu Minute trauriger und ärgerlicher. Und das aus verschiedenen Gründen. Zunächst einmal wollte mir nicht aus dem Kopf gehen, dass ich das Buch im Sachbuch-Bestseller-Regal gesehen hatte. Das heißt: Es ist aktuell eines der zehn Bücher, die am häufigsten in Deutschland verkauft werden (das treibt mir  - im wahrsten Sinne des Wortes Tränen in die Augen).

Das Buch hat außerdem die recht gute Bewertung von 4 Sternen bei Amazon. Nur mal zum Vergleich - die Neuauflage von Frau Kast-Zahns Trotzbuch (das ich kürzlich sehr ausführlich hier rezensierte) hat berechtigterweise die niedrigmöglichste Bewertung von einem Stern. Ganz offenbar lesen also die Leute "Schnall Dich an, sonst stirbt ein Einhorn" und finden es tatsächlich lustig und - noch viel schlimmer - hilfreich und - noch viel, viel schlimmer - empfehlen es weiter, so dass es sich zum Bestseller entwickelt hat.

Da komme ich ganz ehrlich schrecklich ins Grübeln. Das also ist die "normale" Einstellung gegenüber Kindern? Dass man allerlei List und Tücke aufwendet, um sie zu manipulieren?  Alle, wirklich alle im Buch vorgestellten Tipps basieren nur auf genau vier Methoden: Lügen, Drohungen, Erpressung und Bloßstellung. Oft auch aus einer Kombination dieser. Gut - der Untertitel "100 nicht ganz legale Erziehungstricks" ließ das schon vermuten, aber mit welcher Kaltblütigkeit und Hartherzigkeit da gegen (manchmal völlig altersgerechtes) kindliches Verhalten vorgegangen werden soll, macht mich sprachlos!

Die meisten Tricks basieren darauf, Kinder einfach schamlos anzulügen. Das Kind will sich nicht anschnallen? Erzähl ihm, dass deswegen ein Einhorn sterben wird und es für seinen Tod verantwortlich wäre. Bin ich die einzige, die das komplett unlustig - ja sogar grausam findet? Ich sehe die Autoren des Buches schon kopfschüttelnd vor mir: "Wieder so eine überempfindliche Übermutti! Diese Helikoptereltern sind echt total humorlos und überbehütend - furchtbar!" Nee - ich bin weder das Eine, noch das Andere. Ich frage mich einfach, wie lustig es ein Mann finden würde, wenn er von seiner Frau hören würde: "Los, bring endlich den Müll raus, sonst stirbt dein bester Freund Martin!" 

Kinder zum Funktionieren zu bringen, in dem man ihnen (die erlogene) Verantwortung für den Tod eines Fabelwesens überträgt ist, nicht nur "nicht ganz legal", sondern einfach nur dumm und verachtend.

Und es gibt zahlreiche andere Beispiele für "Lüg einfach, dann läuft es so, wie du es dir erwünschst": 

Die Kinder mögen kein Reis? Lüg sie an und behaupte, das seien Mininudeln.  
Dein pubertierender Sohn ist zu dick? Lege ihm ein Foto mit einem hübschen Mädchen vor und behaupte, das sei das Au-Pair, das im Sommer zu euch kommt - dann wird es schon abnehmen!

Lässt Dein Kind immer das Wasser laufen, deponiere Badezusatz im Hahn, damit dreckiges Wasser heraus kommt und behaupte, das Läge daran, dass das Kind nie den Hahn ordentlich schließt. 

    Das Buch ist außerdem reich an Vorschlägen, das Kind mit Demütigungen gefügig zu machen: 

    Dein Kind schmeißt sich vor den Süßigkeiten an der Kasse auf den Boden und hat einen Wutanfall? Tue es ihm nach - es wird sich so schämen, dass es das nie wieder tut!

    Schmeißt das Kind ständig Essen auf den Boden: tue so, als müsste es ab jetzt immer unter dem Tisch essen. 

      Auch beliebt: subtile Drohungen/Erpressungen: 

      Die Kinder sind im Bus trotz Ermahnung nicht leise? Hab immer eine Süßigkeitentüte dabei, die du dann als Entschuldigung an die anderen Fahrgäste verteilst. Nur wenn sich die Kinder benehmen kommen sie selbst in den Genuss der Süßigkeiten.

        Aber auch andere Fiesheiten werden vorgeschlagen: 

        Überschreitet das Kind die Surfzeit am PC, dann schütte ihm immer wieder Juckpulver in den Nacken (zur pawlowschen Konditionierung.

        Kommt Dein Kind betrunken heim, male ihm mit einem wasserunlöslichen Edding (!) ins Gesicht, so dass es glaubt, im Rausch beim Tätowierer gewesen zu sein.

        Wenn dein Kind erklärt, kein Fleisch mehr essen zu wollen, dann serviere Hühnerfilet und Leberkäse als Saitan und Tofu.

        Zum Abstillen kann man ruhig mal Senf auf die Brustwarze geben - das wird dem Kind die Milch schon verleiden.

        Wäscht sich dein Teenager nicht die Haare: Streu Glitzerpulver rein, das wird ihn schon dazu bringen.

        Wenn der Wunschzettel der Kinder überquillt: schenke "Gutscheine" für Sachen und sag, Du kaufst sie im Februar. Die meisten Kinder haben den Wunsch bis dahin dann eh vergessen.
          Der Gedanke daran, wie viele Eltern nun diese tollen Tricks ausprobieren werden, macht mich wirklich traurig. Und natürlich werden die meisten funktionieren - und zwar deshalb, weil Kinder ihren Eltern vertrauen und ihnen gefallen wollen. Das kindliche Vertrauen ist ein so kostbares Gut - hier wird empfohlen, es mit den Füßen zu treten, um die eigenen Interessen mit Macht durchzusetzen. Kinder haben die Kompetenz, mit uns gemeinsam Probleme zu lösen. Miteinander reden, einander zuhören, sich mit Respekt zu begegnen, ernst genommen zu werden und mit einander in Beziehung zu stehen machen Drohungen, Lügen und Erpressung vollkommen überflüssig!

          Bei meiner Rezension zum Buch von Anette-Kast Zahn wurde in den Kommentaren kritisch angemerkt, dass meine sachliche Rezension durch den letzten Teil zu einer aufgeregte Kritik geworden sei. Ich fürchte, auch dieses Mal befinde ich mich meilenweit von einer sachlichen Buchbesprechung entfernt - aber da das Kind schon in den Brunnen gefallen ist, kann ich abschließend in aller Klarheit resümieren:

          Dieses Buch ist einfach nur unglaublich schlecht und menschenverachtend!

          Wenn Eltern sterben - warum und wie man die Vormundschaft regeln sollte

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          Autounfall auf der AutobahnKennt Ihr das? Man macht einen schönen Ausflug - nur zu zweit, um auch mal etwas Paarzeit zu genießen - und irgendwann drängt sich dann plötzlich dieser eine kleine Gedanke auf: "Was wäre wenn... wir jetzt einen Unfall hätten und beide sterben würden?"Jedes Jahr werden etwa 1.000 Kinder in Deutschland zu Vollwaisen. Zwar sterben die Eltern dabei in der Regel nicht gemeinsam, häufig jedoch relativ kurz nacheinander. Auch wenn man den Gedanken daran am liebsten ganz weit weg schieben möchte - man sollte ihn der Kinder zuliebe unbedingt zu Ende gedacht haben. 

          Wer bekommt das Sorgerecht, wenn die Eltern tot sind?


          Eltern können nicht wirklich "bestimmen", wer das Sorgerecht für ihre Kinder bekommt, aber sie können Einfluss darauf nehmen, indem sie die Personen, bei denen die Kinder leben sollen, im Testament zum Vormund machen. Dabei steht vor allem das Kindeswohl im Vordergrund. Gibt es keine schwerwiegenden Gründe, die dagegen sprechen, wird dem Wunsch der Eltern in der Regel entsprochen. Ein schwerwiegender Grund wäre bspw. eine schwere Erkrankung bei demjenigen, der Vormund werden sollte, die erst entdeckt wurde, nachdem das Testament bereits geschrieben war.

          Ein Vormund muss die Kinder nicht selbst bei sich aufnehmen oder für ihren Unterhalt sorgen, er ist lediglich der Bestimmer über die kindlichen Belange. Er kann verfügen, dass die Kinder bei ihm leben sollen, ist dazu aber nicht verpflichtet. Selbst wenn explizit im Testament steht, dass die Kinder beim Vormund wohnen sollen ist das rechtlich nicht bindend und er kann es ablehnen und eine andere Entscheidung treffen. Ein Vormund ist also nur verpflichtet zu entscheiden, wo die Kinder künftig leben sollen. Man sollte daher sehr intensiv mit dem gewünschten Vormund sprechen - auch und besonders dann, wenn sich dessen Lebensumstände ändern. Wenn die zum Zeitpunkt der Testamentserstellung kinderlose Schwester bspw. mittlerweile drei eigene Kinder bekommen hat und sich die Betreuung eines weiteren Kindes nicht mehr zutraut, hat man noch die Chance, das Testament zu ändern und einen anderen Vormund zu finden.

          Damit das Testament gültig ist, muss es entweder notariell beglaubigt werden oder vollständig handschriftlich niedergeschrieben und unterzeichnet sein. Beide Testamentarten können auch als gemeinschaftliches Dokument von Ehepartnern verfasst werden - ohne Trauschein muss zwingend jeder ein einzelnes Testament anfertigen! Wichtig ist auch zu wissen: Sobald einer der Partner einen Scheidungsantrag stellt, verlieren gemeinsame Testamente sofort ihre Gültigkeit - es muss also alles neu und einzeln geregelt werden.

          Die Erstellung eines rechtssicheren Testamentes


          Ein handschriftliches Testament ist nur dann gültig, wenn es komplett mit der Hand geschrieben wird und unterschrieben wurde! Sinnvoll ist es, Ort und Datum festzuhalten, damit zweifelsfrei erkennbar ist, welches der wirklich letzte Wille war. Wenn mehrere Dokumente vorliegen, wird dasjenige ohne Datum grundsätzlich als das älteste betrachtet und ist dann nicht wirksam. Ein handschriftliches Testament kostet nichts und kann unkompliziert geändert oder widerrufen werden. Allerdings kann es auch leichter gefälscht werden und es besteht die Möglichkeit, dass es verloren geht oder nicht gefunden wird.

          Hier ist ein Muster für ein Testament, das die Vormundschaft für die Kinder regelt:
            

          Testamentarische Verfügung von Claudia und Stephan Mustermann

          Hiermit bestimmen wir,

                               Claudia Mustermann, geboren am 07.12.1968,

          und

                               Stephan Mustermann, geboren am 26.03.1963,

          beide derzeit wohnhaft in der Müllerstraße 104 in Berlin,

          nach § 1777 BGB, dass im Fall unseres Todes folgende Person/en die Vormundschaft für unsere Kinder

                               Anja Mustermann, geboren am 24.11.2004, und

                               Nina Mustermann, geboren am 21.03.2009,

          bekommen sollen:

                               Frau Maria Schmidt, geboren am 09.02.1982

          und
                               Herr Christian Schmidt, geboren am 16.07.1955,

          beide derzeit wohnhaft in der Hauptstraße 65 in München.


          Begründung

          Herr und Frau Schmidt sind Onkel und Tante unserer Kinder. Sie haben sich in den letzten Jahren fürsorglich um unsere Kinder gekümmert und viel Zeit miteinander verbracht, so dass ein inniges Vertrauensverhältnis besteht. [...]

          Die vorstehende Erklärung haben wir aus freiem Willen und im Vollbesitz unserer geistigen Kräfte abgegeben. Uns steht derzeit die Sorge für die Person und das Vermögen unseres Kindes zu.

          Berlin, 08.03.2015

          _____________________________________________
          Unterschriften 
          (Vor- und Nachname beider Elternteile!)

          Unterschrift eines NotarsIm Testament kann man auch einen Ersatz-Vormund bestimmen oder angeben, welche Person(en) auf gar keinen Fall als Vormund bestimmt werden soll.

          Bei einem notariell beglaubigten Testament besteht Fälschungssicherheit und es kann nicht abhanden kommen, da es zentral bei der Bundesnotarkammer hinterlegt wird. Die Hinterlegung hat auch den Vorteil, dass das Testament im Todesfall automatisch geöffnet wird - so kann es auf keinen Fall übersehen werden, wenn z. B. niemand außer den Eltern davon wusste.

          Mit einem notariell beglaubigten Testament benötigt man im Todesfalle keinen Erbschein. Bei einem handschriftlichen Testament ist ein solcher zwingend erforderlich, da die Erben sonst keinen Zugriff auf Bankkonten und ähnliches haben. Die Hinterbliebenen dürften über ein notarielles Testament sehr dankbar sein, da die Beschaffung des Erbscheines mit relativ viel Aufwand, Bürokratie, Zeit (bis zu mehreren Monaten!) und auch Kosten (die etwa doppelt so hoch, wie die für ein einfaches Testament sind) verbunden ist.

          Die Kosten für die Beurkundung eines Testamentes berechnen sich nach dem sogenannten "Geschäftswert" - in diesem Falle wäre das das Vermögen des Testamenterstellers abzüglich seiner Schulden .

          Die Kosten (incl. MwSt.) staffeln sich wie folgt: 
          •  bis 10.000 EUR -     89,25 EUR
          •        25.000 EUR -   136,85 EUR
          •        50.000 EUR -   196,35 EUR
          •      250.000 EUR -   636,65 EUR
          • ab 500.000 EUR - 1.112,65EUR

          Hinzu kommen noch kleinere Auslagen, die üblicherweise nicht mehr als 5 bis 10 EUR betragen und eine Gebühr in Höhe von 15 EUR für die Hinterlegung im Testamentsregister bei der Bundesnotarkamnmer. Bei gemeinschaftlichen Testamenten verdoppeln sich die Kosten (außer bei den Auslagen).

          Bestimmen die Eltern unterschiedliche Vormunde in verschiedenen Einzeltestamenten, wird der Wunsch desjenigen Elternteils berücksichtigt, das zuletzt gestorben ist.

          Was passiert, wenn es kein Testament gibt? 


          Viele Eltern verzichten auf ein Testament, weil sie davon ausgehen, dass sich die Taufpaten ihrer Kinder ja verpflichtet hätten, dass sie sich um die Kinder kümmern. Dies ist juristischgesehen jedoch vollkommen irrelevant! Gibt es kein Testament, entscheidet allein das Vormundschaftsgericht darüber, wer Vormund ist und dieser dann, wo die Kinder untergebracht werden, bis sie volljährig sind.

          Bei der Suche des Vormundes hilft üblicherweise das Jugendamt. Infrage kommen vor allem Mitglieder aus der Familie der Eltern oder Personen aus deren Freundeskreis. Möchte niemand die Funktion übernehmen, wird ein professioneller Verein oder das Jugendamt selbst Vormund. Bei Geschwistern wird normalerweise der selbe Vormund bestimmt.

          In Bezug auf die Unterbringung wird zunächst versucht, Verwandte oder Freunde zu finden, die bereit sind, die Kinder aufzunehmen. Ist dies nicht möglich, werden vor allem für jüngere Kinder Pflegefamilien gesucht. Für größere Kinder kommen auch Kinderdörfer, Wohngruppen oder Kinderheime infrage.

          Was passiert, wenn Alleinerziehende sterben?


          Sterben alleinerziehende Elternteile, ist maßgeblich, welche Sorgerechtsregelung besteht. Bei gemeinsamer Sorge entscheidet das andere Elterteil, was mit dem Kind passiert.

          Hatte der Tote das alleinige Sorgerecht kommt es darauf an, ob irgendwann in der Vergangenheit einmal ein gemeinsames Sorgerecht bestand oder das verstorbene Elternteil schon immer das alleinige Sorgerecht hatte. Hatte das andere Elternteil schon einmal das gemeinsame Sorgerecht und wurde es ihm entzogen, kann es einen Antrag auf das Sorgerecht stellen. Diesem wird man in der Regel stattgeben, wenn dem nicht wichtige Gründe entgegenstehen.

          Hat sich das Elternteil jedoch nie gekümmert und nie das Sorgerecht gehabt, wird es ihm schwer fallen, das Gericht davon zu überzeugen, ein geeigneter Vormund zu sein. Das Elternteil müsste nachgewiesen, dass der Aufenthalt bei ihm dem Kindeswohl ausdrücklich dienen würde. Gab es in der Vergangenheit Missbrauch, Desinteresse und Schläge, dann sollte man das im Testament entsprechend darlegen (und ggf. Zeugen benennen) und ausdrücklich einen anderen Vormund bestimmen.

          Wovon leben meine Kinder, wenn ich tot bin?


