Liebe Aptamil-Experten,
vor einigen Tagen leitete mir eine Leserin auf Facebook einen Newsletter von Aptamil weiter. Er ist an Mütter adressiert, deren Babys 17 Wochen alt sind. Eins der Themen darin: "5 Anzeichen Ihres Babys für den Start mit der Beikost".
Eigentlich sollte man erwarten, dass sich ein Produzent von Babynahrung ganz gut mit der Ernährung von Kindern auskennt - umso verwunderter war ich, folgendes zu lesen:
![Baby isst Karottenbrei Baby isst Karottenbrei]()
Was genau ist eigentlich eine"volle Milchmahlzeit"? Eine Flasche mit der auf der Packungsrückseite angegebenen Standardmenge gefüllt (230 ml)? Wenn ein Kind nach einer "vollen Milchmahlzeit" nach mehr verlangt, dann hat es offenbar gerade einfach mehr Hunger, als ein Normbaby zu einer Normmahlzeit. Die meisten Menschen essen sehr unterschiedliche Nahrungsmengen. Niemand hat immer zum selben Zeitpunkt genauso viel Hunger - auch Babys nicht. Brüste haben schließlich auch keine Milliliter-Skala - weint ein Baby nach dem Stillen und verlangt offensichtlich mehr, dann würde man ihm einfach nochmal die andere Brust anbieten. Das nennt sich "Stillen nach Bedarf" - mal ein kleiner Schluck und mal eine ausgedehnte Mahlzeit.
Sollte ein Kind wirklich längere Zeit von einer Flaschenmahlzeit nicht mehr satt werden, dann kann man ihm zunächst auch einfach erstmaleine sättigendere 1er-Milch geben, bevor man mit Brei anfängt. Ein Brei macht das Kind nämlich nicht satter - er hat deutlich weniger Kalorien, als die Milch. Eine "volle Milchmahlzeit" Aptamil-Pre hat 152 kcal - ein Glas (190 g) Karottenbrei nur ganze 46 kcal. Selbst ein Glas Gemüse-Fleisch-Brei hat nur zwischen 90 und 125 kcal.
Beikost wird nicht eingeführt, um Kinder satter zu machen, sondern um sie langsam an festere Nahrung zu gewöhnen.
Nein, ein Kind, das im Alter von 4 Monaten schon auf die nächste "feste Mahlzeit"warten muss, ist nicht offensichtlich beikostreif, sondern viel eher bemitleidenswert. Wie schon erwähnt, sollen Säuglinge- und das sind auch 4-monatige Babys noch - üblicherweise nach Bedarfgefüttert werden. Auch in diesem Alter ist es normal, wenn ein Kind bei seinen Mahlzeiten noch keinen festen Rhythmus gefunden hat, ganz unterschiedliche Mengen Milch trinkt und ganz unterschiedlich lang satt davon ist.
Wenn Babys an den Händen kauen, kann das ein Zeichen dafür sein, dass sie hungrig sind - es gibt jedoch keinen Aufschluss darüber, dass es Brei statt Milch braucht oder möchte. Babys sollten ihre Milch bekommen, wenn sie hungrig sind und nicht warten müssen, bis es Zeit für eine Mahlzeit ist.
Unabhängig davon haben viele Kinder in diesem Alter ständig die Hände im Mund - sie sind quasi ist ihr erstes Spielzeug.Damit wird - sogar schon im Mutterleib - die Hand-Mund-Koordination trainiert. Babys nutzen die Hände auch, um daran zur Beruhigung zu saugen - das Verhalten ist also nicht zwingend ein Hungerzeichen.*
Ein Baby, das alles in den Mund nimmt, ist nicht beikostreif, sondern zeigt ein altersgerechtes Erkundungsverhalten. Auch Kinder, die noch lange nicht beikostreif sind, nehmen alles, was sie in die Hände bekommen, in den Mund. Ungefähr im vierten Monat beginnt das Baby mit dem oralen Erkunden, auch "Mundeln" genannt. Es führt alle Gegenstände zum Mund und betastet sie ausgiebig mit seinen Lippen und seiner Zunge. Das Kennenlernen der Dinge erfolgt im ersten Lebensjahr weniger über die Augen, sondern zunächst mit dem Mund und später mit den Händen.
