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ch lese ja recht viel in Elternforen und ein Thema, das mit Sicherheit überall unter den Top 10 zu finden ist, ist das Zähneputzen. Viele Kinder finden keine Freude oder gar Gefallen daran und die meisten protestieren anfangs lautstark, wenn sie eine Zahnbürste auch nur sehen.

In diesem Artikel möchte ich alles Wissenswerte rund um das Thema Zähne und Zahngesundheit von Kindern zusammentragen und einige Tipps und Tricks zusammenfassen, mit denen bei anderen Eltern aus dem Zahnputzdrama eine zumindest erträgliche Situation wurde - und so manches Mal sogar ein lustiges Event.
Wann kommt der erste Zahn?
Die Spanne der normalen kindlichen Entwicklung ist sehr groß. Während einige (sehr wenige) Kinder sogar schon mit einem Zahn geboren werden, feiern andere ihren ersten Geburtstag noch vollkommen zahnlos. Bei den meisten Kindern bricht der erste Zahn zwischen dem fünften und zehnten Monat durch - bei etwa einem Viertel der Kinder ist es mit 8 Monaten so weit.
Das Zahnen
Die gute Nachricht ist: etwa 50 % der Kinder haben keinerlei Probleme beim Zahnen - bei ihnen verläuft der Prozess fast unbemerkt. Bei einem Viertel ist die Stelle, an der der Zahn durchbricht, rot und geschwollen und schmerzt bei Berührung. Sie weinen daher häufiger und bevorzugen harte Dinge zum darauf Herumkauen, weil das den Schmerz lindert. Generell ist das Zahnen fast immer mit einem deutlich erhöhten Speichelfluss verbunden.
Darüber, ob Infekte und Fieber oder Durchfall mit dem Zahnen zusammenhängen, streiten sich die Geister. Da kleine Kinder ohnehin im ersten Lebensjahr bis zu zehn Infekte durchmachen, ist die Wahrscheinlichkeit natürlich hoch, dass auch einer zeitlich mit dem Zahnen zusammenfällt. Die Wissenschaft sagt, dass Zahnen weder zu Fieber noch zu Durchfall führt. Ich persönlich kenne Mütter, die sagen, dass jeder Zahn von Fieber begleitet war, so dass es kein Zufall sein könne und meine Kinder hatten einen ganz speziellen Zahnungsdurchfall, den man am Geruch eindeutig erkannt hat.
Es gibt verschiedene Mittel, die das Zahnen erleichtern sollen, von Homöopathie (Osanit, Zahnungszäpchen) über schmerzstillende Salben (Dentinox) hin zu ganz normalen Schmerzzäpfchen (Paracetamol/Ibuprofen). Über die Wirksamkeit wird auch hier kräftig gestritten - für mich persönlich gilt hier: Was heilt hat recht - der eine schwört auf Globuli, bei uns waren sie komplett wirkungslos. Unumstritten hingegen ist, dass Chemie tatsächlich Schmerzen lindert, daher würde ich bei eindeutig starken Schmerzen immer auf ein Zäpfchen mit Ibuprofen zurück greifen.
Die Reihenfolge des Zahndurchbruchs
Die Milchzähne brechen üblicherweise in einer bestimmten Reihenfolge durch - aber auch hier gilt: jedes Kind ist individuell. Während bei den meisten Kindern zunächst die unteren beiden Schneidezähne durchbrechen, lief mein Sohn wochenlang wie ein Häschen nur mit den oberen beiden Schneidezähnen herum. Die übliche Reihenfolge ist:
- erste Schneidezähne (erst unten, dann oben)
- zweite Schneidezähne (erst unten, dann oben)
- erste Backenzähne
- Eckzähne
- zweite Backenzähne
Es kommt aber auch durchaus vor, dass Eck- oder Backenzähne als erstes durchbrechen.
Wann kommen die letzten Zähne?