          Wenn die Eltern mindestens 5 Jahre lang in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben oder die Eltern Beamte waren, bekommen die Kinder eine Waisenversorgung. Diese ist umso höher, je mehr und je länger Beiträge eingezahlt wurden. Die Waisenversorgung (und ggf. andere betriebliche Waisenrenten) erhält das Kind bis zur Volljährigkeit - u. U. sogar bis zum 27. Geburtstag, wenn es bis dahin noch in Ausbildung ist. Außerdem haben die betreuenden Personen natürlich Anspruch auf das Kindergeld.

          Ist die Waisenrente nicht für den Lebensunterhalt ausreichend, sind die Großeltern der Kinder unterhaltspflichtig. Keine Unterhaltspflicht besteht jedoch gegen Onkel und Tanten, also Geschwistern der Verstorbenen. Leben die Großeltern nicht mehr oder können sie für den Unterhalt nicht aufkommen, besteht ein Anspruch der Kinder auf Sozialhilfe.

          Nicht unterhaltspflichtig sind der Vormund, Pflegeeltern oder Stiefeltern (selbst wenn sie mit dem Verstorbenen/der Verstorbenen verheiratet waren!)

          Will man seine Kinder finanziell absichern, ist eine Risikolebensversicherung sinnvoll. Die Versicherungssumme sichert die Unterbringung bei Bekannten/Verwandten ab und ermöglicht eine gute Ausbildung. Aber auch wenn das Kind mittellos ist und das Jugendamt als Vormund hat - eine vernünftige schulische Ausbildung (bei entsprechender Eignung bis hin zum Gymnasium mit anschließendem Bafög-Studium) wäre auch in diesem Fall gesichert. 

          Der 1. Internationale Online-Bildungskonkress für freies Lernen und selbstbestimmte Bildung

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           Gastartikel 

          Diesen Freitag (18. März 2016) startet der erste Online-Kongress zum Thema Bildung und ihr solltet unbedingt dabei sein, denn dieses Projekt ist ebenso einzigartig wie interessant. Die Teilnahme ist kostenlos und Euch erwarten viele interessante Experten zum Thema Bildung, u. A. Herbert Renz-Polster, Lienhard Valentin, Katia Saalfrank und außerdem verschiedene Unschooling-Familien. Worum es genau geht und wer alles mit dabei ist - das erklärt Euch Lena, die Initiatorin des Kongresses und Autorin des Freilern-Blogs in diesem Artikel. 


          Von der Bindung zur Bildung - selbstbestimmt lernen - leben - arbeiten - Wieviel kann ein Kind „von selbst“ ?


          Im bindungs- und beziehungsorientierten Umgang mit unseren Kindern bemühen wir uns, achtsam auf ihre Signale zu schauen. Geht es ihnen gut? Was brauchen sie gerade? Irgendwann entwickeln wir ein gewisses Vertrauen, dass wir das mit unserem Baby oder vielleicht auch Kleinkind ganz gut raushaben und gut aufeinander eingespielt sind, dass es uns zeigt, was es braucht und wir das auch verstehen.

          Und dann kommt das Alter, in dem Kinder häufig in den Kindergarten, in die Schule oder vielleicht auch einfach schon in die KiTa gehen. Und auf einmal geistert da noch ein anderer Begriff herum: Bildung. Begonnen mit der frühkindlichen Bildung bzw. Förderung. Und oft ist es dann hin, unser Vertrauen oder es hat gewisse Kratzer bekommen.

          Dabei ist der Zusammenhang zwischen Bindung und Bildung in der Theorie gut erforscht und belegt. Wir brauchen eine sichere Bindung zu unseren Bezugspersonen, um wirklich gut lernen zu können, denn wir benötigen das Gefühl von Sicherheit dazu, uns aufmerksam der Welt zuzuwenden. Je jünger ein Kind ist, umso mehr (oder eine Störung darin zieht sich bis ins Erwachsenenalter). Klar – niemand kann sich gut auf etwas konzentrieren oder entspannen und kreativ sein, wenn er/sie gefühlt ständig „auf der Hut“ ist.

          Am besten lernen wir von Personen, an die wir ebenfalls gebunden sind. Ob das nun Mentoren, Lehrer, Erzieher oder andere sind. Auch hier spielen Sicherheit und Vertrauen eine große Rolle; aber auch einfach Begleitung: dass da einer ist, der mit mir forscht und Erfahrungen mit mir macht, sich interessiert mir zuwendet.

          Immer sind Beziehungen das Wesentliche, das worum es geht. Mit diesem Gefühl der Grundsicherheit kann sich das Kind der Welt zuwenden. Außerdem möchte das Kind „ganz viel Welt“ erfahren – möglichst die echte. Sich selbst weiterentwickeln und damit die Welt anders machen. Sich als selbstwirksam erfahren. Einen Unterschied machen. Das ist letztlich tief drinnen das Bedürfnis, vom kleinen Kind bis zum Erwachsenen. 

          Und doch werden Eltern und insgesamt oft Erwachsene oft unsicher in ihrem Vertrauen, je älter ein Kind wird. Umso schwerer fällt es, das Vertrauen komplett aufrechtzuerhalten. Da ist immer noch ganz viel Belehrendes, ganz viel „ich weiß es immer besser“, oft ganz klare Vorstellungen davon, was als „Bildung“ oder „Lernen“ zu verstehen ist, wie das geht und was dabei in einem bestimmten Alter das Ergebnis sein soll. Was das Kind letztendlich tun soll. Das wiederum macht ganz viel kaputt an natürlicher Neugier und Wissensdurst, denn das Kind möchte ja in Beziehung treten, es möchte gefallen, es passt sich an. Schließlich spürt es die an es gestellten Erwartungen – und vergisst dabei ein Stück weit, es selbst zu sein.  



          Denn eigentlich ist Leben Lernen und Lernen Leben. Der Mensch lernt, was gerade für ihn „dran“ ist, was ihn begeistert und interessiert. So einfach? So einfach. Es ist ohnehin eine Illusion zu glauben, wir könnten auf eine Zukunft vorbereiten, deren Anforderungen wir nicht kennen, deren Anforderungen es vielleicht heute noch nicht mal gibt. Die Wege dorthin sind so vielfältig wie die Menschen selbst. Was wir und auch unsere Kinder immer mehr brauchen werden, ist die Fähigkeit, in neuen Gegebenheiten das zu lernen, was gerade „dran“ ist. Und das Vertrauen dahinein, dass unser Kind von Anfang an ein kompetenter Mensch ist und das wunderbar kann – wenn wir es lassen.

          Dabei können Bildungsangebote, auch institutionelle, am Rand stehen und genutzt werden, wenn das Kind sie braucht. Wie ein bunter Strauß an Möglichkeiten am Wegesrand, aus denen das Passende ausgewählt werden kann, aber nicht muss, wenn gerade nichts dabei ist oder es nicht der richtige Zeitpunkt ist. 

          Und wenn wir beginnen, uns zurückzuziehen in eine begleitende Rolle, unsere Kinder achtsam beobachten und ihre Zeichen wahrnehmen, ihnen den Rahmen zu geben, den sie sich von uns wünschen, sie in sich hinein spüren lassen, was ihnen gut tut und ihre Grenzen achten; aufhören, sie nach unseren Vorstellungen zu (er)ziehen und in unsere gedanklichen Strukturen hineinzupressen, wenn wir offen sind für das, was auch wir von ihnen lernen können, dann werden wir uns als Gesellschaft weiterentwickeln und dann können auch aus unseren Kindern Menschen werden, die ihrerseits die Grenzen anderer erspüren und damit achten können. 

          Wir als Eltern mit ihnen auf dieser Reise, offen für das, was ist und kommen wird, im erwartungsfreien Raum, lernen und wachsen dabei mit. Das geht gar nicht anders, denn lernen ist Leben und Leben ist lernen.
           

          Unser Leben mit Kindern und wie es zu der Idee dieses Kongresses kam


          Mein Mann und ich haben selbst drei Kinder (2, 5 und 8 Jahre) und wir haben festgestellt, dass viele der alten Vorstellungen nicht mehr passen für uns. Daher haben wir uns auf die spannende (innere und äußere) Bildungs- und Entwicklungsreise begeben – mit unseren Kindern, aber auch für uns selbst. Unser Traum war es, die wunderbaren Menschen, die wir dabei über die Jahre kennengelernt haben und mit denen ich teilweise zusammenarbeiten darf, mit ihrem Wissen zusammenzubringen. Nun ist die Vision groß, aber diese Menschen sind teilweise über die ganze Welt verteilt. Zudem kennen wir es selbst von Seminaren, Kongressen, Fortbildungen: schon die Anreise ist manchmal mit kleinen Kindern, die z. B. nicht gern Auto oder Zug fahren, nicht möglich oder schwierig, von der Teilnahme an Veranstaltungen ganz zu schweigen. Oft habe ich die Hälfte verpasst. Die flexible Lösung: ein Online-Kongress !

          Wir haben ungefähr 50 Experten aus der ganzen Welt und im Alter zwischen 18 und 73 Jahren online versammelt. Das gab es in dieser Form und zu diesem sensiblen Thema noch nie, viele von ihnen treten zum ersten Mal online auf. Darunter sind beispielsweise Susanne Mierau, Julia Dibbern, Nicola Schmidt, Lini Lindmayer, Katia Saalfrank, Herbert Renz-Polster, Lienhard Valentin oder Andreas Reinke, außerdem Wissenschaftler wie Prof. Peter Gray, junge Menschen, die ohne Schule aufgewachsen sind (in Deutschland oder anderswo/Freilerner/Unschooler), Reisefamilien, Ausgewanderte, Filmemacher, die Betreiberin einer internationalen wöchentlichen Show, Verbandsvorstände und Aktive für das Lernen in Freien Schulen oder ganz ohne Schule, Lehrer, Berater, Autoren, Coaches, Menschen, die sich ihre Bildung nach der Schule selbst zusammengestellt haben, Initiatoren und Aktive freier Lernorte im In- und Ausland, ein Mitglied von Methodos, die „Schule“ einfach umgekehrt haben und ihre Lehrer selbst einstellen und bestimmen, was sie lernen, Blogger, Online-Unternehmer, Digitale Nomaden und andere ortsunabhängig Arbeitende. Mit ihnen haben wir das neue Format Online-Kongress umgesetzt.



          Nach knapp einem Jahr Vorbereitungszeit ist es nun soweit: der 1. Internationale Online-Bildungskongress für freies Lernen und selbstbestimmte Bildung findet vom 18. bis 27. März statt. Eine Teilnahme ist wirklich für jeden möglich – denn sie kann vom häuslichen Sofa aus zu jeder Tages- und Nachtzeit erfolgen und der Kongress ist kostenlos. (Es besteht jedoch die Möglichkeit, wenn man die Interviews dauerhaft haben möchte oder unsere Arbeit unterstützen möchte, das Kongresspaket zu erwerben). 

          Die Anmeldung erfolgt einfach über die E-mail-Adresse unter www.bildungskongress.com.

          Sei dabei und melde Dich jetzt an! 

          © Lena Busch

          Wie die Kindernothilfe hungernden Kindern hilft #istmirnichtegal

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          Über 800 Millionen Menschen auf der Welt leiden unter Hunger. Besonders betroffen sind Kinder - jedes siebente unter 5 Jahren ist mangelernährt. Dadurch wird ihre Entwicklung nachhaltig beeinflusst, es drohen schwere physische und psychische Schäden. Die Unterversorgung mit Kalorien, Vitaminen und Mineralstoffen führt dazu, dass die Kinder so stark geschwächt sind, dass selbst eigentlich harmlose Krankheiten lebensbedrohlich werden können. Jedes Jahr sterben 2,6 Millionen Kinder an den Folgen des Hungers. Allein durch unsauberes Trinkwasser verursachte Durchfälle führen jedes Jahr dazu, dass etwa 1,1 Millionen Kinder sterben.

          Hungernde Kinder
          © Kindernothilfe
          In diesem Jahr erwarten Klima-Experten einen "Super-El-Niño". Dieses Klimaphänomen, das von der globalen Erderwärmung verursacht wird, sorgt dafür, dass ganze Landstriche komplett überflutet werden und andere unter einer monatelangen Dürre leiden. El-Niño führt in vielen Ländern der Welt zu einer Hungersnot, da die Ernte auf den Feldern verdorrt und das Vieh verdurstet. Die Kindernothilfe arbeitet mit Hochdruck daran, den hungernden Menschen zu helfen. 


          In Äthiopien herrscht aktuell die schlimmste Dürre seit 30 Jahren, etwa 90 % der Ernte ist wegen des Wassermangels vertrocknet. Insgesamt 15 Millionen Menschen droht eine lebensbedrohliche Hungersnot. Besonders betroffen sind Schwangere und Kinder. Die Kindernothilfe hat 330.000 EUR Soforthilfe bereit gestellt. Mit diesem Geld werden Lebensmittel mit hohem Kaloriengehalt an Schwangere und bedürftige Kinderorganisiert und verteilt. Da viele Kinder nicht mehr zur Schule gehen können, weil ihre Eltern ihr komplettes Geld in rare und damit teure Lebensmittel investiert haben, werden außerdem Unterrichtsmaterialien zur Verfügung gestellt. Den Menschen in Äthiopien wird auch gezeigt, wie sie mit Energiesparöfen rauchärmer kochen und weniger Holz dafür benötigen. Weite Teile Afrikas sind bereits abgeholzt, so dass auch die Aufforstung ein wichtiger Bestandteil der Hilfe ist.

          Menschen unter der Dürre leidend
          © Kindernothilfe

          Im Nordosten von Brasilien bietet sich das gleiche Bild - bis zu 4 Jahre lang hat es bspw. in der Region Sertão, die eine der ärmsten weltweit ist, praktisch nicht mehr geregnet. Überall sieht man vertrocknete oder verbrannte Pflanzen - große Waldflächen sind nachhaltig zerstört. Trinkwasser muss bis zu einer Entfernung von 150 km herangeschafft werden. Die Wildtiere verdursten kläglich und die Landwirtschaft ist quasi zum Erliegen gekommen, wodurch sich das Elend durch Armut und Hunger extrem verschärft hat. Die Kindernothilfe hat für die Kleinbauern in der Region als Sofortmaßnahme 86.500 EUR zur Verfügung gestellt. Partnerorganisationen vor Ort organisieren Schulungen, wie mit dem verbleibenden Wasser möglichst effizient gewirtschaftet wird und wie die Landwirtschaft an die veränderten Bedingungen angepasst werden kann. Es werden außerdem Zisternen gebaut, um Regenwasser nutzen zu können und vorhandene Brunnen erweitert.

          Der Klimawandel trifft die Ärmsten der Armen. Etwa 99% der Todesopfer sterben in den geografisch südlichen Regionen - und das, obwohl sie zur Klimaerwärmung praktisch nichts beigetragen haben. Über 80% der Opfer sind Kinder. Sie leiden am meisten, weil die Mangelernährung sie nachhaltig in ihrer Entwicklung beeinflusst. Dürreperioden führen außerdem dazu, dass Familien schon ihre minderjährigen Töchter verheiraten, damit sie einen Mitesser weniger im Haus haben und von dem Brautgeld die übrigen Kinder ernähren können.

          Afrikanische Frau mit Kind auf dem Arm
          © Kindernothilfe
          Insgesamt werden von der Kindernothilfe aktuell etwa 800 Projekte in Afrika, Lateinamerika und Asien betreut und unterstützt. In 29 Ländern werden mehr als 1,8 Millionen Kinder mit den Maßnahmen erreicht. Die Kindernothilfe gehört zu den zehn transparentesten Spendenorganisationen in Deutschland und trägt das Siegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen. In den aktuellen Jahresberichten kann man sich umfassend darüber informieren, wofür das gespendete Geld verwendet wurde. Der Verein finanziert sich durch Spenden - von jedem gespendeten Euro kommen 83,6 Cent direkt bei den Kindern an, mit der Differenz werden Verwaltungsaufgaben erfüllt und Öffentlichkeitsarbeit betrieben.

          Wir können helfen und die Arbeit der Kindernothilfe unterstützen! Um auf die Not durch die Dürre aufmerksam zu machen, wurde die Aktion "Ist mir nicht egal" ins Leben gerufen. Mit dem Hashtag #istmirnichtegal kann jeder in den sozialen Netzwerken seine Unterstützung zeigen. Schon viele Prominente, u. A. Norbert Blüm,  Culcha Candela und Natalie Wörner haben sich mit dem Hashtag fotografieren lassen und dieses Bild bei Twitter und Facebook geteilt.
          Und natürlich können wir auch helfen, wenn wir die Kindernothilfe finanziell unterstützen. Entweder durch Spenden für Äthiopien und Brasilien oder durch eine Kinder- oder Projektpatenschaft. Lasst uns nicht die Augen verschließen vor diesem Elend durch Hunger - Eure Hilfe kommt an - bei den Kindern, die sie wirklich benötigen - schnell und unkompliziert mit einem Klick auf den folgenden Button:

          © Danielle

          Dieser Artikel wurde gesponsert von der Kindernothilfe.