![Baby mit Spielzeug Baby mit Spielzeug]()
Wenn das Baby etwas zum Mund führt, dann will es nicht prüfen ob der Gegenstand essbar ist, es will vielmehr Oberfläche, Konsistenz, Größe und Form erkunden (taktil-kinästhetische Wahrnehmung). Die Mundschleimhaut und die Zungen- und Lippenmuskeln übermitteln dem Gehirn dabei Informationen zur Beschaffenheit des Objekts. Bis zum achten Monat ist das orale Erkunden das vorherrschende Spielverhalten. Erst danach wird es vom Hantieren abgelöst. Mit etwa anderthalb Jahren verliert sich das Mundeln vollständig.*
Führen Babys also Gegenstände zum Mund, dann wollen sie sie einfach nur kennenlernen - nicht essen. Man kann aus diesem Verhalten keineRückschlüsse auf die Beikostreife ziehen.
Babys beobachten ganz intensiv ihre Umwelt und der Vorgang des Essens fasziniert sie sehr. Sie beobachten jedoch genauso interessiert, wie Menschen rauchen oder ein Glas Bier trinken - daraus würden wir jedoch ganz sicher nicht schließen, dass es an der Zeit wäre, ihnen diese Sachen anzubieten.
Menschenbabys lernen durch Beobachten und Nachahmen. Daher schauen sie immer interessiert zu, wenn Eltern mit Dingen hantieren. Am interessantesten sind für sie die Dinge, diekonsequent aus ihrer Reichweite gehalten werden: z. B. die Klobürste, das Handy und eben Nahrungsmittel. Aus Angst, dass sie sich verschlucken, geben wir ihnen unser Essen nicht in die Hand - was dessen Attraktivität enorm steigert. Die verbotenen Dinge sind (und bleiben) am interessantesten.
Ein Kind, das im Alter von 17 Wochen (= 4 Monate) durchschläft, ist nicht beikostreif, sondern zunächst erst einmal ein wirklich großes Glück - das allerdings nicht viele Eltern haben - nach einer unrepräsentativen Umfrage von mir zum Thema Durchschlafenunter 109 Müttern schliefen gerade mal knapp 30 % der Kinder mit 3 Monaten durch - mit 6 Monaten waren es etwa 40 %. Ich musste sogar über 5 Jahre warten, bis mein Kind das erste mal mehr als drei Nächte durchschlief (und dann wieder damit aufhörte). Ein extrem schwieriger Fall - zugegeben, aber in meiner Umfrage wurde noch ein Drittel der Kinder nach dem ersten Geburtstag regelmäßig wach, nach dem dritten Geburtstag war es immerhin noch jedes zehnte Kind.
Es gibt übrigens einen Entwicklungssprung um die 19. Lebenswoche - dieser kündigt sich in der Regel schon ein bis zwei Wochen vorher an und geht oft einher mit großem Hunger. (Lustigerweise schreiben die (offenbar etwas kundigeren Milupa-Kollegen aus der Schweiz genau das: "Mit vier Monaten machen viele Babys einen Wachstumsschub durch und sind dann hungriger als gewöhnlich" und außerdem: "Dieses Phänomen sollte keinesfalls als Anzeichen für die Beikostreife gedeutet werden. Zu diesem Zeitpunkt ist ihr Verdauungssystem noch nicht ausreichend ausgereift, um feste Nahrung verarbeiten zu können, selbst in Breiform!")
Wacht ein Baby nachts auf, weil es hungrig ist, dann heißt das ganz sicher nicht, dass nun der Zeitpunkt gekommen ist, dass Beikost angeboten werden sollte. Denn üblicherweise essen alle Babys nachts das selbe: Milch - und keinen Brei. Und die kann man guten Gewissens jederzeit mit 5 Wochen, 5 Monaten oder 5 Jahren anbieten. Ein 4-monatiges Baby, das nachts hungrig ist, ist nur eins: vollkommen normal. Auch wenn es vorher schon durchgeschlafen haben sollte.
