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Vitamin D - Rausgehen reicht häufig nicht aus - warum in lichtarmen Monaten auch größere Kinder zusätzlich Vitamin D brauchen könnten

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Kinder leiden hierzulande häufig unter einem Vitamin-D-Mangel, da durch die Sonne vor allem im Winter nicht ausreichend Vitamin D gebildet wird

Neulich las ich in einer Elterngruppe auf Facebook eine Diskussion, ob man Babys denn wirklich Fluorid und Vitamin D geben sollte. Über das Für und Wider der Fluoridgabe hatte ich in einem früheren Artikel schon ausführlich geschrieben. Aber über Vitamin D hatte ich mir bisher nicht so viele Gedanken gemacht, weil ich eigentlich davon ausging, dass der Nutzen für Babys vollkommen unstreitig ist.

Im Rahmen der Diskussion schrieben die meisten Mütter, dass sie das Vitamin D im ersten Lebensjahr gegeben hätten und mit ihren größeren Kindern viel an die frische Luft gingen, das sei ja ausreichend. Eine Mutter warf jedoch ein, dass sie auch sehr viel mit ihrem Kind draußen sei und dennoch ein Vitamin-D-Mangel diagnostiziert wurde.

Das machte mich etwas nachdenklich und ich beschloss zu recherchieren, ob man den Vitamin-D-Bedarf bei Kleinkindern ausreichend durch Draußen sein decken kann. Über das Ergebnis  war ich ziemlich überrascht und auch sehr erschrocken. In diesem Artikel möchte ich alles Wissenswerte zum Vitamin D zusammenfassen und die Frage beantworten: "Ist es für die Vitamin-D-Versorgung ausreichend, wenn ich mit meinem Kind regelmäßig raus gehe?"
 
 

Was ist Vitamin D? Wofür ist es wichtig?

 
Vitamin D ist kein wirkliches Vitamin, sondern ein Hormon, das auf den Phosphat- und Kalzium-Stoffwechsel einwirkt. Es wirkt unterstützend bei der Einlagerung von Kalzium in die Knochen, da es dessen Aufnahme aus der Nahrung verbessert.

Das Vitamin D spielt auch eine wichtige Rolle für das Immunsystem. Es wird davon ausgegangen, dass es Einfluss auf die T-Lymphozyten hat, die auf Krankheitserreger reagieren. Darüber hinaus hat Vitamin D eine präventive Wirkung in Bezug auf Osteoporose und die allgemeine Knochendichte in späteren Jahren.

Außerdem haben Studien Anhaltspunkte dafür geliefert, dass sich die Höhe des Vitamin-D-Spiegels auf die Entstehung eines Typ-1-Diabetes mellitus oder das Risiko für Multiple Sklerose auswirken kann.

Es gibt außerdem Vermutungen, wonach ein Vitamin-D-Mangel grundlegend an der Entstehung von Krebs beteiligt sein könnte. Die Tatsache, dass die Gabe hoher Vitamin-D-Dosen die Sterblichkeit bei Krebs signifikant reduzieren, scheint das zu bestätigen.

 

Auswirkungen eines Vitamin-D-Mangels

 
XrayRicketsLegssmall.jpgEin Mangel an Vitamin D kann zu Rachitis führen. Dabei kommt es zu Störungen bei der Mineralisation der Knochen. Diese erkennt man daran, dass bspw. die Schädeldecke eines Babys so weich ist, dass sie mit den Fingern eingedrückt werden kann. Auch der Hinterkopf verformt sich bei einer Rachitis sehr schnell durch vieles Liegen. Dies kommt zwar auch bei ausreichender Vitamin D-Versorgung vor, wird durch einen Mangel jedoch befördert. Außerdem kann es es zu Verformungen der Knochen kommen, die ggf. irreparabel bleiben (wie z. B. X- und O-Beine oder eine Trichterbrust).
 
Weitere Symptome eines Vitamin-D-Mangels bei Kindern sind Unruhe, erhöhtes Schwitzen (vor allem am Kopf), Schlaffheit und eine hohe Infektanfälligkeit. Auch ein später Zahndurchbruch, Zahnschmelzdefekte und Karies können von einem Mangel beeinflusst sein. Es kann außerdem zu Wachstumsverzögerungen, einer verzögerten motorischen Entwicklung und einem erhöhten Risiko für Knochenfrakturen kommen.