          "Schlaf gut, Baby!" - Nora Imlau und Herbert Renz-Polster

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          Vor kurzem erschien ein neues Schlafbuch: "Schlaf gut Baby - Der sanfte Weg zu ruhigen Nächten" von Nora Imlau und Herbert Renz-Polster. Nora Imlau schreibt seit knapp 10 Jahren für die Zeitschrift "Eltern" und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Kinder zunehmend bedürfnisorientiert und mit liebevollem Blick aufwachsen. Herbert Renz-Polster ist vierfacher Vater und Kinderarzt und hat sich lange Zeit mit der Entwicklung von Kindern aus Sicht der evolutionären Verhaltensforschung befasst.

          Das Buch


          Schlafbücher sind für mich immer außerordentlich interessant, da dieses Thema ein absoluter Dauerbrenner in unserer Familie ist. Freiwillig schlief bisher bei uns kein Kind ein. Als meine Kinder Babys waren, war an Schlaf ohne Bewegung und/oder Geräusche nicht zu denken und sie wachten regelmäßig alle 40 bis 50 Minuten wieder auf, wenn man sie abgelegt hatte. Mein vierjähriger Sohn schläft bis heute weder allein ein noch ansatzweise durch und daher auch immer noch mit mir zusammen.

          Nachdem er jedoch früher mit knapp 1,5 Jahren nachts stündlich erwachte, ist ein- bis zweimaliges nächtliches Aufwachen für mich ein paradiesischer Zustand. Mein Erfahrungsschatz an "Schlafproblemen" ist jedenfalls außerordentlich umfangreich und rückblickend muss ich sehr selbstkritisch sagen, dass viele davon selbst gemacht waren.

          Mittlerweile weiß ich, dass sich meine Kinder völlig normal verhalten haben - diese Erkenntnis verdanke ich dem (übrigens wirklich großartigen und unbedingt empfehlenswerten) Buch "Kinder verstehen" von Herbert Renz-Polster - eines der Bücher, das wirklich jeder gelesen haben sollte, weil der Titel definitiv hält, was er verspricht. Grundlegendes Verständnis für die Verhaltensweisen unserer Kinder wirkt sich unglaublich harmonisierend auf das Familienleben aus. Ich war daher außerordentlich gespannt auf dieses neue Schlafbuch und schon nach dem ersten Kapitel war ich absolut begeistert.

          Das Buch besteht aus insgesamt 8 Kapiteln, die ich nachfolgend gerne kurz vorstellen möchte:

          1. Von wegen Murmeltiere


          Das erste Kapitel befasst sich damit, warum Kinder schlafen, wie sie schlafen - nämlich am liebsten in unmittelbarer Nähe ihrer Eltern. Es wird erklärt, dass dieses Verhalten ein Überbleibsel der Evolution ist, mit dem jahrtausendelang sicher gestellt wurde, dass kein Baby allein irgendwo zurückblieb oder das Opfer wilder Tiere wurde. Es geht außerdem darum, welche Rolle Regelmäßigkeit und Rhythmus in Bezug auf den Babyschlaf haben, ab wann man tatsächlich erwarten kann, dass Kinder durchschlafen und welchen Einfluss die Persönlichkeit von Kindern auf ihren Schlaf hat.

          2. Der Kinderschlaf


          In diesem Teil des Buches geht es um Mythen und Behauptungen rund um den Kinderschlaf - allen voran die Annahme, Kinder müssten lernen, sich selbst zu trösten und allein einzuschlafen. Viele Eltern haben durch ihr Umfeld diffuse Befürchtungen - etwa dass das Einschlafen an der Brust dazu führen würde, dass das Baby nie mehr ohne Brust einschlafen wird oder dass zu viel Nähe zu verwöhnten Kindern führt. Diese Mythen werden eingehend betrachtet und argumentativ widerlegt.

          3. Wilde Nächte


          Das Thema Schlafen ist im vielen Familien ein großer Stressfaktor. Nach einem langen, anstrengenden Tag haben Eltern das Bedürfnis nach einigen Stunden Ruhe und Entspannung (oder Zeit für die Hausarbeit). Der Blick in die Vergangenheit (und in andere Kulturen) zeigt jedoch, dass es in der Regel wesentlich entspannter ist, wenn Kinder einfach bei den Erwachsenen schlafen - dann, wann sie müde sind, nicht wann wir beschließen, dass Schlafenszeit ist. So gerät das Schlafen nicht zu einem Machtkampf - diesen gewinnt man ohnehin nie. Das Schlafen ist ohnehin eine sehr individuelle Entscheidung, die alle Familien für sich treffen müssen, da für jeden etwas anderes passt. Essentiell sind jedoch die folgenden "Zutaten": Geduld, eine angenehme Schlafumgebung und "echt sein" - damit ist gemeint, dass auch bei Änderungen, die das Schlafverhalten ändern sollen, die Beziehungsebene nicht verlassen wird.

          4. Alles andere als harmlos


          Im vierten Kapitel erklären Nora Imlau und Dr. Herbert Renz-Polster, welche Methode hinter Schlaflernprogrammen steckt und warum sie nicht angewendet werden sollten. Kontrolliertes Schreienlassen stört die Beziehung zwischen Eltern und Kind. Das Kind "lernt" nicht einzuschlafen, sondern dass seine Bedürfnisse vorsätzlich nicht erfüllt werden und die Mühe, danach zu verlangen, umsonst ist. Dass Kinder doch irgendwann einschlafen, liegt daran, dass sie vollkommen erschöpft sind und in eine schützende Starre fallen. Das Ferbern und die dahinter steckenden Annahmen werden umfassend beleuchtet und erklärt, warum man Einschlafen ebenso wenig trainieren kann, wie andere Entwicklungsschritte.



          5. Endlich besser schlafen


          Die Autoren geben am Anfang dieses Teils zu, dass sie keinen liebevollen Weg kennen, schlecht schlafende Kinder in kürzester Zeit dazu zu bringen, allein einzuschlafen und möglichst durchzuschlafen. Dennoch gibt es verschiedene Strategien, den kindlichen Schlaf zu verbessern. Dazu gehört u. A., den Gesamtschlafbedarf genau zu analysieren, sich nicht auf feste Einschlafzeiten zu versteifen und Schlaffenster zu nutzen. Es geht außerdem um den Schlaf in der Fremdbetreuung und die Frage, warum Kinder woanders oft besser schlafen, als zu Hause.

          6. Einfach einschlafen


          Dieses Kapitel enthält Einschlaftipps für verschiedene Alterstufen, Geschwister und auch Zwillinge. Zunächst wird erläutert, was biologisch gesehen in den Zellen und Muskeln und im Gehirn und Herz geschieht - und welche Bedingungen diese Prozesse unterstützen. Eltern werden ermutigt, ihren Kindern möglichst viel Nähe und Körperkontakt schenken - so entspannen Kinder am besten und fühlen sich sicher. Je älter Kinder werden, desto weniger Körperkontakt verlangen sie, so dass man nach einiger Zeit auch einfach nur im Bett liegen kann und dabei lesen oder im Internet (z. B. bei uns :-) surfen kann und das Kind gleitet dabei geborgen in den Schlaf.

          7. Einfach durchschlafen


          Für extrem müde Eltern gibt es in diesem Teil des Buches einen Notfall-Schlaf-Plan. Danach geht es um den Einfluss des Aufenthaltes im Freien, des Essens und der Mediennutzung auf die Schlafqualität. Außerdem wird erklärt, wie man Einschlafassoziationen sanft anpassen und Ersatz für Einschlafhelfer etablieren kann. Dennoch werden die meisten Kinder unwillig auf Änderungen reagieren - dabei ist es wichtig, sie zu trösten, zu begleiten und ihnen Zeit zu lassen. Abschließend wird auf die Frage eingegangen, ob das Abstillen das Schlafverhalten beeinflusst und wie man eine nächtliche Stillpause einführen kann.

          8. Ein Ort zum Wohlfühlen


          Im letzten Kapitel des Buches wird das Familienbett thematisiert. Es wird angeregt, die Schlafqualität durch gemeinsames Schlafen zu verbessern. Babys, die mit ihrer Mutter zusammen schlafen, synchronisieren ihren Schlafrhythmus mit dem ihrigen, wodurch sie insgesamt erholsamer schläft. Erläutert wird außerdem, wie man das Familienbett sicher gestaltet und wie der Auszug gelingt. Abschließend geht es um den plötzlichen Kindstod und das vermeintlich höhere Risiko dafür, wenn das Familienbett praktiziert wird.

          Meine Meinung zum Buch


          Als ich vor ein paar Monaten auf Facebook davon las, dass Nora Imlau und Dr. Herbert Renz-Polster ein Schlafbuch herausbringen werden, war ich sehr gespannt. Meine Erwartungen an das Buch waren sehr hoch - und sie sind nicht enttäuscht worden. Optisch sehr ansprechend, klar strukturiert mit einer großartigen Mischung aus Wissenschaft und Emotionen kann man dieses Buch allen mit Schlafproblemen geplagten Eltern (denn die Kinder haben in der Regel keine Probleme mit ihrem Schlaf) wirklich ans Herz legen. 

          Besonders gelungen und wichtig finde ich, dass gezeigt und begründet wird, warum Babys (zunächst) am besten auf Mamas oder Papas Arm einschlafen und dass es vollkommen natürlich ist, wenn Kinder beim Schlafen die Nähe der Eltern suchen. Ganz viele Schlafprobleme entstehen vermutlich deshalb, weil Eltern falsche Vorstellungen vom Kinderschlaf haben. Wirft man die gesellschaftlichen Erwartungen ("Das Kind muss lernen, alleine durchzuschlafen", "Mehrfaches nächtliches Aufwachen in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres ist eine Schlafstörung", "Du kriegst Dein Kind nie aus dem Familienbett!") über Bord, fällt es wesentlich leichter, Kindern das zu geben, was sie zum Einschlafen brauchen - Geduld, Nähe und Zuwendung.

          Das Buch ist (fast) perfekt - bis auf die Tatsache, dass der GU-Verlag die wirklich nervige Angewohnheit hat, spezielle Aspekte eines Themas auf einer gesonderten Seite mitten im Text in sich geschlossen zu behandeln. Das stört den Lesefluss ungemeint - denn Sätze enden erst nach dem Umblättern - oder man ist gezwungen, gedanklich schnell um- und wieder zurückzuschalten. Trotzdem gibt es von uns eine klare Kaufempfehlung - das ist definitiv das derzeit beste Buch über den kindlichen Schlaf.

          Wer das Buch bei Amazon kaufen möchte, unterstützt wie immer unseren Blog, wenn er es über diesen Affiliate-Link tut. Wir freuen uns auch sehr über Eure Meinung zum Buch - schreibt uns doch einen Kommentar, wie es Euch gefallen hat. 

          © Danielle

          10 Dinge, die Babys beruhigen und ihnen beim einschlafen helfen

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          Warum Bewegung Babys beim Einschlafen hilft


          Der Schlaf von Babys ist eins der Themen, das Eltern am meisten bewegt. Es soll sie tatsächlich geben: Babys, die viel und gerne schlafen, die man einfach in ihr Bett legen kann und die dann ganz allein und entspannt ins Reich der Träume gleiten.... aber diese Babys sind leider die absolute Ausnahme. Die meistenBabys haben Schwierigkeiten (allein) einzuschlafen oder längere Phasen durchzuschlafen, viele wachen ständig auf und wollen auf gar keinen Fall alleine bleiben.

          Viele Eltern stellen fest, dass ihr Baby am besten einschläft, wenn es dabei bewegt wird - sei es im Tragetuch, im Kinderwagen oder im Auto. Das liegt daran, dass unsere Babys noch sehr urzeitlich geprägt sind. Sie setzen Bewegung immer mit körperlicher Nähe gleich und körperliche Nähe bedeutet für sie: "Ich bin in Sicherheit". Wenn der Kinderwagen sich nicht mehr bewegt wird oder das Auto stehen bleibt und das Kind noch nicht richtig im Tiefschlaf ist, wacht es in den meisten Fällen ganz leicht wieder auf, denn die fehlende Bewegung alamiert sie unterbewusst:"Gefahr! Aufwachen! Schau nach, ob alle noch da sind!"

          Schlafendes Baby

          Sind sie dann endlich mal eingeschlafen, prüfen Babys während des Schlafens ungefähr im Abstand von 30 bis 50 Minuten in den leichteren Schlafphasen weiter unbewusst, ob sie noch immer in Sicherheit sind. Werden sie noch immer geschaukelt, sind sie überzeugt davon, dass noch immer ein achtsamer Mensch in der Nähe ist und schlafen beruhigt weiter. In Tragehilfen, Kinderwagen und Autos wachen Babys deshalb seltener häufig auf, da die ständige Bewegung ihnen Sicherheit suggeriert. Wenn sie jedoch still in ihrem Bett oder Kinderwagen liegen, ist die Wahrscheinlichkeit (vor allem in den ersten Monaten) recht hoch, dass sie wieder aufwachen. Ist niemand in der Nähe, der sie sofort beruhigt, schlafen sie oft nicht wieder ein – auch wenn sie noch müde sind. 

          Die meisten Babys schlafen in den ersten Wochen am besten und beruhigen sich am schnellsten, wenn sie ähnliche Bedingungen haben, wie im Mutterleib. Auch auf schreiende Babys hat es eine enorm beruhigende Wirkung, wenn sie eng eingewickelt und sanft auf und ab (nicht hin und her!) gewippt werden und dabei ein konstantes Rauschen zu hören ist, das dem Rauschen des mütterlichen Blutes ähnelt, das das Kind im Mutterleib hörte.

          Am wenigsten aufwändig ist es natürlich, das Baby dauerhaft bei sich zu tragen und mit ihm immer zeitgleich im Familienbett zu schlafen. Das ist aber leider nicht immer umsetzbar und mit älteren Geschwistern quasi fast unmöglich, daher kann es sehr hilfreich sein, auf Einschlafhilfen zurück zu greifen. In diesem Artikel wollen wir zehn Produkte vorstellen, die dabei helfen, Babys in den Schlaf zu schaukeln und die dafür sorgen, dass sie nicht nach einer halben Stunde wieder unausgeschlafen aufwachen.


          Dinge, die Kinder beruhigen und beim Einschlafen helfen 


          Pezziball/Gymnastikball


          Gymnastikbälle dienen normalerweise als Turngerät oder rückenmuskelntrainierendes Sitzmöbel. Sie können aber auch herrlich für das Auf- und Abwippen verwendet werden. Viele Schwangere haben die Erfahrung gemacht, dass ihr Baby im Bauch schnell einschläft, wenn sie längere Strecken gleichmäßig laufen. Da wir normalerweise ungefährmit einer Frequenz von etwa 60 Schritten pro Minuten laufen, fühlen sich Babys, wenn wir mit dieser Frequenz auf dem Pezziball hüpfen, zurück in den mütterlichen Bauch versetzt und entspannen sich recht schnell.

          Federwiege


          Auch Federwiegen beruhigen vor allem durch ihre gleichförmige Auf- und Abbewegung, die sich ebenfalls etwa im Bereich von 60 bis 70 Schwingungen pro Minute bewegt. Viele Eltern haben sie schon als ihre "letzte Rettung" bezeichnet.  

          Mit etwas Phantasie und Geschick kann man eine recht preiswerte Lösung (um die 75 EUR) basteln  - es gibt aber auch Rundum-Sorglospakete - eine Übersicht zu allen Federwiegen-Varianten findest Du hier. Die Anschaffung lohnt sich meines Erachtens immer - die Wiegen verlieren kaum an Wert, da sie sich nicht wirklich abnutzen. Man kann sie in aller Regel zu einem sehr guten Preis wieder verkaufen .

          Allerdings haben die Federwiegen den Nachteil, dass man sie immer wieder anstupsen muss - zumindest beim Einschlafen. Kommt das Kind nachts in eine Leichtschlafphase, fängt es normalerweise vor dem Aufwachen an, sich leicht zu bewegen und versetzt die Federwiege damit in eine leichte einschlummernde Bewegung, wodurch das Baby unter Umständen nachts nicht ganz so häufig aufwacht.

          Pucksäcke


          Viele Kinder beruhigen sich, wenn sie gepuckt werden. Darunter versteht man ein festes Einwickeln der Arme - die Beine und die Hüfte bleiben dabei beweglich. Es gibt eine Vielzahl an unterschiedlichen Pucksäcken und Puckdecken auf dem Markt - mein persönlicher Favorit ist der SwaddleMe, den es in zwei verschiedenen Größen, verschiedenen Designs und vor allem verschiedenen Materialien gibt. Für den Winter ist bspw. kuscheliges Mikrofleece sehr angenehm - im Sommer greift man besser zu Baumwolle. Durch zwei große und sehr gut haftende Klettflächen kann man die Enge sehr gut variieren.  