Als letztes kommen üblicherweise die zweiten (hinteren) Backenzähne. Sie können bereits mit 18 Monaten durchbrechen. Der späteste Zeitpunkt ist etwa der dritte Geburtstag - dann haben fast alle Kinder ihr vollständiges Milchzahngebiss. Bei einigen Kindern gibt es übrigens seltsame Entwicklungen - bei der Tochter einer Freundin von mir brachen absolut alle Zähne nach Plan durch, bis auf einen oberen Eckzahn. Der ließ sich einfach nicht blicken und der Zahnarzt mutmaßte schon, dass er einfach nicht angelegt sei. Erst zum dritten Geburtstag brach der dann doch noch überraschend durch.
Wann fallen die ersten Milchzähne aus?
Milchzähne fallen üblicherweise in der gleichen Reihenfolge aus, wie sie durchgebrochen sind. Zunächst trifft es also in der Regel die Schneidezähne. Generell gilt, dass spät durchgebrochene Zähne auch verhältnismäßig spät ausfallen. Die Bandbreite ist wieder groß. Während einige Kinder schon mit 5 Jahren einen Milchzahn verlieren, müssen andere Kinder bis zum Alter von 7 Jahren warten. Der komplette Zahnwechsel kann bis zu sechs Jahre dauern und ist mit 12 bis 13 Jahren abgeschlossen.
Wie entsteht Karies?
Karies wird von einem Streptokokken-Bakterium ausgelöst, das 99 % aller Menschen in ihrer Mundschleimhaut haben. Diese Kariesbakterien produzieren aus niedermolekularen Kohlenhydraten Säuren (vornehmlich Milchsäure), die den Zahn angreifen können, indem sie dem Zahnschmelz Mineralien entziehen. Speichel kann jedoch die Zähne remineralisieren, wenn ihm ausreichend Zeit bleibt, zwischen den Mahlzeiten die Säuren zu neutralisieren. Erst wenn eine kontinuierliche Kohlenhydratzufuhr/-ablagerung erfolgt, kann das zu Beschädigungen der Zahnoberfläche führen, durch die die Bakterien eindringen können.
Flaschenkaries
Wenn Kinder stundenlang an einer Flasche mit kohlenhydrathaltigen Getränken nuckeln, kommt es mit ziemlicher Sicherheit zu Flaschenkaries. Durch das ständige Nuckeln werden die Zähne dauerhaft mit Kohlenhydraten umspült. Dieser ist der ideale Nährboden für Kariesbakterien, die die Kohlenhydrate zu Säuren verstoffwechseln. Die Säuren greifen die Zahnsubstanz an und führen bis hin zur kompletten Zerstörung. Safthaltige Getränke verstärken den Effekt durch ihren Säuregehalt.
Stillkaries
Stillmütter müssen sich immer wieder Warnungen vor Stillkaries anhören. In-den-Schlaf-stillen müsse schnell eingestellt werden und auch nächtliches Dauergenuckel an der Brust sei ebenso gefährlich für die Zähne, wie das Nuckeln an der Flasche. Das ist so jedoch nicht richtig, weil sich die Trinktechniken beim Stillen und beim Flaschetrinken deutlich voneinander unterscheiden. Während des Stillens werden die Zähne nämlich nicht von Milch umspült, da diese direkt in den hinteren Rachen gelangt und reflexartig geschluckt wird.
In der Muttermilch sind außerdem Substanzen enthalten, die vor Streptococcus mutans schützen, dem Bakterium, das Karies verursacht. Archäologische Funde zeigen auch, dass Karies bei Kleinkindern extrem selten war. Eine gute Zahnpflege (s. u.) ist natürlich wichtig. Wenn Stillkinder Karies haben, dann normalerweise nicht wegen des Stillens, sondern trotz des Stillens.
Wenn irgendein Kind Stillkaries bekommen hätte müssen, dann wäre das mein Sohn gewesen - bis zum Alter von 18 Monaten hat er nachts stündlich gestillt und er war zudem chronischer Zahnputzverweigerer - dennoch sind seine Zähne tadellos.
Die richtige Zahnpflege
Geputzt werden sollte ab dem ersten Zahn. Bis zum zweiten Geburtstag reicht einmal täglich - idealerweise abends im Rahmen des Bettgehrituals. Es gibt drei verschiedene Arten von Zahnbürsten: Handzahnbürsten, elektrische Rotationsbürsten und Ultraschallzahnbürsten. Bei Ökotest (12/2013) wurden folgende elektrischen Modelle getestet:
- Oral B Advance Power Kids mit "sehr gut"
- Beurer Janosch Kinder Schallzahnbürste mit "gut"
- Braun Oral-B Stages Power AdvancePower Kids mit "gut".