 

Wie kann man einem Vitamin-D-Mangel bei Kindern und Babys vorbeugen?

 
In Deutschland ist es üblich, Säuglingen ab der zweiten Lebenswoche täglich ein Vitamin-D-Präparat zu verabreichen (teilweise in Kombination mit Fluorid). Die Einnahme erfolgt im ersten Lebensjahr durchgehend. Hat das Kind im Winter Geburtstag, soll es das Vitamin D bis zum Frühjahr nach seinem Geburtstag bekommen.

Die Tabletten lassen sich recht einfach auflösen - z. B. in Milch oder Wasser. Wir haben das Vitamin D mit einem Medikamentenlöffel eingeflößt - das hat bei Stillkindern gut geklappt. Viele geben das Vitamin D auch in die Flaschenmilch - das ist jedoch nur empfehlenswert, wenn man weiß, dass das Kind die Flasche komplett austrinkt.

Das Vitamin D gibt es auch als Vigantol® Öl, hiervon bekommt das Baby täglich einen Tropfen. Das Öl enthält - anders als die Tabletten - kaum Zusatzstoffe, weswegen es eine Alternative ist, wenn das Kind Blähungen von der Tablette bekommt (das ist gar nicht selten der Fall!) Es ist jedoch verschreibungspflichtig - die Tabletten erhält man auch rezeptfrei in der Apotheke. Die Kosten der Präparate trägt etwa bis zum Alter von 1,5 Jahren die gesetzliche Krankenkasse.
 

Wie viel Vitamin D brauchen Babys im ersten Lebensjahr?


Grundsätzlich wird ein Vitamin-D-Spiegel (sogenannte Serum-25-OHD-Konzentration) im Blut von über 50 nmol/l angestrebt. Studien haben ergeben, dass dies bei vollgestillten Kindern durch eine tägliche Dosis von 400 i. E. Vitamin D zuverlässig sichergestellt wird.

Daher lautet die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung aktuell, dass Babys im ersten Lebensjahr täglich zusätzlich zur Nahrung 10 µg (das entspricht 400 i. E.) Vitamin D bekommen sollen. Frühgeborene erhalten in den ersten Lebensmonaten eine tägliche Dosis von 800 - 1000 i. E. (20 bis 25 µg).
 

Wie viel Vitamin D brauchen Kinder ab dem zweiten Lebensjahr

 
Bis etwa 2011 wurde für Kinder ab dem zweiten Lebensjahr nur noch eine tägliche Zufuhr von 200 i. E. (5 µg) Vitamin D empfohlen. Früher ging man aus, dass ein Vitamin-D-Mangel erst vorliegt, wenn die Konzentration im Blut unter 27,5 nmol/l liegt - heute weiß man, dass die Konzentration mindestens 50 nmol/l betragen sollte und 75 nmol/l ideal wären. (Die Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels als IGEL-Leistung kostet übrigens 32,18 EUR (plus die Kosten für die Blutabnahme)). 
 
Studien haben ergeben, dass gerade größere Kinder mit Vitamin D unterversorgt sind. Während Mädchen im Alter von 0 bis 2 Jahren mit 59,8  nmol meist noch knapp über dem erstrebten Grenzwert liegen, sieht das bei älteren Kindern schon anders aus - im Alter von 11 bis 13 Jahren beispielsweise sinkt der durchschnittliche Spiegel von Mädchen auf 35,7 nmol - dabei beträgt der Wert im Februar durchschnittlich sogar nur 26,4 nmol - das gilt heute als deutlicher Mangel (hier nachzulesen).

Also wurden die Empfehlungen angepasst - heute sollen Kinder ab einem Jahr sogar das Vierfache der ursprünglich empfohlenen Menge, nämlich 20 µg (das entspricht 800 i. E.) Vitamin D pro Tag zu sich nehmen. Als ich mein erstes Kind bekam, waren noch die damaligen Empfehlungen von 5 µg aktuell, weswegen ich bisher immer im Hinterkopf hatte, dass nach dem ersten Lebensjahr ein ausreichender Spiegel ganz einfach mit Sonnenlicht oder über die Nahrungszufuhr erreicht werden kann. Dabei ist das Gegenteil der Fall - tatsächlich sollen Kinder doppelt so viel Vitamin D bekommen, wie Babys!