          Weißes Rauschen


          Im Mutterleib sind Kinder von einer recht lauten Geräuschkulisse umgeben. Daher beruhigen sich viele Babys schnell, wenn sie ein lautes, eintöniges Rauschen hören. Das kann man selbst mit dem Mund machen ("Shhhhhhh") oder aber Haushaltsgeräte dafür missbrauchen. Mein Sohn schlief die ersten Monate ausschließlich in seiner Federwiege neben dem laufenden Staubsauger ein. Erst später bin ich auf den Gedanken gekommen, dass man das Geräusch auch einfach von einer CD abspielen lassen könnte. Die CD "SleepWell" bietet insgesamt 13 verschiedene Geräusche - von einer Autofahrt (hier schlafen viele Kinder ja unproblematisch ein) über den Staubsauger (in verschiedenen Ausführungen), Föhn und Waschmaschine hin zu Regen und Ozeanwellen.

          Entdeckt habe ich außerdem den Baby Shusher. Ein relativ neues Gerät, das einfach nur gleichmäßige "Shhhhh"-Geräusche von sich gibt. Die Lautstärke ist natürlich regulierbar und es kann eine Laufzeit von 15 oder 30 Minuten eingestellt werden. Kritiker bemängeln den hohen Preis von 34,90 EUR. Wenn ich überlege, wie viel Strom der dauerlaufende Staubsauger bei uns in den ersten Monaten verbraucht hat und dass man den Baby Shusher auch unterwegs verwenden kann ist, würde ich sagen, dass das Gerät - vorausgesetzt, es funktioniert - aber das kann man ja vorher (mit einem Fön oder Staubsauger) testen - seinen Preis durchaus wert ist.

          Der Robopax


          Der Robopaxwar für mich damals meine Rettung. Meine schlecht schlafenden Kinder schliefen im Kinderwagen meist recht gut ein - aber leider immer nur so lange, wie dieser sich auch bewegte. Sobald der Wagen still stand, öffneten sich sofort die müden Augen, um zu schauen, ob irgendeine Gefahr droht. 

          Beim Robopax handelt sich um eine Art "Rüttelplatte" für Kinderwagen, Betten oder Babyschalen. Sie bewegt sich in einem Abstand von 10 bis 15 cm immer hin und her. Der Kinderwagen oder die Tragetasche werden dabei sanft durchgeschüttelt. Der Motor macht zwar ein schnarrendes, monotones Geräusch, das einem zunächst etwas laut vorkommt, aber die Kinder stört es überhaupt nicht - es scheint vielmehr die Funktion des "weißen Rauschens" zu übernehmen und den beruhigenden Effekt zu verstärken. Der Stromverbrauch ist sehr gering, weswegen der Robopax ohne schlechtes Gewissen auch längere Zeit betrieben werden kann.

          Leider ist er recht schwer erhältlich - ich sehe ihn in unregelmäßigen Abständen bei Amazon verfügbar für 40 bis 50 EUR (inkl. Versand) - momentan ist er teilweise mit 159,95 EUR ausgepreist - das ist jedoch unverhältnismäßig. Ich habe meinen damals noch für 19,99 EUR (!) gekauft - aber auch 50 EUR wäre er rückblickend definitiv wert gewesen. 

          Loolaloo 


          Der Loolaloo ist ein Produkt, das ebenfalls zum Ziel hat, Kinderwagen oder -betten in Bewegung zu versetzen. Mit 129 EUR ist das nicht wirklich günstig, aber durchaus sehr effektiv.

          Der etwa 28 cm lange Loolaloo wird mit Klettbändern am Schieber des Kinderwagens befestigt und bringt diesen ganz leicht seitlich zum Schwingen - so, wie wenn man selber instinktiv leicht daran rüttelt. Die Intensität ist in sieben Stufen regelbar. Das Gerät kann mit einer Federwiege verbunden werden - damit entfällt das selbst anschubsen.

          Der Loolaloo hat einen integrierten Akku - unser Test ergab, dass dieser deutlich länger durchhält, als man es erwarten würde.

          Swingolino


          Ähnlich - und mit einem Preis von etwa 30 EUR deutlich günstiger - funktioniert der Swingolino. Er ist jedoch sehr viel größer und sperriger, dafür jedoch in einem Kuscheltier (Esel oder Elefant) verpackt. Anders als der Loolaloo wird der Swingolino mit Batterien (4 D-Zellen!) betrieben, die auch nicht im Lieferumfang enthalten sind. Das Gerät kann entweder auf "7 Minuten schaukeln" oder auf "stand by" eingestellt werden. Letzteres bedeutet, dass es von ganz allein anfängt zu schwingen, wenn das Baby sich bemerkbar macht. Dann wird es 7 Minuten geschaukelt und der Swingolino geht wieder in den Stand-by-Modus. 

          Brio Bed Rocker 


          Bei den Brio Bed Rockern handelt es sich um Aufsätze für die Füße von Kinderbetten. Das 4er-Set kostet 34 EUR und ist bei Loolaloo im Shop erhältlich. Die Bed Rocker werden an den Beinen des Bettes montiert und sorgen dafür, dass einmal angeschubste Kinderbetten längere Zeit "nachschaukeln". Wenn man sie mit dem Loolaloo kombiniert, muss man das Bett auch nicht mehr selbst anschubsen.

          Schaukeldings

          Beim Schaukelding von Köglis handelt es sich um zwei Kufen aus Holz, auf die das Babybett gestellt werden kann, wodurch daraus eine Wiege wird. Sie kosten etwa 90 EUR und können auch unter Reisebetten angebracht werden und unter jeder anderen Sitzgelegenheit. So kann man aus einem einfachen Stuhl oder Sessel einen Schaukelstuhl machen und diesen zum gemütlichen Stillen verwenden. Auch hier bietet sich eine Kombination mit dem Loololoo an, der die Wiege bewegt. 

          Das Schaukelding kann übrigens auch unter dem Kinderwagen befestigt werden, wodurch diese viel effizienter gewippt werden können. Und - kein Spaß: Bei Schnee macht man aus dem Kinderwagen mit den Kufen tatsächlich einen Schlitten! 

          Sleepy Einschlafhilfe 


          Die Sleepy Einschlafhilfe (hier bei Amazon oder direkt vom Hersteller) besteht aus vier einzelnen Untersätzen, die unter die Füße des Kinderbettes gestellt werden. Durch die Eigenbewegung des Kindes wird das Bett sanft in Schwingungen versetzt - sogar die Atembewegungen sollen dazu führen, dass das Bett leicht schaukelt. Sleepy funktioniert ganz ohne Strom und durch die Empfindlichkeit ist ein externer Rüttler (wie der Loolaloo) entbehrlich. Mit etwa 239 EUR sind die Füße allerdings auch ein recht teures Vergnügen.

          © Danielle

          Hilfe, mein Kind will nicht essen! Tipps und Tricks für schlechte Esser

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          Jedes Kind is(s)t anders 


          Es gibt drei Themenfelder, um die sich  unsere Sorgen vornehmlich in den ersten Lebensjahren unserer Kinder drehen: die kindliche Entwicklung, das Schlafen und das Essen. Meine Kinder sind beides absolute Schlechtschläfer - bezüglich des Essverhaltens hätten sie unterschiedlicher nicht sein können.

          Meine Tochter ist vollkommen unkompliziert - das Stillen war nach ein paar kleineren Startschwierigkeiten unproblematisch, die Beikost wurde nach Plan eingeführt, sie aß dabei gern und gut und ziemlich genau die "vorgegebenen" Mengen. Ab dem Familientisch aß sie einfach alles mit. Sie mag und isst im Grunde fast alles und gerne auch gesund. Süßigkeiten bleiben auch mal wochenlang in irgendeiner Ecke liegen, ohne dass sie sie interessieren, dafür bestellt sie sich gerne Sushi. Vor ein paar Jahren habe ich mich ehrlich gesagt etwas gewundert, warum so viele Eltern so viel Gewese ums Essen machen - schließlich ist noch kein Kind vor dem gedeckten Tisch verhungert. Der Meinung bin ich zwar immer noch - aber das Unverständnis in Bezug auf die vermeintlich übertriebene elterliche Sorge ist mittlerweile verschwunden - denn mein Sohn kam. 

          Wenn Stillbabys schlecht zunehmen 


          Mit 4.370 g war er ein sehr, sehr properes Baby, das nach dem Erreichen seines Geburtsgewichtes innerhalb einer Woche 570 g zunahm - normal sind eigentlich 170 bis maximal 330 g. Da sorgte ich mich das erste Mal, zunächst darüber ob man ein Stillbaby wirklich nicht überfüttern könne. Als wir 10 Wochen später wegen einer Bronchitis beim Arzt waren, wurde er gewogen und hatte in dieser Zeit gerade mal insgesamt 950 g zugenommen - das waren plötzlich nur noch durchschnittlich 87 g pro Woche - das unbedenkliche Minimum bei Stillkindern wären mindestens 140 g. Die schlechte Gewichtszunahme machte mich etwas ratlos. Da er aber eigentlich recht zufrieden wirkte, nahm ich die langen Stillpausen nicht weiter ernst.

          Als er dann 4 Monate alt war, trank er plötzlich so gut wie gar nichts mehr - die Windeln blieben teils über Nacht trocken und wir landeten im Krankenhaus, nachdem er pro Tag nur 400 ml Muttermilch trank und Trinkpausen von 14 Stunden hatte - dabei aber weiter zufrieden war. Da  erfuhr ich zum ersten Mal, wie schrecklich zermürbend es sein kann, wenn Kinder nichts zu sich nehmen wollen.

          Diagnostiziert wurde damals rein gar nichts - zurückblickend vermute ich, dass mein Sohn unter einem  gastroösophagealen Reflux gelitten hat, bei dem die Milch immer wieder in die Speiseröhre zurück floss und diese dadurch dauerhaft schmerzhaft entzündet war. Die Babys strecken sich dann durch, trinken schlecht und schreien wütend die Brust an, weil sie Hunger haben, aber wissen, dass die Milch ihre Schmerzen auslöst. Normalerweise spucken Kinder, die darunter leiden, sehr viel - das fehlte bei uns.

          Wenn Kinder Beikost verschmähen 


          Nachdem mich in einem Internetforum eine Userin mit medizinischem Hintergrund auf die Idee brachte, dass es sich um einen stillen Reflux handeln könnte, habe ich, früher als geplant, Beikost eingeführt. Diese ist nicht so flüssig wie Muttermilch und bleibt besser im Magen, wodurch sich der Reflux bessert. Nur mochte mein Kind keinen Brei - er aß in den nächsten Monaten sehr zurückhaltend und wenn, dann aller-, allerhöchstens 80 g pro Mahlzeit. Stillen blieb die bevorzugte Form der Nahrungsaufnahme. Er nahm weiter sehr zögerlich zu, aber ich entspannte mich zunehmend, weil er zumindest irgendwann auf einer Perzentile blieb (allerdings war er von der 97er in den ersten Wochen auf die 25-er gerutscht). Mittlerweile ist er ein sehr hagerer 4-Jähriger, der immer noch katastrophal isst - was ich aber mittlerweile einfach akzeptiert habe.

          Es ist mir wirklich, wirklich rätselhaft, wie ein Mensch überhaupt überleben kann, wenn er nur diese geringen Nahrungsmengen isst. Und nicht nur das - er überlebt nicht nur, er wächst ja auch noch. Es gibt Tage, da isst er morgens 3 Löffel Müsli, mittags zwei kleine Kartoffeln ohne alles und abends eine halbes Brot ohne Kruste mit Butter. Zwischendurch etwas Obst (zum Glück!) und sonst: nichts. Wenn man ihn ließe, würde er sich ausschließlich von Süßem ernähren - davon würde er tatsächlich nennenswerte Mengen verdrücken. Es ist ganz offensichtlich, dass er einfach nicht mehr braucht. Auch wenn er für mich subjektiv - und vor allem im Vergleich zur Schwester - viel zu wenig is(s)t - objektiv ist es eine offenbar für ihn völlig ausreichende Menge. Inzwischen habe ich gelesen, dass die Menge der aufgenommenen Nahrung je Kind tatsächlich sehr stark variieren kann - so essen manche 2-Jährigen etwa 550 g Nahrung am Tag, andere bis zu 1500 g - also die dreifache Menge!

          Häufig sorgen sich Eltern, wenn ihre Kinder lange die Brust bevorzugen - mit etwa einem halben Jahr beginnen sie, sich zu fragen, ob das Kind denn genug Nährstoffe bekommt, wenn es so wenig Beikost isst. Diese Sorge ist vollkommen unbegründet - es gibt kein Lebensmittel, das ein Kind optimaler mit Vitaminen und Spurenelementen versorgt, als Muttermilch.

          Kinder holen sich tatsächlich, was sie brauchen


          Bei den Recherchen zum Artikel Beikost - Ab wann kann und ab wann soll man etwas anderes als (Mutter)Milch anbieten? habe ich ein interessantes Experiment gefunden, das ich hier noch mal beschreiben will.

          Vor 80 Jahren hat Dr. Clara Davis fünfzehn gestillten Waisenkindern im Alter von sechs bis elf Monaten täglich ein Sortiment aus 34 verschiedenen, mundgerecht zubereiteten Speisen  serviert. Sie ließ die Kinder ihre Mahlzeiten komplett selbst zusammenstellen. Alle angebotenen Lebensmittel waren ungezuckert und ungesalzen, Gemüse wurde gedämpft und es gab keine verarbeiteten Produkte (wie Butter, Wurst oder Brot). Zu jeder Mahlzeit wurde eine Auswahl von 10 Komponenten bereitgestellt - u. a. Äpfel, Ananas, gekochter Weizen, Hafer, Roggen, Mais, Tomaten, Kartoffeln, Hirn, Knochenmark, Nierchen, gehäckselter Fisch, Eier, Wasser, Orangensaft, Milch usw. Die Kinder zeigten auf die gewünschten Lebensmittel und bekamen diese dann gereicht.

          Das Experiment wurde bis zu 6 Jahre lang pro Kind durchgeführt und ergab unter anderem folgende Ergebnisse:
          • Die Vorlieben der Kinder waren sehr unterschiedlich - es wurde jedoch durchschnittlich von allen die ungefähr ein gleicher Anteil an Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß verzehrt.
          • Die ausgesuchte Nahrung wurde teilweise sehr ungewöhnlich kombiniert (ein Kind frühstückte in der Regel 500 ml Orangensaft und ein Stück Leber)
          • Es gab zyklische Vorlieben - oft wurde tagelang nur ein bestimmtes Lebensmittel (bspw. erst ein paar Tage lang Bananen, dann nur Hackfleisch) gegessen.
          • Die verzehrten Mengen während der Mahlzeiten waren sehr unterschiedlich.
          • Grundsätzlich bevorzugt wurde Obst - Getreide und Gemüse waren weniger beliebt. Kaum ein Kind aß Kopfsalat, Spinat oder Kohl.
          • Fast alle Kinder probierten im Laufe der Zeit alle Lebensmittel. Es gab nur zwei Kinder die nie Salat probierten und eines, das niemals Spinat kostete.
          • Kein Kind litt jemals wegen des Essens unter Durchfall, Erbrechen oder Verstopfung.
          • Alle Kinder nahmen in etwa die für die Altersstufe empfohlene Kalorienmenge auf.
          • Bei Infektionen änderten die Kinder ihr Essverhalten - es wurden überdurchschnittlich viel Karotten, Rind und Rüben gegessen.
          • Ein Kind litt unter Rachitis. Ihm wurde zusätzlich Lebertran angeboten, welchen es auch zu sich nahm - bis die Rachitis ausgeheilt war. Danach hat es ihn nie wieder angerührt.

          Das Erstaunliche dabei war: Ausnahmslos alle Kinder gediehen gut, waren gesund (alle Blutwerte lagen im Normbereich) und es traten keine Mangelerscheinungen auf. Kein Kind war dick, keines dünn. Ärzte bescheinigten den Kindern einen überdurchschnittlich guten Gesundheitszustand. Dieses Experiment hat gezeigt, dass Kinder offenbar ganz instinktiv und intuitiv wissen, was ihnen gut tut und wie viel sie wann wovon benötigen. Kinder sind also eigentlich von Natur aus "programmiert", genau so viel zu essen, wie sie gerade brauchen. Wenn wir eine sinnvolle Essensauswahl anbieten, werden Kinder ihrer Natur folgen und sich ganz automatisch mit dem versorgen, was sie benötigen. Das, was wir mit dem Stillen nach Bedarf angefangen haben, sollten wir also bei der Beikost fortführen.

          Das funktioniert natürlich nur dann wirklich perfekt, wenn naturbelassene, zusatzstofffreie Mahlzeiten angeboten werden. Hätten die Kinder im Experiment industrielle Süßigkeiten bekommen, hätten sie vermutlich bevorzugt darauf zurück gegriffen, da der kindliche Organismus eigentlich darauf geprägt ist, Süßes zu bevorzugen. Die Natur hat jedoch nicht vorausgesehen, dass es irgendwann nährstoffarme, stark verarbeitete Nahrungsmittel geben würde, die besser nicht in größeren Mengen verzehrt werden sollten.