Bei Zahnputzverweigerern sollte man bei Handzahnbürsten auf möglichst weiche Borsten achten, da zu harte Borsten häufig als sehr unangenehm empfunden werden. Der Kopf der Zahnbürste soll vor allem anfangs sehr klein gehalten sein, damit alle Stellen im Mund problemlos erreicht werden.
Kinderzahnpasten gibt es in einer riesige Auswahl - grundsätzlich entscheiden muss man sich, ob die Zahnpasta Fluorid enthalten soll oder nicht. Zahnbüsten (oder Aufsätze) sollen alle zwei bis drei Monate gewechselt werden - oder natürlich früher, wenn sie zerkaut werden.
Die richtige Zahnputztechnik
Die optimale Putztechnik für Kinder bis zu einem Alter von 10 Jahren trägt das Kürzel "KAI" und steht für Kauflächen, Außenflächen, Innenflächen. Auf den Kauflächen wir hin- und hergeputzt, das schafft das Kind etwa mit 3 Jahren gut. Die Außenflächen werden mit kreisenden Bewegungen gereinigt. Im Alter von 3,5 Jahren sind Kinder in der Regel motorisch dazu in der Lage, große Kreise zu machen, mit 4 bis 5 Jahren schaffen sie auch kleine Kreise. Zum Schluss säubert man die Innenflächen mit einem Auswischen, also einer Bewegung von unten nach oben - das können die meisten erst mit etwa 6 bis 7 Jahren.
Am besten lernen Kinder die Technik durch abschauen von den Eltern. Ein Spiegel erleichtert den Kindern zu prüfen, ob sie das Gelernte richtig umsetzen. Bis zum Grundschulalter sollten Eltern nachputzen, da vor allem die Kauflächen meist nur unzureichend geputzt werden.
Ab wann sollte man mit Kindern zum Zahnarzt?
Ganz klar: möglichst früh - am besten nimmt man das Kind mit zur alljährlichen Vorsorge. So lernt es sanft den Zahnarzt kennen (meine Tochter erinnerte sich mit 3 Jahren tatsächlich daran, dass sie schon mal mit 2 Jahren dort gewesen war) und es werden Ängste abgebaut. Zunächst reicht es völlig aus, wenn das Kind zusieht - mit etwa zwei bis drei Jahren kann das Kind auch schon mal mit auf Mamas Schoß und dem Zahnarzt die Zähne zeigen. Die meisten Kinder verweigern das - das ist in dem Alter aber nicht weiter schlimm - mit etwa 4 Jahren sind sie in der Regel schon deutlich kompromissbereiter.
Tipps und Tricks für das Zähneputzen bei Kleinkindern
Ich finde es immer schön, Kindern bestimmte Themen mit Büchern nahe zu bringen. Es gibt wirklich viele, viele schöne Zahnputzbücher - besonders empfehlen kann ich:
Ich habe mich durch jede Menge Tipps und Tricks zum Zähneputzen gelesen und möchte hier ein paar sehr erfolgreiche und zum Teil ungewöhnliche Maßnahmen zum Ausprobieren vorstellen. Jedes Kind ist anders - daher funktionieren die Strategien unterschiedlich gut. In der Regel ist nur der Anfang schwer - wenn Kinder erst mal verstanden haben, dass nichts Schlimmes beim Putzen passiert und es einfach ein regelmäßiger Bestandteil des Tagesablaufes ist, ist in der Regel eine besondere Motivation nicht mehr erforderlich. Auf dem Weg zur Normalität können folgende Dinge unterstützen.
Man kann sich Lieder zum Zähneputzen ausdenken oder auf bereits vorhandenes Material zurück greifen. Ich selbst habe immer zur "Schlaf, Kindlein, schlaf"-Melodie getextet:
"Putz, [Name des Kindes] putz,
die Zähne sind voll Schmutz.