Kinderärzte sind in der Regel kein wirklich geeigneter Ansprechpartner in Bezug auf die Ernährung von Kindern. Während ihres Studiums lernen sie nur ganz am Rand in ein bis zwei Vorlesungen etwas über das Stillen und die Beikost - in dieser kurzen Zeit werden allenfalls die aktuellen Empfehlungen kurz angerissen.
![]()
Nach dem Studium kommt es ganz auf das Interesse des Arztes an, sich diesbezüglich vertieft fortzubilden. Leider lauern hier einige Tücken. So empfiehlt noch so mancher Kinderarzt stillenden Müttern, ab dem 5. Monat fleischhaltige Gläschen zu füttern, weil sonst ein Eisenmangel beim Baby drohe. Das habe eine Studie ergeben. Sieht man sich diese jedoch genauer an, stellt man fest, dass sie von Hipp, Alete und der Fleischindustrie unterstützt wurde und eigentlich nur ergab, dass auch ein höherer Fleischanteil im Glas den Eisenwert bei Stillkindern nicht erhöht.
Über Beikost lernen Ärzte nicht viel - in der Regel nur die offizielle Handlungsempfehlungen für die Säuglingsernährung. Wie (wenig) sinnvoll diese schematischen Empfehlungen sind, kann man sehr ausführlich bei Dr. Herbert Renz-Polster nachlesen. Auf der letzten Seite der Empfehlung findet man brigens den Hinweis, dass nur 4 der insgesamt 10 Autoren keine Interessenskonflikte bezüglich des Themas haben - alle anderen geben an, dass sie die eine oder andere vergütete Tätigkeit für Firmen wie Hipp und Nestlé durchgeführt haben.
Babynahrunghersteller sind außerordentlich aktiv, was die Kongresse für Kinder- und Jugendmedizin betrifft - regelmäßig trifft man dort Stände von Hipp, Humana, Milupa und Nestlé. Jetzt im Februar 2017 findet ein DGKJ-Kurs Pädiatrische Ernährungsmedizin statt - offizieller Sponsor der Veranstaltung: Milupa. Auch beim Süddeutschen Kongress für Kinder- und Jugendmedizin stehen Hipp, Milupa, Nestlé auf der Austellerliste. Kurzum: Man kann sich gut vorstellen, wie unabhängig einige Kongresse und Fortbildungen für Ärzte sind, die die kindliche Ernährung betreffen.
Daher: Fragt im Zweifel lieber Eure Hebamme - das ist der einzig sinnvolle Tipp aus dem Aptamil-Newsletter. Sie kennt hoffentlich die "richtigen" Beikostreifeanzeichen:
Folgende Voraussetzungen sollten vorliegen, bevor man mit der Beikost startet:
© Danielle
![]()
*Mehr zur altersgerechten Entwicklung lest ihr im wunderbaren "Babyjahre" von Remo H. Largo.
vor einigen Tagen leitete mir eine Leserin auf Facebook einen Newsletter von Aptamil weiter. Er ist an Mütter adressiert, deren Babys 17 Wochen alt sind. Eins der Themen darin: "5 Anzeichen Ihres Babys für den Start mit der Beikost".
Eigentlich sollte man erwarten, dass sich ein Produzent von Babynahrung ganz gut mit der Ernährung von Kindern auskennt - umso verwunderter war ich, folgendes zu lesen:
"Ob ihr Baby bereit für Beikost ist, können Sie an konkreten Anzeichen erkennen.
- nach einer vollen Milchmahlzeit weint oder nach mehr verlangt
- sich zunehmend schwer tut, bis zur nächsten Mahlzeit zu warten und an den Händen kaut
- alles in den Mund nimmt, was in seiner Reichweite liegt
- interessiert dabei zusieht, wie sie essen und mit den Augen jedem Löffel folgt, den sie zum Mund führen
- selbst wenn es bisher die Nacht durchgeschlafen hat, jetzt aufwacht, um gefüttert zu werdenDiese Empfehlungen sind wirklich bedenklich, weil diese Zeichen so ziemlich auf fast jedes vier Monate altes Baby zutreffen und Eltern damit suggeriert wird, dass es mit 17 Wochen endlich Zeit wird, feste Nahrung zu füttern. Dabei sind die meisten Kinder erst etwa mit einem halben Jahr beikostreif - manche Babys (eher wenige) sind schon früher so weit, andere (eher mehr) brauchen noch etwas länger. Erfolgt der Beikoststart zu früh, ist das häufig mit Problemen und Stress verbunden - daher ist es mir wichtig, auf die vermeintlichen Beikostreifezeichen genauer einzugehen.