 

Wie wird der Vitamin-D-Bedarf gedeckt?


Vitamin D kann vom Körper durch die Synthetisierung von Sonnenlicht selbst gebildet werden. So können in lichtreichen Monaten etwa 90 % des täglichen Bedarfs gedeckt werden. Nur etwa 10 % des Tagesbedarfs werden über die Nahrung zugeführt.

Vitamin D kommt in Lebensmitteln nur in Spuren vor, lediglich Fischleberöl (Lebertran) enthält nennenswerte Mengen an Vitamin D - schmeckt aber scheußlich. Fetter Fisch (Hering, Sardine, Lachs, Makrele) enthalten relativ viel Vitamin D.
 
Vitamin D-Gehalt von Lebensmitteln
 
Die Bioverfügbarkeit des Vitamin D beträgt etwa 60-70 %, das heißt, dass nur etwa 6 - 7 µg vom Körper verwendet werden können, wenn ihm 10 µg Vitamin D über die Nahrung zugeführt werden.

Muttermilch enthält - abhängig vom Vitamin-D-Spiegel der Mutter - zwischen ca. 12 und 60 i. E. (0,3 bis 1,5 µg)  pro 100 ml. Das Problem ist, dass man zum einen nicht weiß, wie viel die eigene Milch enthält und zum anderen, wie viel das Kind davon am Tag trinkt. Aber wie schon oben erwähnt, ist ohnehin eine tägliche Zufuhr von 400 i. E. notwendig, um den gewünschten Vitamin-D-Spiegel zu erreichen.

Flaschenmilch enthält etwa 40 bis 48 i. E. (1,0 bis 1,2 µg) Vitamin D pro 100 ml - genaue Angaben zum Vitamin D-Gehalt der einzelnen Pre-Sorten findest Du in der Übersicht im Artikel Pre und 1er - Welche Anfangsnahrung ist die beste? Während im ersten Lebensjahr zusätzlich zur Pre ein Vitaminpräparat gegeben werden soll, deckt die Milch im zweiten Lebensjahr einen Teil des Tagesbedarfes. Trinkt ein einjähriges Kind also noch eine Flasche mit 200 ml Pulvermilch, entspricht das etwa einem Achtes der erforderlichen Zufuhr. Bei Kuhmilch ist zu beachten, dass der Vitamin-D-Spiegel jahreszeitabhängig schwankt - im Winter, wo der Bedarf am größten ist, ist der Vitamin-D-Gehalt der Milch unter Umständen deutlich niedriger.

 

Wie viel Vitamin D wird durch Sonneneinstrahlung gebildet?


Die Menge an Vitamin D gebildet wird (endogene Synthese), ist stark abhängig von der Intensität der Sonneneinstrahlung, der geografischen Breite und der Hautbeschaffenheit. Bei sehr dunklen Hautpigmenten ist nur eine sehr begrenzte Vitamin-D-Synthese möglich.

Bei einer direkten Sonnenbestrahlung werden im Sommer in unseren Breiten pro Quadratzentimeter Haut in drei Stunden durchschnittlich 18 i. E. (0,25 µg) Vitamin D gebildet. Ein Babygesicht hat etwa 20 Quadratzentimeter - innerhalb von 3 Stunden kann es also theoretisch etwa 360 i. E. bilden. Allerdings nur dann, wenn es ungeschützt der Sonne ausgesetzt wird - das wird im ersten Lebensjahr jedoch grundsätzlich nicht empfohlen.

Bei älteren Kinder ist das Problem, dass diese heutzutage penibel eingecremt werden und kaum noch ungeschützt in der Sonne sind. Schon der Lichtschutzfaktor 15 hemmt die Vitamin D-Produktion des Körpers um 99,5 %! Sind die Kinder also nur eingecremt draußen, kann der Körper auch im Sommer nicht ausreichend Vitamin D bilden. Ich hatte schon im Artikel Sonnencreme und Sonnenschutz - wie wir unsere Kinder am besten schützen empfohlen, Kinder nicht immer sofort einzucremen, sondern der Haut Gelegenheit zu geben, einen natürlichen Schutz aufzubauen. Da Cremes heutzutage schon sofort nach dem Auftragen wirken und nicht mehr schon 20 Minuten vorher eingecremt werden muss, sollten Kinder immer erst mal ein paar Minuten ungeschützt in die Sonne gehen - dies füllt dann auch den Vitamin-D-Speicher effektiv.
 