          Auch wenn sich Kinder sehr einseitig ernähren, führt das normalerweise nicht zu Mangelerscheinungen. Wochenlang nur Nudeln? Oder Marmeladentoast? Kein Problem - Kinder holen sich über kurz oder lang, was sie brauchen. Das ergab auch eine Langzeitstudie der Universität Stanford, die mäklige Kinder über Jahre hinweg begleitetete - es wurde kein signifikanter gesundheitlicher Unterschied zwischen Gutessern und Mäklern festgestellt. Das Essverhalten scheint zu einem großen Teil Charaktersache zu sein.

          Warum mag mein Kind plötzlich kein Gemüse mehr? 


          Ich hatte schon erwähnt, dass Kinder evolutionsbiologisch bedingt Lust auf Süßes haben. Die Prägung erfolgt durch die süße Muttermilch. Süß waren früher ausschließlich reife Früchte - diese waren eine besonders wertvolle Nahrung mit einem hohen Vitamingehalt und hoher Energiedichte. Da die Früchte nur begrenzte Zeit zur Verfügung standen und sehr gesund waren, war es sinnvoll, möglichst viel davon zu essen, also grundsätzlich Süßes zu bevorzugen. Außerdem gibt es nichts in der Natur, das süß schmeckt und giftig ist - süß und auch fettig sind also quasi "Sicherheitsgeschmäcker", denen unsere Kinder in der Regel den Vorzug geben. Bitteres und Saures hingegen signalisiert: "Diese Nahrung ist potentiell giftig". Das geht übrigens allen Pflanzenfressern so - auch Affen, Schnecken und Ratten essen am liebsten süß.

          Bei der Beikosteinführung sind Kinder noch sehr experimentierfreudig und essen erst einmal recht unmäkelig, was ihnen angeboten wird. Das liegt vermutlich daran, dass festes Essen in der Regel eingeführt wird, während sich die Kinder noch dauerhaft im Sicherheitsbereich der Eltern befinden. Die meisten sind noch relativ immobil und die Eltern stellen sicher, dass nur ungiftige Nahrung in die Reichweite der Kinder kommt. Nach dem ersten Geburtstag ändert sich das zunehmend - die Kinder entdecken ihre Umwelt, entfernen sich zunehmend von den Eltern und stecken so ziemlich alles in den Mund. Sie werden dabei nicht mehr zu nahezu 100% überwacht. Es muss also nun sichergestellt werden, dass sie keine gefährlichen Dinge verzehren.

          Um die Kinder zu schützen muss also ein Mechanismus wirken, der sie davor bewahrt, Giftiges zu sich zu nehmen. Das geschieht dann häufig dadurch, dass der Speiseplan stark eingeschränkt wird. Vor allem die Lust auf neue, bisher unbekannte Nahrungsmittel nimmt stark ab - alles, was bis zu diesem Punkt bekannt ist, wird meist noch gern gegessen, alles andere frei nach dem Motto "Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht" abgelehnt. Daher ist es sinnvoll, im ersten Lebensjahr möglichst viele verschiedene Nahrungsmittel anzubieten und sich nicht an die "strengen" Vorgaben für die Beikost zu halten und wochenlang das selbe Gemüse anzubieten. Dass Kinder bitteres Gemüse nicht mögen ist also vollkommen normal. Das dauert ungefähr bis zum Alter von etwa 4,5 Jahren - danach werden sie wieder aufgeschlossener anderen Geschmäckern gegenüber. 

          Kinder brauchen oft weniger Nahrung, als wir annehmen


          Schon bei winzigen Säuglingen, die mit der Flasche gefüttert werden, kann man beobachten, dass Mütter die Kinder immer wieder animieren, mehr zu trinken. Da wird der Sauger gerüttelt, gut zugeredet, noch mal angesetzt. Das ist vor allem dadurch bedingt, dass die Mütter eine recht genaue Vorstellung davon haben, welche Mengen ihr Kind trinken sollte. Sei es durch die Packungsbeschriftung, den Vergleich mit anderen Kindern, die Ratschläge Dritter oder einfach nur auf Basis der bisherigen Trinkmengen. Und sie sehen durch die Flaschenfütterung sehr genau, wie viel Milch noch übrig ist. Daher neigen Flaschenmütter dazu, die Kinder dazu zu bewegen, die Flasche auszutrinken. Flaschenkinder haben allein deshalb vermutlich ein erhöhtes Risiko, später übergewichtig zu werden.

          Bei Stillkindern weiß man nie, wie viel sie überhaupt trinken - ob nun 50 oder 200 ml getrunken wurden, erfährt man nur, wenn man die Kinder vor und nach dem Trinken wiegt. Als wir im Krankenhaus waren, musste ich solche Stillproben machen und war entsetzt, dass mein Kind immer nur 70 bis 90 ml Milch trank - in einem Alter, in dem Flaschenkinder eigentlich bis zu 240 ml pro Flasche locker wegtrinken. Ein paar Monate später erst ging mir auf: er braucht einfach nicht mehr. Selbst den Brei aß er ja nur in 80-g-Portionen, das schien für ihn genau die richtige Menge pro Mahlzeit zu sein.

          Ich hatte den Fehler gemacht und ihn verglichen. Vor allem mit meiner großen Tochter, die mittags locker 190 g GKF-Brei und 100 g Obstbrei vertilgte. Oder mit den Kindern aus der Krabbelgruppe, die ebenso viel genussvoll verschlangen. So dachte ich immer wieder, dass er zu wenig bekommt - obwohl er eigentlich immer gut gelaunt und selten nörgelig war. Allein das hätte mir zeigen müssen, dass meine Sorgen unbegründet waren. Es gibt offenbar einfach gute und schlechte Kostverwerter. Aber hinterher ist man immer schlauer.

          Eltern überschätzen häufig die Mengen, die ein Kind wirklich benötigt. Manchmal hilft es, ein Ernährungsprotokoll zu schreiben - so mancher hat sich schon gewundert, was sein vermeintlich schlecht essendes Kind so zwischendurch verdrückt!

          Ein Kind im Alter zwischen einem und vier Jahren benötigt pro Tag etwa 90 bis 100 kcal pro kg Körpergewicht - das sind 1.000 bis 1.400 kcal. Ein Gummibärchen hat etwa 8 kcal - mit einer Handvoll hat man schon bis zu 10 % des Tagesbedarfes gedeckt. Ein Glas (200 ml) Milch mit 3,5 % Fett hat allein 128 kcal, auch Apfelsaft hat 100 kcal pro Glas. Eine Milchschnitte schlägt mit 116 kcal zu Buche, ein Apfel mit etwa 85 kcal.

          Ein gutes Mittel für die Einschätzung, ob das Kind wirklich "zu wenig" isst, sind die Wachstumskurven. So lange ein Kind sich entlang seiner Perzentile entwickelt, besteht kein Grund zur Besorgnis. Selbst wenn ein Kind durch die Kurven wandert, kann auch das unbedenklich sein. Es empfiehlt sich in diesem Falle jedoch ein Besuch beim Kinderarzt. 

          Essen als "Machtkampf"


          Die meisten Kinder sind täglich einer Vielzahl an Forderungen, Bitten und Drohungen ausgesetzt. Damit sie tun, was man ihnen sagt, greift man häufig zu Erpressung oder droht mit Konsequenzen. Wir haben an anderer Stelle sehr ausführlich darüber geschrieben, warum diese Erziehungsmittel häufig zu Konflikten führen. Die Erziehung mit Drohungen und Konsequenzen funktioniert zwar vorübergehend - die Frustration der Kinder über ihre Macht- und Hilflosigkeit staut sich jedoch mehr und mehr auf.

          Um diese negativen Gefühle zu verarbeiten, nutzen Kinder verschiedene Möglichkeiten. Zum einen zeigen sie irgendwann unangemessenes Verhalten oder Aggressivität. Da häufig ein längerer Zeitraum zwischen den negativen Emotionen und ihrer Entladung besteht, scheinen die Ausbrüche recht willkürlich zu sein, so dass es den Eltern oft schwer fällt, den konkreten Grund für das Benehmen zu erkennen.

          Die ständige Bevormundung kann jedoch auch zu einem stillen Machtkampf führen - dazu ist nichts besser geeignet, als das Schlafen oder das Essen - denn zu beidem kann sie niemand zwingen.  Vor allem Kinder, die ihre Autonomiebestrebungen nicht ausreichend ausleben können, tun dies dann verstärkt in Situationen, in denen keine Bestrafungen zu erwarten sind. Das Essen ist die beste Gelegenheit, um die zu unrecht empfundene Einschränkung der Selbstbestimmung zu durchbrechen - hier können sie endlich selber über ihren Körper entscheiden.

          Kindern, die schlecht essen, wird recht schnell klar, dass Mutter und Vater sich unbehaglich fühlen, wenn sie die Nahrung verweigern. Der Wunsch, dass sich Kinder gesund und ausreichend ernähren sollen, ist so tief verwurzelt, dass wir unsere Sorge kaum verbergen können. Das ist auch vollkommen normal - das Versorgen mit Nahrung ist eine der elementarsten Aufgaben, wenn man Kinder großzieht. Jahrtausende lang war das auch ein durchaus schwierige Aufgabe - Nahrung war eigentlich immer knapp. Kühlschränke, Supermärkte und Flugmangos gibt es erst seit kurzer Zeit - während Neandertaler im Grunde den größten Teil ihrer täglichen Zeit Beeren suchten und Rehe erlegten, kostet es uns heute gerade mal ein paar Minuten und wenige Euro, die Bestandteile einer nahrhaften Mahlzeit zu besorgen.

          Wie die Körperbehaarung auch, ist die Angst vor dem Verhungern noch als Relikt aus der Urzeit geblieben. Wir wissen rein rational, dass hierzulande niemand verhungern muss - aber unsere unterbewusste Angst können wir nicht abstellen. Daher werden Phasen, in denen kaum etwas gegessen wird oder wochenlang dasselbe, Eltern immer Sorgen bereiten - und unsere Kinder spüren das.

          Viele von uns sind außerdem groß geworden mit "Iss auf, sonst gibt es schlechtes Wetter!" oder "Noch ein Löffelchen für Oma..." - unsere Eltern entstammen der Nachkriegsgeneration - ihre Eltern haben im Krieg gehungert und sind davon tief geprägt. Da ließ man kein Essen verkommen - da musste man essen, um zu überleben. Das haben sie unterbewusst an ihre Kinder weiter gegeben - unsere Eltern mussten in der Regel mehr essen, als sie benötigten. Unsere Elterngeneration ist stark übergewichtig -  im Rentenalter sind heute 7 von 10 Deutschen zu dick. Diese erlernten Verhaltensweisen haben sie auch an uns weiter gegeben - auch wir fühlen uns schnell unwohl, wenn das Kind (vermeintlich) zu wenig isst und animieren Kinder daher viel zu schnell, doch "noch einen Haps" zu essen.

          Da Übergewicht mittlerweile ein viel größeres Problem in den Industrieländern geworden ist, als Mangelernährung, achten viele Eltern sehr genau darauf, dass das natürliche Sättigungsgefühl erhalten bleibt und fordern nicht mehr, dass der Tellerinhalt aufgegessen werden muss. Das führt zu einer inneren Zerrissenheit - wir wollen (evolutionsbiologisch bedingt), dass unsere Kinder genug Essen, aber eben auch nicht zu viel (weil sie sonst dick werden). Daher machen wir uns immer sehr viele Gedanken über das Essverhalten unserer Kinder.

          Kinder merken, wie sensibel und emotional das Thema im Vergleich zu anderen ist. Die Verweigerung, Zähne zu putzen, wird bei 99,9 %  der Eltern keinen Erfolg haben - sie werden mit gut Zureden, Drohen, Erpressen und letztendlich sogar "Gewalt" durchsetzen, dass geputzt wird. Gleiches trifft auf das Windeln wechseln zu oder das Zerstören von Gegenständen - hier greifen Eltern absolut berechenbar ein. Beim Essen passiert das Gegenteil: Eltern bemühen sich in der Regel zunächst um Gelassenheit und reagieren deutlich weniger streng, wenn ihre Erwartungen nicht erfüllt werden. Das irritiert Kinder - denn wir sagen (wahrscheinlich): "Ach komm, iss doch noch ein kleines Stück!" oder (bei uns gerne vom Papa praktiziert) fragen mehr als einmal: "Bist du auch wirklich fertig?". Das machen wir vor allem dann, wenn die von uns prognostizierte und als angemessen eingeschätzte Essmenge unterschritten wird. Wir signalisieren damit deutlich unseren Wunsch, dass sie mehr essen sollen - setzen das aber letztendlich - anders als beim Zähneputzen - nicht durch.

          Solche Situationen sind für Kinder interessant: Diejenigen, wo es absolut keinen Kompromiss gibt und solche, in denen unerwartet hohe Nachgiebigkeit zu erkennen ist. Denn das sind die Situationen, die sie "nutzen" können - immer dann, wenn sie gerne mehr Aufmerksamkeit hätten. Aufmerksamkeit ist eines der elementaren Bedürfnisse unserer Kinder, daher kämpfen sie auch häufig mit allen Mitteln darum. Schaffen sie es nicht, ein für sie befriedigendes Maß zu erhalten, greifen sie zu subtileren Mitteln. Das kann unangemessenes Benehmen sein, um negative Aufmerksamkeit zu erhalten (was in ihren Augen besser ist, als gar keine zu bekommen) oder aber Verweigerung. Wer schlecht isst, dem ist Aufmerksamkeit normalerweise gewiss ("Ja, warum isst du denn nicht? Schmeckt es dir nicht? Wirst du krank?") Je weniger das Kind isst, umso mehr Gedanken machen sich die Eltern und so wird es immer wieder thematisiert. Selbst wenn sie gar nichts sagen - ihre Anspannung und ihre unbewusste Überwachung der Essmengen werden dennoch registriert.

          Wenig oder einseitig zu essen kann also eine Art stiller Protest sein, bei dem die Kinder es genießen, dass sie die vollständige Macht über sich und auch ein bisschen Macht über die Eltern haben. Häufig liest man den Ratschlag, das Verhalten komplett zu ignorieren, dann würde es sich schon von selbst geben, da das Kind erkennt, dass es nichts bewirkt. Das sehe ich etwas anders, da ein solcher Protest (wenn es denn einer ist) wahrgenommen werden sollte. Es ist richtig, dass es nicht sinnvoll ist, das Verhalten übermäßig zu thematisieren.  Dennoch sollten wir uns Gedanken machen, warum das Kind sich so verhält, also welche Ursachen es geben könnte. Das Kind hat ein Bedürfnis, das ihm nicht erfüllt wurde und bringt das mit seinem Verhalten zum Ausdruck. Sein Bedürfnis verschwindet nicht dadurch, dass ich es noch hartnäckiger und zielgerichteter ignoriere. 

          Essensverweigerung wegen Nahrungsmittelunverträglichkeiten


          Eine sehr einseitige Ernährung kann mit einer Nahrungsmittelintoleranz zusammenhängen. Etwa vier bis sechs Prozent der Kinder in Deutschland leiden unter einer solchen.  Sie sind nicht immer eindeutig erkennbar, so dass man u. U. jahrelang darunter leiden kann, ohne es zu wissen. Ich selbst habe auch jetzt erst festgestellt, dass ich ganz offenbar histaminintolerant bin. Kinder spüren oft instinktiv, was ihnen bekommt und was nicht, so dass sie unter Umständen ihren Speiseplan auf die Dinge begrenzen, die ihnen keine Beschwerden bereiten.

          Anzeichen für eine Unverträglichkeiten ist, dass folgende Beschwerden immer wieder auftreten:
          • Bauchschmerzen,
          • Übelkeit,
          • Durchfall,
          • Blähungen,
          • Abgeschlagenheit
          • Ausschlag oder
          • Schwindel. 