Sie sollen doch schön sauber sein,
drum putzen wir sie richtig rein.
Putz [Name des Kindes], putz!"
Fand meine Tochter super, mein Sohn gar nicht.
Die KAI-Putzmethode kann auch mit folgenden Worte betextet/gesungen werden:
"Hin und her, hin und her, Zähne putzen ist nicht schwer,
Rund herum, rund herum, Zähne putzen ist nicht dumm,
Fege aus, fege aus feg den ganzen Schmutz heraus!"
"Hin und her, hin und her, Zähne putzen ist nicht schwer,
Rund herum, rund herum, Zähne putzen ist nicht dumm,
Fege aus, fege aus feg den ganzen Schmutz heraus!"
Ein weiteres Zahnputzlied wäre (zur Melodie von "Ein Männlein steht im Walde")
"Ich putze meine Zähne von rot nach weiß,
ich führe meine Bürste stets rund im Kreis,
morgens, wenn ich früh aufsteh´,
abends, wenn ich zu Bett geh´,
putz ich meine Zähne so weiß wie Schnee."
Das Netz bietet viele weitere Versionen, die zu Kinderliedermelodien getextet sind.
Später sind Videos auch gut geeignet, die richtige Putztechnik zu vermitteln:
Vielen Kindern bereitet es Freude, wenn sie die Zähne der Eltern putzen können. Die meisten lassen es sich gefallen, dass gegenseitig geputzt wird.
"Ich putze meine Zähne von rot nach weiß,
ich führe meine Bürste stets rund im Kreis,
morgens, wenn ich früh aufsteh´,
abends, wenn ich zu Bett geh´,
putz ich meine Zähne so weiß wie Schnee."
Das Netz bietet viele weitere Versionen, die zu Kinderliedermelodien getextet sind.
In Bezug auf die Zahngesundheit heiligt für mich der Zweck die Mittel - an dieser Stelle hätte ich keine Probleme, auf das Helferlein Smartphone zurück zu greifen. Vielen Kindern reicht es dabei völlig aus, sich Bilder (sehr gerne von sich selbst) anzusehen - manche mögen gerne ein kurzes Video sehen.Fertige Zahnputzlieder kann man bspw. mit dem Handy oder dem Tablet vorspielen. Folgende sind sehr witzig:
Später sind Videos auch gut geeignet, die richtige Putztechnik zu vermitteln:
Vielen Kindern bereitet es Freude, wenn sie die Zähne der Eltern putzen können. Die meisten lassen es sich gefallen, dass gegenseitig geputzt wird.
Wir jagen momentan die "Zahn(weh)männlein" - ich schaue in den Mund und erkläre, welche Farbe die Männlein haben - braune, wenn Schokolade gegessen wurde, rote, wenn Kaubonbons genascht wurden (übrigens gaaaaaanz schlimm für die Zähne ;-), gelbe vom Apfelsaft. Für manche Kinder sind Karius und Baktus zu abstrakt - manche Eltern jagen daher lieber Mäuse (die ja auch Löcher machen).
Größere Geschwister kann man motivieren, indem man sie bittet, dem Baby (was normalerweise recht gebannt den Vorgang betrachtet) zu erklären, wie man die Zähne richtig putzt. Auch die Betrachtung in einem Spiegel hat bei einigen schon geholfen - dazu haben wir mehrere Spiegelfliesen an unseren Fliesen angeklebt (damit sich beide Kinder anschauen können).
Viele Eltern berichten von einer Besserung, durch elektrische Zahnbürsten - kann ich so für meine Tochter bestätigen, meinem renitenten Zahnputzverweigerer ist die Art der Bürste relativ egal.
Andere hatten Erfolge, indem sie den Putzort variiert haben oder so lange suchten, bis eine Zahnpasta gefunden wurde, die lecker schmeckt (unser Favorit: Lavera Zahngel ohne Fluorid mit Beerengeschmack).
Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt - man kann Zähne auch kitzeln und herzlich mitlachen oder Tiere suchen und das Tiergeräusch machen, wenn man es gefunden hat. Habt ihr noch weitere Ideen? Schreibt uns einen Kommentar!
© Danielle