Wenn Ihr Baby diese Anzeichen zeigt, wird es Zeit, mit Ihrer Hebamme oder Ihrem Kinderarzt über die Einführung von Beikost zu sprechen."
Das Kind ist beikostreif, wenn es nach einer vollen Milchmahlzeit weint oder nach mehr verlangt

Was genau ist eigentlich eine"volle Milchmahlzeit"? Eine Flasche mit der auf der Packungsrückseite angegebenen Standardmenge gefüllt (230 ml)? Wenn ein Kind nach einer "vollen Milchmahlzeit" nach mehr verlangt, dann hat es offenbar gerade einfach mehr Hunger, als ein Normbaby zu einer Normmahlzeit. Die meisten Menschen essen sehr unterschiedliche Nahrungsmengen. Niemand hat immer zum selben Zeitpunkt genauso viel Hunger - auch Babys nicht. Brüste haben schließlich auch keine Milliliter-Skala - weint ein Baby nach dem Stillen und verlangt offensichtlich mehr, dann würde man ihm einfach nochmal die andere Brust anbieten. Das nennt sich "Stillen nach Bedarf" - mal ein kleiner Schluck und mal eine ausgedehnte Mahlzeit.
Sollte ein Kind wirklich längere Zeit von einer Flaschenmahlzeit nicht mehr satt werden, dann kann man ihm zunächst auch einfach erstmaleine sättigendere 1er-Milch geben, bevor man mit Brei anfängt. Ein Brei macht das Kind nämlich nicht satter - er hat deutlich weniger Kalorien, als die Milch. Eine "volle Milchmahlzeit" Aptamil-Pre hat 152 kcal - ein Glas (190 g) Karottenbrei nur ganze 46 kcal. Selbst ein Glas Gemüse-Fleisch-Brei hat nur zwischen 90 und 125 kcal.
Beikost wird nicht eingeführt, um Kinder satter zu machen, sondern um sie langsam an festere Nahrung zu gewöhnen.
Ein Kind, das sich zunehmend schwer tut, bis zur nächsten Mahlzeit zu warten und an den Händen kaut, ist beikostreif
Nein, ein Kind, das im Alter von 4 Monaten schon auf die nächste "feste Mahlzeit"warten muss, ist nicht offensichtlich beikostreif, sondern viel eher bemitleidenswert. Wie schon erwähnt, sollen Säuglinge- und das sind auch 4-monatige Babys noch - üblicherweise nach Bedarfgefüttert werden. Auch in diesem Alter ist es normal, wenn ein Kind bei seinen Mahlzeiten noch keinen festen Rhythmus gefunden hat, ganz unterschiedliche Mengen Milch trinkt und ganz unterschiedlich lang satt davon ist.
Wenn Babys an den Händen kauen, kann das ein Zeichen dafür sein, dass sie hungrig sind - es gibt jedoch keinen Aufschluss darüber, dass es Brei statt Milch braucht oder möchte. Babys sollten ihre Milch bekommen, wenn sie hungrig sind und nicht warten müssen, bis es Zeit für eine Mahlzeit ist.
Unabhängig davon haben viele Kinder in diesem Alter ständig die Hände im Mund - sie sind quasi ist ihr erstes Spielzeug.Damit wird - sogar schon im Mutterleib - die Hand-Mund-Koordination trainiert. Babys nutzen die Hände auch, um daran zur Beruhigung zu saugen - das Verhalten ist also nicht zwingend ein Hungerzeichen.*
Ein Baby ist beikostreif, wenn es alles in den Mund nimmt, was in seine Reichweite gelangt
Ein Baby, das alles in den Mund nimmt, ist nicht beikostreif, sondern zeigt ein altersgerechtes Erkundungsverhalten. Auch Kinder, die noch lange nicht beikostreif sind, nehmen alles, was sie in die Hände bekommen, in den Mund. Ungefähr im vierten Monat beginnt das Baby mit dem oralen Erkunden, auch "Mundeln" genannt. Es führt alle Gegenstände zum Mund und betastet sie ausgiebig mit seinen Lippen und seiner Zunge. Das Kennenlernen der Dinge erfolgt im ersten Lebensjahr weniger über die Augen, sondern zunächst mit dem Mund und später mit den Händen.