          Welche Unverträglichkeit vorliegen könnte, kann man am besten mit einer Ausschlussdiät oder einem Ernährungstagebuch eingrenzen. Die infrage kommende Produktgruppe wird mindestens eine Woche komplett gemieden. In diesem Zeitraum sollten keine Beschwerden auftreten. Wenn man es dann ganz genau wissen will, isst man danach zielgerichtet die vermiedene Nahrung - besteht eine Intoleranz, sollte es zu einer deutlichen Reaktion kommen.
          Man kann auf folgende Inhaltsstoffe reagieren:

          Laktose
          in allen Kuhmilchprodukten, wie Joghurt, Butter, Käse, Quark, usw. enthalten

          Fruktose
          in allen Obstsorten - der Gehalt schwankt - hier ist eine Übersicht - reagiert wird auch auf Honig, Sauerkraut oder Früchtetee

          Histamin
          vor allem in konservierten Lebensmitteln, sehr reifem Käse, geräuchertem Fleisch, Fischprodukten und Meeresfrüchten, Bohnen und Hülsenfrüchte, in Sojaprodukten, Sauerkraut, Alkohol, Schokolade, Kakao, Hefe, schwarzem Tee, Tomaten, Ananas, Bananen, Erdbeeren, Orangen, Limetten usw. - eine umfassende Liste findest Du hier

          Gluten
          vor allem in Getreide wie Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Dinkel, usw. und Mehl aus diesem, aber auch in Käse, Fisch- und Fertigprodukten

          Sorbit
          Lebensmittel, die die Zusatzstoffe E420 (reines Sorbit) und E432, E433, E434, E435 und E436 enthalten, aber auch in Trockenfrüchten, Birnen, Kirschen, Pflaumen usw. - hier eine Übersicht

          Saccharose
          alles, in dem Haushaltszucker enthalten ist

          Die Intoleranzen können zum Teil durch einen Atemtest, zum Teil durch Blutuntersuchungen festgestellt werden. Ein dauerhaft sehr einseitig essendes Kind sollte man einem Arzt vorstellen und darum bitten, etwaige Unverträglichkeiten zu untersuchen. IgG-Tests auf Antikörper (gerne von Heilpraktikern angeboten) sind bei Nahrungsallergien nicht sinnvoll. 

          Wie erkenne ich einen Nährstoffmangel?


          Es gibt ein paar Anzeichen, bei denen man mit Schlechtessern einen Arzt aufsuchen sollte, um einen Nährstoffstatus zu erheben, da sie Anzeichen für Mangelerscheinungen sein können:
          • anhaltende Blässe,
          • eingeschränkte Aktivität, wenig Energie, häufig Müdigkeit,
          • viel Schlaf,
          • hohe Infektanfälligkeit,
          • verzögerte Wundheilung,
          • häufige Zahnfleischentzündungen oder eingerissene Mundwinkel,
          • häufiges Kribbeln der Gliedmaßen,
          • Reizbarkeit,
          • brüchige Nägel und
          • brüchige Haare/Haarausfall.

          Bei Verdacht auf einen Mangel, wird der Arzt Blut abnehmen und einen Vitamin- und Mineralstoffstatus erheben und ggf. erforderliche Präparate verschreiben
           

          Tipps und Tricks im Umgang mit kleinen Mäklern 


          Kein Zwang


          Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, aber der Vollständigkeit halber erwähne ich es dennoch: Essen sollte immer freiwillig sein. Wir entscheiden, was wir unseren Kindern anbieten - unsere Kinder entscheiden, wie viel sie davon sie Essen. Nahrung sollte nie als Drohmittel oder Belohnung fungieren, da dies langfristig Essstörungen oder Übergewicht auslösen kann. 

          Kleine Portionen


          Gerade schlecht essende Kinder sind von großen Portionsgrößen schnell überfordert. Sie gehen davon aus, dass die Portion genau die Menge ist, die sie nach Meinung ihrer Eltern essen sollen. Viele Kinder werden schon vom Ansehen satt - daher sollten die Portionen lieber zu klein bemessen sein. Wenn das Kind noch nicht satt ist und es gut geschmeckt hat, wird es ganz sicher Nachschlag verlangen. 

          Zwischenmahlzeiten


          Zwischenmahlzeiten verderben den Appetit auf die Hauptmahlzeit. Wenn der Hunger zwischendurch zu groß wird, sollte Obst angeboten werden. Süßes sollte es grundsätzlich nach den Hauptmahlzeiten geben - ohne dass Bedingungen daran geknüpft werden ("Süßes gibt es nur, wenn du noch drei Löffel isst"). Hunger hat einen weiteren positiven Effekt: Er macht mutig - das Kind greift eher zu unbekanntem Essen. 

          Das Auge isst mit 


          Das gilt bei Kindern ganz besonders - manche haben da sehr spezielle Abneigungen. Wenn etwas schon nur irgendwie komisch aussieht, vergeht einigen der Appetit komplett. Andersherum animiert Kinder ein kreatives Anrichten oder Gestalten der Speisen durchaus, etwas zu probieren, was sie einfach auf dem Teller rumliegend möglicherweise verschmäht hätten. 

          Obst und Brot- immer eine Alternative anbieten


          Um das Essen nicht zum Machtkampf werden zu lassen, sollte immer eine gesunde Alternative angeboten werden, an der Kinder sich satt essen können, wenn sie partout nicht das möchten, was auf dem Tisch steht. Das kann ein (Vollkorn)-Brot mit Butter sein oder auch Obst. 

          Trennung der Zutaten 


          Einige Kinder mögen es überhaupt nicht, wenn Nahrungsmittel (ihrer Ansicht nach) "zusammengemantscht"sind. Das können sie so meist nicht konkret artikulieren, so dass es bei mäkligen Essern definitiv einen Versuch wert ist, die Bestandteile des Essens fein säuberlich zu trennen. Das schafft man am besten mit einem Menütablett - so kann sich das Kind selbst aussuchen, was womit gemischt wird oder was komplett liegen bleibt. Für manche Kinder ist tatsächlich eine komplette Mahlzeit konterminiert, nur weil eine Erbse mitten auf dem Teller lag. 

          Gemüse in Suppen oder der Sauce verstecken


          "Trockene Nudeln" sind bei komplizierten Essern sehr beliebt. Wenn man Glück hat, wird sogar Tomatensauce akzeptiert. Hier kann man ggf. unauffällig ein paar pürierte Stücken Gemüse unterbringen. Aber viele Kinder essen auch gerne Suppen - hier hat man ebenfalls die Chance, das ungeliebte Gemüse feingeraspelt oder püriert unterzubringen. 

          Saft - ein guter Vitamin-Lieferant


          Wenig oder schlecht essenden Kindern sollte (ruhig unverdünnter) Obst- und Gemüsesaft angeboten werden, da er viele Vitamine enthält. Die Qualität und die Verarbeitung schwankt stark. Man unterscheidet Direktsaft und Fruchtsaft aus Fruchtsaftkonzentraten. Ersterer stammt zu 100% von der Frucht, letzterer wird erst im Herkunftsland konzentriert und dann im Verkaufsland mit Wasser aufgefüllt. Fruchtnektare und Fruchtsaftgetränke enthalten weitere Zusätze - sind also nicht so hochwertig, aber günstiger. Am frischesten sind die Säfte direkt aus der Kühltruhe. Testsieger bei den Multivitaminsäften bei Stiftung Warentest war übrigens der „11 plus 11“-Saft von Rabenhorst. 

          Den Essensplan mitgestalten lassen


          Wenn Kinder die Möglichkeit haben, Essenspläne mitzugestalten, ist die Wahrscheinlichkeit (wenn leider auch nur geringfügig) höher, dass sie mehr Freude am Essen empfinden. Schon beim Einkaufen zu helfen, kann Kinder neugierig machen, Dinge auszuprobieren. Wenn Kinder an der Zubereitung beteiligt waren, steigt die Motivation, das fabrizierte Werk auch zu kosten. Wenn das nicht funktionieren sollte, sind Vorwürfe wenig zielführend ("Du durftest das Mittagessen extra aussuchen und jetzt isst du kaum was!").

          Neues immer wieder anbieten


          Neues nicht zu mögen, ist programmiert - nur sehr wenige Kinder sind in Bezug auf neue Lebensmittel experimentierfreudig. Untersuchungen haben ergeben, dass man neue Lebensmittel bis zu 18 (!) Mal anbieten muss, bis das Kind etwas davon kostet. Daher sollte man nicht aufgeben und einfach immer wieder neue Lebensmittel unkommentiert anbieten.

          Kosten vereinbaren


          Das klappt nicht bei jedem Kind, aber die meisten lassen sich zumindest darauf ein, dass alles wenigstens gekostet wird. Meinem Sohn z. B. habe ich erlaubt, dass er das gekostetete Lebensmittel sofort in einen speziellen Spuckbecher (ein Miniplastikdöschen) spucken darf, wenn es nicht schmeckt. Ein Getränk zum Nachspülen steht jederzeit bereit. Es macht ihm so viel Spaß "erlaubt" Essen auszuspucken, dass seine Motivation zu kosten sehr hoch ist. Wenn das Nahrungsmittel dann doch mal schmecken sollte, greift er dann beherzt zu.

          Buchtipps


          Wer zu diesem Thema noch näher nachlesen möchte, dem seien folgende Bücher ans Herz gelegt:


          © Danielle 

          Quellen 



          Warum man Kinder nicht dazu anhalten muss, sich zu entschuldigen

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          "Entschuldige Dich gefälligst!"


          Auf Spielplätzen, in Spielgruppen und in der Kita erlebt man häufig, wie kleine Kinder, die anderen weh getan haben, von Erwachsenen nachdrücklich aufgefordert werden, sich zu entschuldigen. Dieser Aufforderung kommen die Kinder in aller Regel recht schnell nach, weil sie gelernt haben, dass es keinen Sinn hat, sich zu sträuben, da sie erst dann wieder weiter spielen dürfen, wenn sie ich endlich entschuldigt haben. Sie lernen früh: Fordert ein Erwachsener eine Entschuldigung, wird er nicht eher Ruhe geben - ja vielleicht sogar Strafen verhängen - bis das Kind endlich tut, was verlangt wird. Diesbezüglich besteht offenbar absolut kein Verhandlungsspielraum.


          Man kann in solchen Situationen oft beobachten, wie das Opfer der Handgreiflichkeit schüchtern da steht, weil es versteht, dass es jetzt so lange warten muss, bis der Entschuldigungsakt vollzogen ist. Dabei scheint es sich selten wirklich wohl zu fühlen und eigentlich viel lieber wieder spielen zu wollen. Der Täter ist - je nachdem, wie klar ihm sein Vergehen ist ebenfalls unangenehm berührt, manchmal scheint er sich auch gar keiner Schuld bewusst zu sein. Vor allem kleineren Kinder wirken zudem meist so, als täte es ihnen nicht mal wirklich leid. Dennoch tut der Übeltäter, was von ihm erwartet wird: er lächelt gequält und murmelt leise "Entschuldigung" während er dem anderen Kind die Hand reicht oder es kurz drückt. Nach dieser Zeremonie ziehen Täter und Opfer dann von dannen - um sich zehn Minuten später erneut in den Haaren zu liegen.

          Warum Erwachsene so vehement Entschuldigungen einfordern


          Sich zu entschuldigen ist für viele Erwachsene ein elementarer Bestandteil von "Höflichkeit". Höflich ist (nach allgemeiner Definition), wer seine Mitmenschen durch unangenehme Verhaltenweisen nicht stört. Da Babys als sabbernde, rülpsende, furzende und überaus laute und egozentrische Wesen zur Welt kommen, haben viele Eltern das Gefühl, dass sie ihren Kindern unbedingt schnellstmöglich gesellschaftsadäquates Verhalten beibringen müssten, weil dieser Zustand für ältere Kinder schnell inakzeptabel wird. Sie haben zudem grundsätzlich eine tiefe Sehnsucht danach, dass ihre Kinder zu glücklichen Menschen heranwachsen, die ein erfülltes Leben haben. Naturgemäß bewegen sich Menschen, die höflich, nett und zuvorkommend sind und auch sonst mit den gesellschaftlichen Regeln und Konventionen vertraut sind, sicherer durchs Leben und knüpfen und pflegen leichter soziale Kontakte, als diejenigen, die unhöflich, muffelig und an anderen desinteressiert sind.

          Das Erfordernis, sich zu entschuldigen, ist ebenso tief in der gesellschaftlichen Erwartungshaltung verankert, wie "bitte" oder "danke" zu sagen, freundlich zu grüßen und andere aussprechen lassen. Wer diese eigentlich einfachen Konventionen nicht einhält, ist recht schnell als unfreundlich verschrien. Daher ist das elterliche Bedürfnis, dass ihre Kinder nicht zu den rempelnden, meckernden und unhöflichen Zeitgenossen werden, auf die sie im Alltag immer wieder treffen, gut nachvollziehbar. Schließlich fällt ein kindliches Versagen in den Höflichkeitsdisziplinen auch immer unmittelbar auf ihr eigenes erzieherisches Ansehen zurück. Gerade in Beug auf die Höflichkeit fühlt sich auch das Umfeld berufen, kräftig mitzuerziehen - "Na? Wie heißt das Zauberwort?" lässt Eltern erst erblassen, dann erröten. Niemand will das Gefühl haben, von anderen als Versager bei der Erziehung abgestempelt zu werden.

          Wenn Eltern also ihre Kinder auffordern, sich zu entschuldigen, dann tun sie das aus gutem Motiv und weil sie denken, dass sie ihren Kindern "gutes Benehmen" beibringen müssen. Nach der zwanzigsten oder fünzigsten Aufforderung wird ein Kind auch durchaus begreifen, was genau von ihm erwartet wird. Die Entschuldigung, die das Kind dann hervorbringt, wird den gesellschaftlichen Ansprüchen genügen - sie hat jedoch einen gravierenden emotionalen Mangel: sie ist oft rein extrinsisch motiviert. Das Kind entschuldigt sich bis zu einem gewissen Alter nur deshalb, weil es weiß, dass ein anderer das so erwartet. Extrinsisch motivierte Entschuldigungen sind halbherzig und wirken lieblos, das Kind empfindet dabei  keinerlei ehrliche Reue und sprudelt ein erwartetes Höflichkeitsprogramm ab.

          Kinder dazu anzuhalten, sich zu entschuldigen, führt dazu, dass der eigentliche Sinn der Entschuldigung - das aufrichtige Zeigen von Bedauern mit dem Wunsch, dass der andere einem verzeihe - zu einer rein automatisierten Maßnahme verkommt, die nichts als eine leere Floskel ist. Wenn es dem Kind nämlich wirklich leid täte, hätte es sich ja ganz von sich aus, also intrinsisch motiviert, entschuldigt.

          Ein nicht zu unterschätzender Aspekt ist außerdem der vorverurteilende Charakter einer abverlangten Entschuldigung. Oft beurteilen wir eine Situation vorschnell, obwohl wir nur einen Teil beobachtet haben. Unser Bedürfnis, die Missetat des Kindes schnellstmöglich mit einer Entschuldigung wieder gut machen zu wollen, führt dazu, dass das Kind kaum eine Chance hat, sich zu erklären. Vielleicht hat Kathi Ben an den Haaren gezogen, bevor er sie geschubst hat? Nicht, dass das Bens Verhalten legitimieren würde - natürlich ist es falsch, andere zu schubsen. Wenn wir aber sofort nach einer Entschuldigung verlangen, fühlt Ben sich verurteilt und hat keine Chance, seine Sicht der Dinge darzulegen - denn aus seiner Sicht hätte er mindestens ebenso eine Entschuldigung verdient, wie Kathi. Außerdem nehmen wir durch unser (manchmal sehr) übereifriges Eingreifen den Kindern die Chance, ihre Angelegenheit vielleicht selbst zu regeln.  

          Warum kleine Kinder sich noch nicht aufrichtig entschuldigen können


          Um sich aufrichtig entschuldigen zu können, muss ein Kind erst bestimmte kognitive und emotionale Fähigkeiten emtwickeln. Um wirklich Empathiezu empfinden, ist es unabdingbar, den emotionalen Zustand eines anderen Menschen zuverlässig bestimmen zu können. Ein Kind muss also in der Lage sein, Körper- und Gesichtsausdrücke bei anderen zu erkennen, diese zu entschlüsseln und einem Gefühl zuzuordnen. Emotionale Zeichen wie Tränen für Traurigkeit oder zusammengezogene Augenbrauen für Wut helfen bei der Entschlüsselung. Unsere Kinder werden mit diesem Wissen nicht geboren – sie erlernen es erst nach und nach durch Beobachtung und Erklärungen. 

          Eine weitere Voraussetzung für eine ehrliche Entschuldigung ist außerdem, dass das Kind den Blickwinkel eines anderen Menschen einnehmen, also einenPerspektivenwechsel vornehmen kann. Das bedeutet, dass eskognitiv fähig sein muss, zu erkennen, dass alle Menschen über verschiedene Wissensstände verfügen. Das, was uns vollkommen selbstverständlich erscheint, ist es für Kinder jedoch noch lange nicht!Kinder betrachten sich ab der Geburt zunächst einmal als das Zentrum der Welt. Nach ihrer Vorstellung denken und fühlen alle anderen Menschen exakt wie sie selbst – ihnen kommt überhaupt nicht in den Sinn, dass dem nicht so sein könnte. So schließen sie etwa bis zum Anfang des dritten Lebensjahres aus der Tatsache, dass sie sich nach einer Auseinandersetzung selbst gut fühlen und ihnen nichts weh tut, dass das beim anderen auch so sein müsse. Ihnen kommt überhaupt nicht in den Sinn, dass es dem anderen nicht gut geht oder ihm etwas weh tun könnte

          Die verwirrte Ungläubigkeit, die bspw. Einjährige zeigen, wenn man eine Entschuldigung von ihnen einfordert, ist also keineswegs gespielt. Sie verstehen wirklich nicht, warum sie sich entschuldigen sollten.Erst im Alter von etwa 2 Jahren bekommen Kinder ein Grundgefühl dafür, dass andere Menschen eigene, von ihnen unabhängige Gedanken, Wünsche und Empfindungen haben. Und erst im Alter zwischen drei und fünf Jahren gelingt es Kindern zunehmend, die Sichtweise anderer Kinder einnehmen zu können. 