Man kann davon ausgehen, dass das Kind ausreichend Vitamin D durch Sonne versorgt wird, wenn es  sich in den Monaten März bis Oktober  mindestens drei mal pro Wochen etwa 20 Minuten ungeschützt im Freien bei Sonnenschein aufhält und dabei Gesicht und Arme (also etwa 20 - 25 % der Körperoberfläche) unbedeckt sind. Als Faustregel kann man sich also merken: Täglich etwa 10 Minuten Sonne und dann erst cremen.
 
Im Winter ist es durch den Sonnenstand jedoch nahezu unmöglich, sich ausreichend mit Vitamin D zu versorgen. Als Faustregel gilt: Nur so lange der Schatten des Körpers kürzer ist, als der Körper selbst, wird von der Haut Vitamin D gebildet - das trifft in der kalten Jahreszeit (November bis Februar)  im Grunde fast nie zu. Ich habe letzte Woche mal nachgemessen - selbst um 12 Uhr war mein Schatten doppelt so lang, wie mein Körper.
 
Zwar speichert der Körper das Vitamin D im Körperfett, so dass nach einem lichtreichen Sommer auch einige Monate davon gezehrt werden kann, aber im Januar/Februar sind diese Reserven meist vollständig aufgebraucht. Es besteht übrigens die Vermutung, dass auch deswegen diese Monate sehr infektreich sind.
 

Kann man Vitamin D überdosieren?


Grundsätzlich ist das möglich - jedoch sehr schwierig.  Dazu müsste man dauerhaft mehr als 2.000 i. E. aufnehmen. Es gibt nur sehr wenige dokumentierte Fälle - die meisten davon waren dadurch verursacht, dass kleinen Kinder Erwachsenen-Dosierungen verabreicht wurden. Wird für Kinder unter einem Jahr die Dosierung von 400 bis 500 i. E. eingehalten, besteht keine Gefahr einer Überdosierung. Durch Sonnenlicht kann man Vitamin D nicht überdosieren.
 
 

Fazit

 
In Deutschland sind laut Robert-Koch-Institut42,9 % (!) aller Kinder im Alter von 3 bis 17 Jahren suboptimal mit Vitamin D versorgt. Dabei haben 15,5 % einen moderaten Mangel und 3,6 - 4,0 % sogar einen schweren Vitamin-D-Mangel.
 
Eine Studie hat ergeben, dass Kinder im Alter von 6 bis 11 Jahren über die Nahrung täglich nur etwa 1,3 bis 1,4 µg Vitamin D aufnehmen - 20 (!) µg brauchen sie. Daher ist ein häufiger Aufenthalt im Freien und in lichtarmen Monaten die Gabe eines Vitaminpräparates auch bei größeren Kindern überdenkenswert - unser Arzt empfahl auf meine Nachfrage eine dauerhafte Gabe von Vigantoletten (400 i. E.) im Winter auch für größere Kinder. Bei Zweifeln sollte man im Januar/Februar mal den Spiegel bestimmen lassen, um zu schauen, ob ein Mangel besteht. Zwar zehrt der Körper im Winter von im Sommer angelegten Depots - wenn unsere Kinder jedoch ausschließlich mit Sonnencreme geschützt im Sommer unterwegs sind, ist die Vitamin-D-Bildung beeinträchtigt. Daher empfiehlt es sich, Kinder regelmäßig für kurze Zeit ungeschützt in die Sonne zu lassen - so baut sich auch ein natürlicher Hautschutz auf.
 
Übrigens: Auch Erwachsene in Deutschland sind chronisch mit Vitamin D unterversorgt 42,2 % erreichen nicht den angestrebten Vitamin D-Spiegel von 50 nmol - 17% nicht einmal 25 nmol!

© Danielle

 

 

Quellen





http://www.gesundheit.de/ernaehrung/naehrstoffe/vitamine/vitamin-d

Bildnachweis

Röntgenbild: „XrayRicketsLegssmall“ von Das Original wurde von Mrich in der Wikipedia auf Englisch hochgeladen - Image created by Michael L. Richardson, M.D. Sept 28th, 2004 de:Bild:Rachitis.jpg Originally from en.wikipedia; description page is/was here.. Lizenziert unter CC BY-SA 1.0über Wikimedia Commons.

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