Wenn das Baby etwas zum Mund führt, dann will es nicht prüfen ob der Gegenstand essbar ist, es will vielmehr Oberfläche, Konsistenz, Größe und Form erkunden (taktil-kinästhetische Wahrnehmung). Die Mundschleimhaut und die Zungen- und Lippenmuskeln übermitteln dem Gehirn dabei Informationen zur Beschaffenheit des Objekts. Bis zum achten Monat ist das orale Erkunden das vorherrschende Spielverhalten. Erst danach wird es vom Hantieren abgelöst. Mit etwa anderthalb Jahren verliert sich das Mundeln vollständig.*
Führen Babys also Gegenstände zum Mund, dann wollen sie sie einfach nur kennenlernen - nicht essen. Man kann aus diesem Verhalten keineRückschlüsse auf die Beikostreife ziehen.
Das Kind ist beikostreif, wenn es interessiert dabei zusieht, wie die Eltern essen und mit den Augen jedem Löffel folgt, den sie zum Mund führen
Babys beobachten ganz intensiv ihre Umwelt und der Vorgang des Essens fasziniert sie sehr. Sie beobachten jedoch genauso interessiert, wie Menschen rauchen oder ein Glas Bier trinken - daraus würden wir jedoch ganz sicher nicht schließen, dass es an der Zeit wäre, ihnen diese Sachen anzubieten.
Menschenbabys lernen durch Beobachten und Nachahmen. Daher schauen sie immer interessiert zu, wenn Eltern mit Dingen hantieren. Am interessantesten sind für sie die Dinge, diekonsequent aus ihrer Reichweite gehalten werden: z. B. die Klobürste, das Handy und eben Nahrungsmittel. Aus Angst, dass sie sich verschlucken, geben wir ihnen unser Essen nicht in die Hand - was dessen Attraktivität enorm steigert. Die verbotenen Dinge sind (und bleiben) am interessantesten.
Das Kind ist ist beikostreif, wenn es jetzt aufwacht, um gefüttert zu werden, selbst wenn es bisher die Nacht durchgeschlafen hat
Ein Kind, das im Alter von 17 Wochen (= 4 Monate) durchschläft, ist nicht beikostreif, sondern zunächst erst einmal ein wirklich großes Glück - das allerdings nicht viele Eltern haben - nach einer unrepräsentativen Umfrage von mir zum Thema Durchschlafenunter 109 Müttern schliefen gerade mal knapp 30 % der Kinder mit 3 Monaten durch - mit 6 Monaten waren es etwa 40 %. Ich musste sogar über 5 Jahre warten, bis mein Kind das erste mal mehr als drei Nächte durchschlief (und dann wieder damit aufhörte). Ein extrem schwieriger Fall - zugegeben, aber in meiner Umfrage wurde noch ein Drittel der Kinder nach dem ersten Geburtstag regelmäßig wach, nach dem dritten Geburtstag war es immerhin noch jedes zehnte Kind.
Es gibt übrigens einen Entwicklungssprung um die 19. Lebenswoche - dieser kündigt sich in der Regel schon ein bis zwei Wochen vorher an und geht oft einher mit großem Hunger. (Lustigerweise schreiben die (offenbar etwas kundigeren Milupa-Kollegen aus der Schweiz genau das: "Mit vier Monaten machen viele Babys einen Wachstumsschub durch und sind dann hungriger als gewöhnlich" und außerdem: "Dieses Phänomen sollte keinesfalls als Anzeichen für die Beikostreife gedeutet werden. Zu diesem Zeitpunkt ist ihr Verdauungssystem noch nicht ausreichend ausgereift, um feste Nahrung verarbeiten zu können, selbst in Breiform!")