          Um zu realisieren, dass es etwas Falsches gemacht hat, muss das Kind außerdem in der Lage sein, sich in den anderen hineinzuversetzen und dessen Empfindungen nachzuvollziehen. Dafür muss es diese Gefühle jedoch schon einmal selbst erlebt haben. Ein Baby findet nur deshalb Gefallen daran, Mama an den Haaren zu ziehen oder Papa in den Arm zu beißen, weil es nicht weiß, dass dieses Verhalten unangenehme Schmerzen auslöst. Es sieht lediglich, dass auf seine Aktionen sehr impulsive und damit für das Kind damit sehr interessante und unterhaltsame Reaktionen folgen. Erst nach und nach lernen Kinder, die Reaktion "Au! Das tut weh!" damit zu verknüpfen, dass man dabei Schmerzen empfindet. Das gelingt ihnen deshalb, weil Mama und Papa oft ganz instinktiv "Au!" rufen und  "Hast Du Dir weh getan?"fragen, wenn sich das Kind verletzt. Wer also nie ein Auto weg genommen bekam, wer noch nie aus einer Gruppe ausgeschlossen wurde oder von einer Rutsche geschubst wurde, weiß gar nicht, wie sich das anfühlt. Kinder müssen erst recht mühevoll lernen, welche Reaktionen durch welches Verhalten ausgelöst werden können. 

          Erst mit etwa 4 Jahren ist ein Kind in der Lage, sich ausreichend in andere einzufühlen. An dieser Stelle wird vielleicht klar, warum es nicht zielführend ist, von einem Kind, das jünger ist, zu verlangen, dass es sich entschuldigt. Solange es die Perspektive des anderen noch nicht einnehmen kann und daher nicht versteht, dass es ihm Schaden zugefügt hat, bleibt eine erzwungene Entschuldigung immer nur eine hohle Phrase ohne echte Reue und damit ohne jeden Wert für den Geschädigten. Denn erst, wenn Kinder vestehen, dass das, was sie (möglicherweise auch unabsichtlich) getan haben, einem anderen unangenehme Gefühle bereitet, sind sie in der Lage, echtes Bedauern zu empfinden. 

          Doch selbst wenn sie dazu schon fähig sind, tun sie sich manchmal noch schwer damit. Wer ältere Kinder hat, der hat sicher schon erlebt, wie ein Kind erst längere Zeit nach einem Vorfall zerknirscht - aber dann offenkundig ernst gemeint - um Entschuldigung bat. Da Kinder noch sehr impulsiv sind und über wenig Selbstbeherrschung verfügen, benötigt es einige Zeit, bis sie die Situation verarbeitet haben. Der Vorgang ist ja auch außerordentlich komplex! Kinder müssen zunächst die Gefühle des anderen erkennen, sie einordnen, verstehen, dass sie dafür verantwortlich sind, möglicherweise herausfinden, welches Verhalten genau den Kummer des anderen verursachte, sich überlegen, wie sie zukünftig anders handeln könnten, die eigenen Emotionen bändigen, sich fragen, ob eine Entschuldigung angebracht wäre, wenn ja in welcher Form... 

          Wenn wir als Erwachsene jedoch immer prompt eine umgehende Entschuldigung einfordern, behindern wir diesen Erkenntnis. Wird das Ergebnis der Überlegungen schon von uns vorweggenommen, sieht das Kind möglicherweise irgendwann keine Notwendigkeit mehr, sich all diese Gedanken zu machen und die Gefühle des anderen wahrzunehmen und zu bewerten. Es speichert für sich ab, dass Konfliktsituationen einfach nach Schema F wieder gutgemacht werden können, indem man einfach mechanisch "Entschuldigung sagt" - frei nach dem Motto "Schwamm drüber" ist der Vorfall dann vergessen.Das wirkt sich natürlich negativ auf ihre Einfühlsamkeit aus, da so der Eindruck entstehen kann, dass es sogar vollkommen in Ordnung ist, anderen weh zu tun oder sie zu ärgern - so lange man am Ende das erwartete Ritual abspult, sei das schon in Ordnung und am Ende alles wieder gut. 

          Das heißt natürlich nicht, dass man vollkommen unbeteiligt daneben stehen soll, wenn das eigene Kind einem anderen weh tut! Es ist wichtigeinzugreifen, wenn die körperliche Unversehrtheit anderer gefährdet ist oder sie sich offenkundig unwohl fühlen. Ebenso wichtig ist es, das Geschehene zu thematisieren und deutlich zu machen, dass das Verhalten unangemessen ist. Durch das verbalisieren der Gefühle anderer lernen Kinder, diese zu sortieren und einzuordnen. Sie brauchen jemanden, der ihnen sagt: "Schau, das Kind ist wütend! Es tritt mit dem Fuß auf und schreit, weil es sich von Deinem Verhalten geärgert fühlt". Das ist wesentlich sinnvoller, als eine Entschuldigung zu verlangen. Wenn man dem Kind erklärt: "Schau, Leni weint! Sie scheint ganz unglücklich darüber zu sein, dass Du ihr die Puppe weggenommen hast. Es macht sie ganz traurig, dass sie nicht mehr damit spielen kann. Sie wünscht sich sicher sehr, sie wiederzubekommen. Leni, Du möchtest gerne, deine Puppe wieder, nicht wahr? Es tut mir leid, dass du so traurig bist" und dem Kind dann geduldig Zeit lässt, das zu verarbeiten, werden sie sich in aller Regel darauf besinnen, zumindest die Puppe zurück zu geben. Dabei verliert das eigene Kind auch nicht sein Gesicht und fühlt sich durch die aufgebrachte Forderung, sich sofort zu entschuldigen - möglicherweise sogar mit einem Entreißen der Puppe verbunden - nicht erniedrigt. Wir können getrost davon ausgehen, dass es ja keine bösen Absichten hegte, sondern es ihm entwicklungstechnisch bedingt an Einfühlungsvermögen mangelte.  

          Entschuldigen "lernen" durch Vorleben


          Kinder haben von Natur aus den Wunsch, die Menschen in ihrer Umgebung  zu imitieren. Da diese bisher überlebt haben, scheint es evolutionsbiologisch sinnvoll, ebenso zu handeln. Dabei unterstützen die Spiegelneurone - das sind kleine Nervenzellen, die auch als Resonanzsystem des Gehirns bezeichnet werden. Die Neuronen erzeugen beim Betrachten von Vorgängen das selbe Aktivitätenmuster, wie bei der Durchführung der selben. Durch können wir uns in andere einfühlen und ihre Gefühle tatsächlich nachfühlen. Doch sie sind auch maßgeblich daran beteiligt, dass Kinder die Verhaltensweisen ihrer Bezugspersonen nachahmen. Durch die Spiegelneuronen sind schon kleine Babys in der Lage, ein elterliches Lächeln zu erwidern oder ein Gähnen nachzuahmen.



          Wenn wir Eltern das Entschuldigen vorleben, dann übernehmen es unsere Kinder ganz automatisch, weil ihre Spiegelneuronen aktiv werden, wenn sie uns beobachten. Sie speichern dann die Handlungen der Erwachsenen im Gehirn als gesellschaftlich gewollte und demnach korrekte Handlungssequenz ab. Ganz unbewusst übernehmen Kinder also die Handlungen ihrer Bindungspersonen und werden später von ihren Spiegelneuronen quasi dazu „gebracht“, ebenso sozial zu handeln. Sie sammeln so also unbewusst durch Beobachtung aufgenommenes Wissen.

          Daher ist es wichtig, wenn wir uns regelmäßig bei unseren Kindern (aufrichtig) entschuldigen - Gelegenheiten dafür gibt es im Alltag immer wieder. Wir können uns auch in Konfliktsituationen stellvertretend für unser Kind entschuldigen - natürlich, ohne unser Kind dabei bloßzustellen ("Oh, das tut mir leid! Ich sehe dass du ganz traurig bist!").

          In Bezug auf das Entschuldigen kann man es also frei nach Karl Valentin halten: 

          "Wir brauchen unsere Kinder nicht erziehen, sie machen uns sowieso alles nach".

          © Danielle

          "Geborgen Wachsen" - Susanne Mierau

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          Heute möchten wir Euch das vor Kurzem erschienene Buch "Geborgen Wachsen - Wie Kinder glücklich groß werden" von Susanne Mierau vorstellen. Susanne ist Kleinkindpädagogin und schreibt seit 2013 den wunderbaren Blog Geborgen wachsen. Sie ist Stillberaterin, Babymassagekursleiterin, Geburtsvorbereiterin und Familienbegleiterin. In ihrem Bloggeht es um (ihre) bindungsorientierte Elternschaft.Sie schreibt sowohl über ihren Alltag mit drei Kindern, als auch über das Tragen, das Stillen, das Familienbett und alle anderen Attachment-Parenting-Themen.

          Das Buch


          In insgesamt 6 Kapiteln hat Susanne die Grundpfeiler für geborgenes und achtsames Aufwachsen unserer Kinder zusammengefasst:

          Verbunden von Anfang an - wie die Meldodie unseres Lebens entsteht


          Im ersten Teil geht es um die Bindung zwischen Eltern und Kind. Nach einer kurzen Einführung in die Bindungstheorie werden Möglichkeiten gezeigt, wie Eltern ihre Bindung zum Kind stärken können. Schon in der Schwangerschaft kann man sich auf das Baby einlassen und es innerlich willkommen heißen. Die Rolle des Vaters dabei wird ebenso beleuchtet, wie die Möglichkeiten, Geschwisterchen auf die Ankunft des Babys vorzubereiten.

          Geborgen gebären, geborgen ankommen


          Im Vordergrund dieses Teils steht die Geburt. Susanne betont, dass es viele verschiedene Wege gibt, ein Kind geborgen zu gebären und geht darauf ein, wie Väter wesentlich dazu beitragen können, dass es Kind und Mutter möglichst gut geht. Für die wunderbaren ersten Stunden nach der Geburt gibt es viele Inspirationen. Aber auch für Geburten, die nicht so vonstatten gingen, wie man es sich gewünscht hat, gibt es Anregungenum diese zu verarbeiten.

          Das Kind verstehen - Signale erkennen und bindungsorientiert beantworten


          Wie wichtig Nähe für kleine Babys ist und wie die nonverbale Kommunikation uns sehr deutlich zeigt, wie es ihnen gerade geht, darum geht es in diesem Teil des Buches. Das Zuhören und miteinander Sprechen sind wichtige Bausteine der bindungsorientierten Elternschaft. Unser Baby signalisiert uns seine Bedürfnisse sehr genau. Wenn wir uns die Zeit nehmen und es ganz genau beobachten, fällt es uns wesentlich leichter, seine Äußerungen zu entschlüsseln.

          Bindung findet im Alltag statt


          Susanne erklärt in diesem Kapitel, wie bedeutsam das gemeinsame Schlafen mit den Eltern für Babys ist. Sie betont, wie wichtig es ist, dass man das Schlafen von Anfang an nicht als Problemfeld betrachtet, sondern dem Thema positiv entgegen sieht. Es gibt Tipps zu einer angenehmen Schlafumgebung und einige Anmerkungen zum Thema Durchschlafen. Außerdem geht es um das Stillen und die geborgene Flaschenfütterung. Auch B(r)eikost wird thematisiert, ebenso wie der spätere Familientisch. Der dritte Themenkomplex in diesem Kapitel befasst sich mit der Körperpflege - insbesondere dem Wickeln. Abschließend wird noch auf die wichtige Rolle des Tragens für die Bindung eingegangen.

          Verwöhnen, Grenzen setzen und das familiäre Umfeld


          Attachment Parenting bedeutet: Beziehung statt Erziehung. Man geht davon aus, dass Kinder nicht mit zu viel Nähe und Zuwendung verwöhnt werden können. Die natürlichen Grenzen sorgen außerdem dafür, dass die Bedürfnisse aller Beteiligten Berücksichtigung im Familienleben finden müssen. In diesem Teil des Buches geht es außerdem um die Rolle des familieren Umfeldes und das Thema Förderung.

          Glückliche Eltern, glückliche Kinder


          Der letzte Teil des Buches befasst sich damit, wie wichtig unser eigenes Befinden als Eltern ist. Es ist nicht notwendig, dass wir unsere Sache perfekt machen. Häufig führt dieser Perfektionswunsch in eine Spirale aus Angespanntheit und wirkt sich damit nachteilig auf unsere Beziehung(en) aus. Es ist wichtig, den eigenen Weg zu gehen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. 

          Meine Meinung zum Buch 


          Ich freue mich sehr darüber, dass es in den Buchläden immer mehr Bücher zu finden gibt, die einen bindungs- und beziehungsorientierten Umgang mit Kindern thematisieren. "Geborgen Wachsen" ist ein wirklich wunderbares Buch für Mütter, die ihr erstes Kind bekommen - es zeigt einen Weg abseits der klassischen Erziehungswege und stellt Geborgenheit und Achtsamkein unseren Kinder gegenüber in den Vordergrund.

          Susanne hat einen sehr warmen und einfühlsamen Schreibstil, der dafür sorgt, dass man sich sogar als Leser rundum geborgen fühlt. Besonders gelungen finde ich, dass das Idealbild des bindungsorientierten Aufwachsens nicht dogmatisch gesehen wird - immer wieder wird gezeigt, wie man auch mit Kaiserschnitt, der Milchflasche oder dem Kinderwagen statt der Trage einen Weg gehen kann, der dafür sorgt, dass sich unsere Kinder rundum glücklich und geborgen fühlen. 

          "Geborgen Wachsen - Wie Kinder glücklich groß werden" ist definitiv eine großartige Geschenkempfehlung für werdende Mütter - ich werde es ganz sicher häufiger in meinem Bekanntenkreis verschenken.

          © Danielle

          Liebe (potentielle) Kooperationspartner, liebe anfragende Unternehmen, liebe An-einer-Zusammenarbeit-mit-unserem-Blog-Interessierte,

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          im Laufe der Zeit landen immer mehr Kooperationsangebote in unserem Postfach. Unternehmen haben entdeckt, dass Blogs eine hohe Glaubwürdigkeit haben, weswegen sie als Werbemedium immer beliebter werden.Für viele Blogger ist das eine schöne Gelegenheit, mit ihrem Hobby etwas Geld zu verdienen - so lange diese Kooperationen entsprechend als "Werbung" gekennzeichnet sind, die Beiträge trotz der Vergütung unabhängig geschrieben werden und das Verhältnis zwischen eigenen und bezahlten Inhalten nicht ins Ungleichgewicht gerät, spricht unseres Erachtens auch nichts dagegen.



          Es befremdet uns jedoch zunehmend, dass immer mehr Unternehmen der Meinung sind, dass sie auf die Schnelle einen als Ratgeberbeitrag getarnten Werbeartikel zur Linkplatzierung oder eine kostenlose Produktvorstellung bei uns veröffentlichen möchten, weil das so einen hohen Mehrwert für unsere Leser hätte. Wir möchten Ihnen ganz klar sagen, welche Voraussetzungen es für eine Zusammenarbeit mit uns gibt.Da es unhöflich ist, auf E-Mails nicht zu antworten, das aber immer mehr Zeit in Anspruch nimmt, möchten wir diesen Beitrag künftig in unseren Antworten auf aus unserer Sicht unangemessene Kooperationsanfragen verlinken.

          Warum wir der Meinung sind, dass Kooperationen angemessen vergütet werden sollten 


          Unsere Leser schätzen uns, weil wir uns bemühen, alle Themen, über die wir schreiben, umfassend zu beleuchten und intensiv dafür recherchieren. Hinter jedem einzelnen Artikel steckt eine Menge Arbeit - deutlich mehr, als die meisten vermuten würden. Wenn jemand ein tolles Produkt hat, das wir hier oder bei Facebook vorstellen könnten, dann sind wir durchaus nicht abgeneigt, wenn wir von dessen Qualität absolut überzeugt sind. Das machen wir auch mal ohne Vergütung, wenn es sich bspw. um kleine Familienunternehmen handelt oder das Produkt wirklich einen Mehrwert für unsere Leser hätte. Dann freuen wir uns über eine nette Mail, in der alles Wissenswerte zusammengefasst wurde. 

          Doch die Anfragen zu solchen Kooperationen sehen oft so aus (anonymisierte Original-E-Mail):
          "Hallo Blogger,

          wir möchten gerne unterschiedliche Baby- und Kinderprodukte von H*** durch SIe vorstellen lassen.
          Gerne können SIe sich ein Produkt bis 50,00 € aus dem Bereich aussuchen um über diesen zu schreiben, zu berichten oder um diesen zu testen.
          Ich würde mich freuen wenn Sie an dieser Aktion mitmachen. 