Wacht ein Baby nachts auf, weil es hungrig ist, dann heißt das ganz sicher nicht, dass nun der Zeitpunkt gekommen ist, dass Beikost angeboten werden sollte. Denn üblicherweise essen alle Babys nachts das selbe: Milch - und keinen Brei. Und die kann man guten Gewissens jederzeit mit 5 Wochen, 5 Monaten oder 5 Jahren anbieten. Ein 4-monatiges Baby, das nachts hungrig ist, ist nur eins: vollkommen normal. Auch wenn es vorher schon durchgeschlafen haben sollte.
Wenn Ihr Baby diese Anzeichen zeigt, wird es Zeit, mit Ihrer Hebamme oder Ihrem Kinderarzt über die Einführung von Beikost zu sprechen
Kinderärzte sind in der Regel kein wirklich geeigneter Ansprechpartner in Bezug auf die Ernährung von Kindern. Während ihres Studiums lernen sie nur ganz am Rand in ein bis zwei Vorlesungen etwas über das Stillen und die Beikost - in dieser kurzen Zeit werden allenfalls die aktuellen Empfehlungen kurz angerissen.

Nach dem Studium kommt es ganz auf das Interesse des Arztes an, sich diesbezüglich vertieft fortzubilden. Leider lauern hier einige Tücken. So empfiehlt noch so mancher Kinderarzt stillenden Müttern, ab dem 5. Monat fleischhaltige Gläschen zu füttern, weil sonst ein Eisenmangel beim Baby drohe. Das habe eine Studie ergeben. Sieht man sich diese jedoch genauer an, stellt man fest, dass sie von Hipp, Alete und der Fleischindustrie unterstützt wurde und eigentlich nur ergab, dass auch ein höherer Fleischanteil im Glas den Eisenwert bei Stillkindern nicht erhöht.
Über Beikost lernen Ärzte nicht viel - in der Regel nur die offizielle Handlungsempfehlungen für die Säuglingsernährung. Wie (wenig) sinnvoll diese schematischen Empfehlungen sind, kann man sehr ausführlich bei Dr. Herbert Renz-Polster nachlesen. Auf der letzten Seite der Empfehlung findet man brigens den Hinweis, dass nur 4 der insgesamt 10 Autoren keine Interessenskonflikte bezüglich des Themas haben - alle anderen geben an, dass sie die eine oder andere vergütete Tätigkeit für Firmen wie Hipp und Nestlé durchgeführt haben.
Babynahrunghersteller sind außerordentlich aktiv, was die Kongresse für Kinder- und Jugendmedizin betrifft - regelmäßig trifft man dort Stände von Hipp, Humana, Milupa und Nestlé. Jetzt im Februar 2017 findet ein DGKJ-Kurs Pädiatrische Ernährungsmedizin statt - offizieller Sponsor der Veranstaltung: Milupa. Auch beim Süddeutschen Kongress für Kinder- und Jugendmedizin stehen Hipp, Milupa, Nestlé auf der Austellerliste. Kurzum: Man kann sich gut vorstellen, wie unabhängig einige Kongresse und Fortbildungen für Ärzte sind, die die kindliche Ernährung betreffen.
Daher: Fragt im Zweifel lieber Eure Hebamme - das ist der einzig sinnvolle Tipp aus dem Aptamil-Newsletter. Sie kennt hoffentlich die "richtigen" Beikostreifeanzeichen:
Welches sind denn nun wirklich die Anzeichen für Beikostreife?
Folgende Voraussetzungen sollten vorliegen, bevor man mit der Beikost startet:
- das Baby zeigt grundsätzlich Interesse an Nahrung und kann diese auch selbständig in den Mund stecken,
- das Baby kann (mit Unterstützung) auf dem Schoß oder dem Hochstuhl aufrecht sitzen
- der Zungenstreckreflex (mit dem die Zunge automatisch Nahrung wieder aus dem Mund schiebt) ist schwächer geworden und
- es ist eine Bereitschaft zum Kauen vorhanden.
© Danielle
*Mehr zur altersgerechten Entwicklung lest ihr im wunderbaren "Babyjahre" von Remo H. Largo.