          Glück Auf!  
          Andreas O." 
          Hallo, Unternehmer, auch Blogger(innen) werden gerne mit ihrem Namen angesprochen. Das schaffen einige sogar, wenn auch der Rest fragwürdig bleibt:
          "Hallo snowqueen :) 
          ich schreibe dir im Auftrag vonR**** - einer der weltweit führenden Anbieter für moderne webbasierte ***. Wir arbeiten an mehreren Projekten mit Blogger aus der gesamten Welt. Nun arbeiten wir an einem Projekt, welches dich interessieren könnte.

          Wir verteilen B*** an Blogger, die Familie haben. Meistens unsere Blogger fragen nach dem ****. ]
          Hättest du und deine Familie an so etwas Interesse?
                                                                  
          Schöne Grüße
          Susann"
            

          Produkte testen und/oder vorstellen


          Ein Produkt testen und behalten zu können ist sicherlich nett. Wenn wir es jedoch dringend brauchen würden oder unbedingt haben wollen würden, dann wäre es bereits in meinem Haushalt  vorhanden und wir würden es bspw. begeistert im Rahmen unserer Sonntagsempfehlungen vorstellen. Wenn Sie uns ein Produkt zum Testen zur Verfügung stellen, dessen Nutzen oder Qualität uns vorab noch gar nicht klar sind - ist der Mehrwert für uns persönlich also nicht unbedingt sehr hoch. Wenn wir einen qualitativ hochwertigen und ausführlichen Artikel (und diesen Anspruch haben wir an uns) dazu schreiben, dann ist das für uns Arbeit. Wir wenden Zeit für die Erstellung auf, die uns dann woanders fehlt.

          Ja - wir schreiben ohnehin gerne und vermutlich würden wir die Zeit für einen anderen Artikel aufwenden - aber wenn wir für ein Unternehmen tätig werden, ist das eine Auftragsarbeit, für die wir eine angemessene Vergütung erwarten. Diese ist im Einzelfall durchaus verhandelbar - aber sie sollte den Mindestlohn schon erkennbar überschreiten. 

          Das scheinen einige leider anders zu sehen - 
          Dear Gewuenschtestes Wunschkind, 
          I’m Kevin S. from P***. We're a child friendly online games portal. We have everything from educational games to car and cooking games. I saw gewuenschtestes-wunschkind recently and I was wondering if you’d be interested in working together. Given your subject matter and our games, we think it'd be a great fit.  
          I can offer you €35 for an article about online games that refers to P***.de. You can create your content to your own liking of course, without strongly promoting P***. We can transfer the agreed amount through PayPal, if you’re interested of course.Don’t hesitate to reach out if you have any questions or concerns. I’d love to get in touch and hopefully work together. 
          Hope to hear from you soon! 
          Best, Kevin S.

          Kauf von dofollow-Backlinks und Kennzeichnung als Werbung

           
          Kevin bietet also 35 EUR - dafür müssen wir P*** aber auch nicht "strongly" promoten. Der Nichtblogger wundert sich, der Blogger weiß Bescheid: Kevin geht es um einen Link auf seine Seite. Jeder Internetseiteninhaber möchte gerne ganz weit oben bei Google stehen - je höher die eigene Seite platziert ist, desto mehr Leute werden sie anklicken. Woher weiß Google nun aber, welche Seiten für den Suchenden interessant sind? Es geht unter anderem davon aus, dass interessante Seiten automatisch sehr oft verlinkt werden. Auch für uns ist es essentielle Grundlage, dass andere uns auf ihren Seiten oder in Foren verlinken - das trägt maßgeblich zu unserem Erfolg bei.

          Wessen Inhalte nur zögerlich verlinkt werden, muss etwas nachhelfen, indem er Links kauft. Je höher die Reputation der verlinkenden Seite, umso wertvoller ist der Link. Der Verkauf von Links scheint zu boomen - immer wieder bekommen wir entsprechende Anfragen. Das ist menschlich durchaus nachvollziehbar - Unternehmen verbessern ihr Ranking, Blogger verdienen einfach und schnell ein paar Euro und dem Leser schadet es im Grunde nicht, weil die Links meist recht versteckt sind und absichtlich nicht offensiv werbend sind, damit Google den Kauf nicht so leicht entlarvt.
           
          Allerdings ist Google nicht dumm und erkennt diese Links mittlerweile serhr zuverlässig. Und dann straft es die Seiten ab, die Links verkaufen - im schlimmsten Falle verschwinden sie komplett aus den Suchergebnissen und keiner schaut mehr vorbei.  

          Dieses Risiko werden wir nicht eingehen! Daher lehnen wir jede vergütete Dofollow-Verlinkung grundsätzlich ab. 

          Außerdem gibt es verschiedene Rechtsgrundlagen, aus denen sich ergibt, dass solche Links als Werbung zu kennzeichnen sind. Daher werden wir - wenn es überhaupt passen sollte - grundsätzlich ausschließlich Links platzieren, die ordnungsgemäß gekennzeichnet werden. Das gebietet schon die Transparenz gegenüber unseren Lesern.

          Anfragen wie die folgende, finden wir übrigens besonders dreist:
          "Lieber Blogger,
          wir betreuen einen der führenden Vermittler von Ferienhäusern und Ferienwohnungen im Content Marketing. 
          Die Achherrje AG hat ein interessantes und informatives E-Book über das Thema „Sehr lustiger Titel“ vor kurzem online gestellt.
          Der Blogartikel und das E-Book = http://linkzumartikel.de
          Wir könnten uns einen Mehrwert für Ihre Besucher vorstellen und fragen deshalb, ob eine Erwähnung auf Ihrer Website möglich wäre?
          Könnten Sie sich eine Zusammenarbeit mit uns vorstellen?
          Beste Grüße
           Viktor S."
          Für den Link nicht mal bezahlen wollen und nur wegen des vermeintlichen Mehrwertes verlinkt werden wollen und uns dem Risiko einer Googlestrafe aussetzen? Nein danke! 

          Andere Unternehmen haben darüber nachgesonnen, wie sie ihren Link geschickter platzieren können:
          "Guten Tag,

          Ihre Internetseite gewuenschtestes-wunschkind.de bietet interessante Inhalte für Eltern. Auch unsere Seite www.***.de wird häufig von Eltern auf der Suche nach einem Babysitter besucht. Um den Informationsbedarf unserer Besucher zu decken, haben wir vor einiger Zeit einen Elternratgeber veröffentlicht. Dabei war es uns sehr wichtig, Informationen mit echtem Mehrwert zu bieten.  Wir achten dabei stets auf die Keywordoptimierung. So konnten wir mit unserem Elternratgeber bereits nach kurzer Zeit zahlreiche Top-10-Rankings bei Google erzielen - mit mittlerweile knapp 16.000 Besuchen im Monat. Überzeugen Sie sich hier selbst: ****

          Unser Vorschlag: Wir können uns gerne Ihre Seite anschauen und einen informativen Artikel schreiben, der zu Ihrem Internetauftritt passt. Hört sich das für Sie interessant an? Gerne bespreche ich mit Ihnen, wie eine Zusammenarbeit im Detail aussehen kann. Ich freue mich über Ihre Rückmeldung - unter der Telefonnummer *** oder als Antwort auf diese Email.

          Beste Grüße

          Marcus D. 
          Über uns: [Unternehmensbeschreibung]
          Das fand ich persönlich besonders unverschämt und ich fühlte mich als dumm verkauft. Die Sache mit den Links lernt man recht schnell, wenn man eine eigene Webseite betreibt. Hätte sich der Abender der E-Mail auf unserer Seite etwas umgesehen, hätte er sowohl Angaben zu den Autoren gefunden, damit man sie persönlich ansprechen kann, als auch auf einen Blick gesehen, dass er für unsere Leser eben ganz sicher keine"informativen Artikel""mit echtem Mehrwert" bieten kann. Stattdessen würde er einen kurzen lieblosen (möglicherweise im Web schon mehrfach vorhandenen) Artikel liefern, der einen Link auf seine Seite enthält. Solchen doppelten Seiteninhalt mag Google auch nicht und straft unter Umständen denjenigen ab, der die Inhalte nicht als erster veröffentlicht hat. Wo genau unser Mehrwert dabei sein soll, bleibt unklar. 

          Vermutlich denken Unternehmen, die Qualität von Artikeln sei Bloggern nicht so wichtig und es käme ohnehin nur auf Quantität statt Qualität an, so dass Blogger gerne auch fremde Inhalte veröffentlichen - frei nach dem Motto: Hauptsache irgendwas ist heute online gegangen.Es ist schon so, dass Google regelmäßige Aktivitäten auf einer Seite positiv wertet. Aber deswegen unverfroren werbliche Inhalte auf anderen Seiten zu platzieren, die auch noch ausdrücklich suchmaschinenoptimiert statt an den Bedürfnissen des Lesers angepasst sind, finde ich persönlich frech.


          Zurverfügungstellung von Content


          Aber andersherum geht es auch:
          "Hallo,
          wir teilen auf unseren Portalen, z.B****, **** und **** verschiedene Tipps und Ideen mit unseren Lesern.  
          Hättest Du Freude und Zeit, einen Gastartikel für eins unserer Portale zu schreiben? 
          Dein Nutzen im Überblick: 
          • Verbreitung deines Artikels in Twitter, Facebook und Google+  
          • Backlink auf dein Portal (Dofollow-Link)  
          • Artikel bleibt ständig online  
          • Gewinnung zusätzlicher Leser für deinen Blog / deine Seite  
          • Selbstdarstellung als Autor bzw. als Experte / Steigerung deines Bekanntheitsgrads 
          Unsere Konditionen: Aufgrund des oben genannten Nutzens sehen wir von Geldleistungen ab.  
          Infos und Statistiken: • Statistiken unserer Blogs: ****  
          • Weitere Portale: **** Wenn du Interesse oder Fragen hast, dann wende dich bitte via E-Mail an mich.  
          Beste und erfolgreiche Grüsse  
          GF, Philipp O."

          Ein Backlink ist zwar (fast) immer gut - aber deswegen einen qualitativ hochwertigen Artikel schreiben zu sollen (und das muss er ja sein, damit man für die eigene Seite tatsächlich neue Leser gewinnt) ohne dafür eine Vergütung zu erhalten, ist ein seltsames Anliegen. Vor allem, wenn man sich die Statistiken anschaut - insgesamt betreut das Unternehmen 13 Seiten die erfolgreichste davon mit 16.324 Zugriffen im Juni. Warum sollte ich kostenlos einen hochwertigen Artikel auf einer Seite veröffentlichen, mit der ich 95 % weniger Menschen erreiche? Und das umsonst? Die veröffentliche ich dann doch wesentlich lieber für unsere eigenen Leser!   

          Wenn man qualitativ hochwertige Inhalte möchte, dann soll man sie selber schreiben oder sie gegen angemessen Vergütung kaufen - wenn Sie daran Interesse haben, machen wir Ihnen gerne ein Angebot :-). 

          Liebe Unternehmer,


          wir wollen abschließend für Sie gerne zusammenfassen, unter welchen Voraussetzungen eine Zusammenarbeit mit uns möglich ist: 

          1). Sie wollen nicht einfach irgendwie einen Link platzieren, sondern Menschen erreichen.
           
          2). Sie haben ein interessantes Produkt/eine tolle Dienstleistung, das/die zu uns passt und für unsere Leser|innen interessant sein könnte.

          3.) Sie erwarten nicht, dass dieses Produkt zurück gesendet wird oder dass wir es allein deswegen positiv bewerten, weil es uns zur Verfügung gestellt wurde.

          4.) Abhängig vom Wert des Produktes sollte der Aufwand zur Erstellung angemessen sein.

          5.) Sie sind damit damit einverstanden, dass alle Artikel mit vergüteten Leistungen/zur Verfügung gestellten Produkten als "Werbung" gekennzeichnet und mit dem Attribut "nofollow" verlinkt werden.

          Herzliche Grüße
          Danielle und Snowqueen 

          Mein Kind ist total frech, ungezogen und provoziert - Teil 1

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          Snowqueen - wie sie als Mutter versagte


          In Teil 3 unserer Kooperationsserie hatte ich tagebuchartig verbloggt, wie viel ich selbst und wie viel meine Kinder am Morgen kooperieren, damit wir konfliktarm in den Tag starten. Ich hatte angedeutet, dass am Tag darauf einiges schief lief und ich mich fühlte, als hätte ich als Mutter versagt. Denn meine Kinder waren plötzlich ungewohnt frech. Sie machten wirklich andauernd Unsinn (ausgerechnet unter den Augen meiner Schwiegermutter!) und provozierten ohne Ende. Ich war wirklich mit meinem Latein am Ende, denn ich habe normalerweise keine klassisch ungezogenen Kinder. Sie machen manchmal Quatsch, ja, und sie wissen nicht immer, was gesellschaftlich akzeptiertes Verhalten ist. Sie haben nicht immer ihre Impulse oder ihre Wut unter Kontrolle - das ist alles altersadäquat. Aber absichtliches Ärgern? Das war echt neu. Wie konnte es dazu kommen? Mit ein paar Wochen Abstand fiel bei mir nun endlich der Groschen - sie mussten an diesem Tag zu viel kooperieren und als sie das nicht mehr schafften, schlug ihre Bereitschaft in das Gegenteil um. Aber lest selbst.
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          Mein Kind ist total frech, ungezogen und provoziert - Teil 2

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          Was passiert, wenn Kinder zu viel kooperieren müssen


          Gestern konntet ihr lesen, wie ich bei unserer Reise zu meiner Schwiegermutter das Gefühl hatte, als Mutter zu versagen. Der Tag war sehr, sehr anstrengend gewesen - nicht nur für uns Eltern, sondern auch für die Kinder. Warum war das so? Warum lief es so furchtbar schief? Ich hatte oben schon angedeutet, dass meine Kinder an diesem Samstag einfach zu viel kooperieren mussten. Selbst mit gut gefülltem Aufmerksamkeitstank kommt jedes Kind an den Punkt, an dem es einfach nicht mehr kann. Seine Selbstkontrolle-Kraftreserven sind für den Tag aufgebraucht. 

          Schauen wir uns die Situation mit meinen Töchtern etwas genauer an. Am Anfang des Tages kooperierten sie wirklich vorbildlich und auch wir Eltern schafften es, nicht nur zu nehmen, sondern auch zu geben. Leider änderte sich das im Zug. Zwei Dinge passierten, die das Gleichgewicht der Kooperation ins Wanken geraten ließen: 1. Ich hatte ein Vorlesebuch vergessen und 2. ich wollte nicht von meinem Vorhaben Abstand nehmen, die von mir im Kopf geplante Pause, als Herr Friedlich schlief, für meine Arbeit zu nutzen. Dass ich das Buch nicht mitgenommen hatte, war natürlich ein richtig doofes Missgeschick, aber verzeihlich. Richtig ungünstig war jedoch meine Entscheidung, trotzdem arbeiten zu wollen.
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          Mein Kind ist total frech, ungezogen und provoziert - Teil 3

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          Wie soll man auf Provokationen reagieren?


          Im den vorherigen Teilen dieser Reihe schilderte Snowqueen einen Besuch bei ihren Schwiegereltern und analysierte anschließend, warum dieser Tag so aus dem Ruder lief. Dabei stellte sie fest, dass das Frechsein und die Provokationen unserer Kinder eine Strategie sind, uns mitzuteilen, dass ihre Selbstkontrolle aufgebraucht ist. Heute wollen wir die Frage beantworten, wie man mit diesem Wissen auf die Provokationen reagieren sollte. 

          An dieser dieser Stelle gibt es - und das sagen wir selten - tatsächlich eine richtige und eine falsche Verhaltensmöglichkeit der Eltern. Normalerweise sind wir nicht dogmatisch, was den Weg anderer angeht. Aber hier an diesem Punkt ist es wichtig, positiv auf die unglückliche Strategie unserer Kinder zu reagieren.
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          Was ist der Unterschied zwischen Wünschen und Bedürfnissen?

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          Kind spielt nur mit Windel bekleidetLetztens hatte ich am Morgen ein sehr interessantes Erlebnis mit meinem zweijährigen Sohn. Er verweigerte plötzlich wirklich alles. Ich durfte ihm nicht den Schlafanzug ausziehen, nicht die Zähne putzen, keine neue Windel ummachen, ihm keine Sachen anziehen. Er lief die ganze Zeit vor mir weg und schrie sehr laut und vehement "Nein!" Auch das Frühstück wurde konsequent abgelehnt. Als es Zeit war, zur Kita zu gehen und ich mit seinen Schuhen und seiner Jacke zu ihm kam, versteckte er sich sogar hinter unserem Lesesessel und rief weiterhin laut "Nein! Nein! Nein!" 
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